Einkauf + Tüten Thailand
Minishops, die Kommunikationszentralen und Tüten für alles
Manche Dinge sind einfach anders in Thailand, verwunderlich und erstaunlich
Minishops in Thailand
Die kleinsten Läden mit den größten gesellschaftlichen Aufgaben
Es gibt Dinge in Thailand, die westliche Besucher einfach nicht begreifen wollen. Der Linksverkehr. Die Tatsache, dass es auf jedem Markt exakt dreißig Varianten desselben Snacks gibt. Oder eben: die florierende Parallelwelt der Minishops, diese knuffigen Mini-Märkte, die aussehen, als könnte man sie mit einem kräftigen Windstoß umwerfen – und die trotzdem alles verkaufen, was der Mensch zum Überleben braucht. Und zwar sofort.
Für Außenstehende wirken sie wie das Ergebnis eines Experiments: „Wie viele Waren kann man auf sechs Quadratmetern stapeln, ohne dass die Physik beleidigt die Bühne verlässt?“ Doch die Thais haben das optimiert: Es gibt ein streng geheimes, kulturell vererbtes Ordnungssystem, das ungefähr so durchschaubar ist wie ein Horoskop für Reiskörner.
Warum Thais keine Hamsterkäufe machen
Während Europäer bei jedem Angebot im Supermarkt die innere Apokalypse-Planer Stimme hören („Drei Kilo Nudeln extra schaden nie!“), haben Thais dafür nur ein mild irritiertes Lächeln übrig. Vorräte horten? Wozu? Die Zukunft ist sowieso unberechenbar – und wenn man etwas braucht, dann gibt es ja den Minishop. Und so ein ganzes Päckchen Zigaretten kaufen? Wozu, wer weiß, ob man noch 20 Glimmstengel überlebt, also kauft man doch lieber nur ein oder zwei...Hinzu kommt: Viele thailändische Haushalte besitzen nur Geräte, die streng genommen nicht als Lagerfläche gedacht sind. Kühlschränke sind klein, Gefriertruhen selten, und Küchenschränke werden schon mal zweckentfremdet zum Klamotten lagern oder Schuhe oder...– da ist gar kein Platz mehr für 3 Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen und 117 Gramm Reis.
Die logische Lösung? Der Minishop wird einfach als externer Vorratsraum betrachtet.
- Braucht man eine Zwiebel, kauft man eine.
- Braucht man ein Ei, kauft man eins.
- Braucht man Benzin? Kein Problem – gibt’s in der Sprite-Flasche deines Vertrauens.
Der Minishop ist also nicht einfach ein Geschäft. Er ist die räumlich ausgelagerte Speisekammer der Nation.
Klatsch, Tratsch und die Nachrichtenzentrale der Straße
Minishops haben einen zweiten, noch wichtigeren Zweck: Sie sind die thailändische Version von Facebook, Dorfkneipe und Bushaltestelle in einem. Der Ort, an dem alle zusammentreffen und niemand sich abmeldet.Hier erfährt man, warum Lek plötzlich eine neue Frisur trägt, wie viele Bier Somchai gestern geschafft hat, wer wessen Motorrad ausgeliehen und nie zurückgebracht hat, und welche Cousine dritten Grades jetzt doch noch den lang verschollenen Freund geheiratet hat.
Wer glaubt, Minishops seien Geschäfte, denkt zu klein. Sie sind Stimmungsbarometer, Nachrichtenticker und seelische Erste Hilfe. Der Besitzer weiß meist alles, was man wissen muss – und noch mehr, was man nicht wissen wollte.
Der Minishop erfüllt eine Funktion, die weit über Einkaufen und Tratschen hinausgeht: Er ist der inoffizielle Problemlösungsdienstleister des thailändischen Alltags.
- Motorrad kaputt? Der Minishop weiß wen du anrufen musst.
- Schlüssel verloren? Der Minishop hat irgendwo ein Ersatzschloss liegen.
- Liebeskummer? Der Minishop hat Chips, Eiscreme und jemanden, der zuhört.
- Leerer Handy-Akku? Es gibt immer eine Steckdose, deren Kabelverlauf auf keinen Fall irgendeiner Norm entspricht.
