Schuhe aus Thailand
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Schuhe aus Thailand

Bitte Schuhe aus - Der Thailand Schuh-Knigge

Schuh-Chaos vor der Tür, Harmonie im Haus: Warum Thailand barfuß bleibt


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„Zieh die Schuhe aus!“ – Warum man in Thailand nicht einfach ins Haus marschiert
Wenn man jemals das Vergnügen hatte, ein thailändisches Haus zu betreten, und fröhlich mit den Straßenschuhen hineinspaziert ist, dann hat man Sie vermutlich gleich zwei Dinge erlebt: erstens einen entsetzten Aufschrei, zweitens sehr viel peinliches Schweigen. Willkommen in Thailand – dem Land des Lächelns und des kompromisslosen Schuhverbots in Innenräumen.

Aber warum ist das so? Was steckt dahinter? Und warum wirkt ein vergessenes Ausziehen der Schuhe dort beinahe so schlimm wie ein kleiner Einbruch?


Ein heiliger Boden – zumindest drinnen

Zuerst einmal: In Thailand gilt der Boden eines Hauses als rein. Er ist der Ort, an dem man isst, schläft, sitzt, betet – ja, oft sogar alles gleichzeitig. Möbel wie Tische und Stühle? Gibt’s, klar – aber viele Familien, vor allem in traditionellen Häusern, nutzen den Boden immer noch regelmäßig zum Essen oder Ausruhen. Und stellen Sie sich jetzt mal vor, jemand stapft da mit Schuhen durch, mit denen er vorher durch Bangkok marschiert ist – inklusive aller dortigen Mikroben, Abgase, Hühnerknochen, Hundepipi und undefinierbaren, nicht wirklich appetitlichen sonstigen Straßenflüssigkeiten.
Die Reaktion? Zwischen Empörung und dezenter Panik.


Der Schuh als Kulturbarometer

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Schuhe gelten in Thailand als das niedrigste und unreinste Kleidungsstück – im wahrsten Sinne. Sie berühren den Boden, werden beim Toilettengang getragen, sie schleifen durch Tempelgärten und über Bürgersteige, auf denen Hunde ein völlig freies Leben führen dürfen. Füße im Allgemeinen haben in Thailand einen äußerst schlechten Ruf – fast so wie Steuerprüfer oder Moskitos zur Regenzeit. Man zeigt nicht mit den Füßen auf Menschen oder Buddha-Statuen, man hebt nichts mit den Zehen auf, und man stellt sie schon gar nicht auf Möbel.
Wer also seine Schuhe im Wohnzimmer anlässt, tritt sinnbildlich auf die Kultur – und das mit voller Sohle.

Die Wurzeln dieser Sitte liegen tief im Buddhismus. Beim Betreten eines Tempels ziehen nicht nur Gläubige, sondern auch Touristen brav die Schuhe aus – aus Respekt vor dem Heiligen. Dieser Respekt überträgt sich auf das Zuhause, denn auch dort befinden sich oft kleine Hausaltäre oder buddhistische Symbole. Die Idee: Der Wohnraum ist ein Ort der inneren Ruhe und Reinheit – und die beginnt eben beim sauberen Fußboden.
Deshalb heißt es auch bei Tante Tukta im Reihenhaus in Nakhon Pathom: „Schuhe aus! Und zwar schnell!“


Ein Blick vor die Tür – das Schuh-Stillleben

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Was dabei entsteht, ist ein charmantes thailändisches Alltagsbild: ein wildes Schuhdurcheinander vor der Haustür. Flip-Flops, Crocs, High Heels, gelegentlich ein einzelner Turnschuh ohne Partner – oft kunstvoll arrangiert wie ein modernes Gemälde. In nobleren Haushalten gibt’s auch Schuhregale, aber im Kern bleibt die Botschaft dieselbe: Wer rein will, zieht aus.
Diebische Touristen könnten hier leicht Karriere machen – aber der Gedanke daran ist in Thailand fast so absurd wie das Tragen von Gummistiefeln zum Abendkleid.

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Nicht selten sorgt ein gedankenloses Hereinstolzieren bei Gästen für hochgezogene Augenbrauen, nervöses Kichern und hektisches Pantoffelreichen. Besonders spannend wird’s, wenn es sich um westliche Gäste handelt, die ihre Schuhe oft für so unverzichtbar halten wie ihre Kreditkarte. Die thailändische Gastfreundschaft ist zwar groß, aber sie hört exakt an der Schuhsohle auf.

In öffentlichen Gebäuden gelten natürlich andere Regeln – dort dürfen Schuhe anbleiben. Niemand erwartet, dass Sie sich vor dem Betreten eines Einkaufszentrums erst entblättern müssen. Aber in Massagesalons, traditionellen Restaurants oder Privatzimmern in kleinen Hotels sollten Sie immer wachsam sein: Der Boden sieht vielleicht aus wie ein Fliesenboden – für die Besitzer ist er heiliger als ein Schweizer Bankkonto.


Profi-Tipps:

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Wenn man sich nicht sicher ist, bei wem oder wo man die Schuhe ausziehen muss, Augen auf. Liegen am Eingang Schuhe, mache es gleich – und keiner wird sich stören. Außer, man trägt Tennissocken in Sandalen. Das ist dann allerdings ein anderes Problem und man sollte zu Hause bleiben, damit diese Gruselkombination niemand sieht.

Das einzige Problem beim thailändischen Schuh-Auszieh-Brauch: Am Ende des Besuchs einer größeren Gesellschaft oder eines Tempels muss man seine eigenen Schuhe wiederfinden. Und das kann ab und an in etwa so einfach sein, wie der Versuch, mit nassen Füßen in enge Elastan-Jeans zu steigen oder das gleichzeitige Tragen von Würde und Crocs.

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Vor der Tür türmt sich ein Schuhberg, in dem die eigenen Flip-Flops wie zwei schüchterne Sardinen zwischen Büffelleder-Slippern, Hello-Kitty-Sandalen und einem einsamen Wanderschuh stecken. Man beginnt zu graben, stösst auf fremdes Schuhwerk, macht dabei unangenehmen Augenkontakt mit einem andere Schuhsuchenden, der offenbar dieselbe Schuhgröße hat wie man selbst. Im Zweifel gehe barfuß nach Hause – oder mit einem neuen, leicht schiefen Paar Crocs, das vorher einem thailändischen Bauarbeiter gehörte. Willkommen im Schuhroulette des Südostens!

Schuhe, die du garantiert wiederfindest

Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 1 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 2 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 3 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 4 