- Behördlicher Papierkram? „Komm erst mal rein, ich kenne jemanden, der jemanden kennt…“
Und wenn wirklich nichts mehr hilft, verkauft der Minishop zumindest ein Erfrischungsgetränk, das genug Zucker hat, um die Lebensgeister wieder in Umlauf zu bringen.
Kurz gesagt: Minishops sind die Allzweckwaffen des thailändischen Mikro-Universums. Sie halten die Nachbarschaft zusammen, sichern den Informationsfluss, lindern akute Engpässe – und versorgen ganze Quartiere mit Lebensmitteln, wenn mal wieder der große Supermarkt drei Kilometer zu weit weg erscheint. Und wer in der Nähe keinen Minishop hat, hart sicher einen, der regelmäßig vorbeikommt mit einem Grocery-Truck, einem ⇒ Rot Phumphuang oder Shopping Truck.
Minishops, Minimart...
Verpackungen - das Thai-Tüten-Syndrom
Wir als Europäer, die sich schon schämen, wenn sie beim Einkaufen mal wieder Ihren Einkaufskorb vergessen haben und darauf hin gezwungenermaßen zur kostenpflichtigen Papptüte greifen müssen, werden hier wieder ein ganz neues Verhältnis zu dem verhassten Packbeutel bekommen. Eigentlich sind sie ja seit 2020 verboten, aber seit Beginn der Covid-Pandemie geriet das wohl in Vergessenheit...In einem Einkaufszentrum in Thailand an 8 verschiedenen Kassen 8 verschiedenen Kleinartikel gekauft? Dann hat der Käufer 8 Plastik oder Papiertüten mit sich herumzuschleppen, obwohl alles auch in eine passen würde, denn die Tüten werden mit Heftklammern verschlossen. Gut, das hat schon was, denn so sieht der nächste Verkäufer gleich wieder einen potenziellen Kunden, denn wer Geld für 8 Tüten hat, der hat es auch für 9.
Platiktüten zuhauf
An allen Strassenständen wird das Essen in Plastiktüten verpackt. Thai-Tüten sind wirklich wasserdicht, belastbar und auch hochtemperaturfest.
So bestellt man Reis, eine Portion Fisch, einmal Huhn, dazu kommen zwei verschiedene Sossen. Der Verkäufer füllt den Reis in eine Tüte, Gummi drum - zu, das Fleisch, Gummi drum - zu, das Huhn, Gummi drum - zu, die erste Sosse Gummi drum - zu, die zweite Sosse Gummi drum - zu. Fertig ?
Nein, denn zu zwei Hauptgerichten gehören auch zwei Portionen Reis, also noch mal Reis, Gummi drum - zu und dann die bisherigen gepackten Tüten in eine weitere grössere Tüte und zur Sicherheit dann noch mal in eine.... Wer jetzt mitgerechnet hat, kommt zu der Erkenntnis, dass zu einer kleinen Mahlzeit mindestens 8 Plastiktüten und 6 Gummis benötigt werden.
Bei einem kleinen Familienessen kommen da locker 30-40 Tüten zusammen.
Nun hatte man im Jahr 2020, kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie diese Eintüterei verboten. Man kam mancherorten auf traditionelle Verpackungsmöglichkeiten (z.B. in Bananenblättern) zurück. Da es aber Ausgangssperren gab, die Lokale schliessen mussten und das Essen ja in noch grösseren Mengen nachhause transportiert werden musste, tütet man heute schlimmer als je zuvor.
Softdrinks aus der Tüte
Getränke:Für Softdrinkflaschen wie Cola oder Ähnliches zahlt man auch in Thailand Pfand. Ausserdem sollte ein Getränk stets mit Eis getrunken werden, denn das Eis ist günstig, verlängert das Getränk und hält lange kühl.Da es in Minishops oder an Strassenständen keine Gläser gibt, füllt man eine Plastiktüte mit Crasheis, steckt einen Strohhalm hinein und füll die Tüte dann mit Cola auf. Hat auch viele Vorteile, erstens lässt sich die Tüte bei Bedarf verschliessen und zweitens überall hinhängen, z.B. an den Lenker vom Moped. Geht übrigens auch mit gesüsstem Café... sehr lecker.
Wie man in Thailand im Minishop seine Pepsi bekommt.
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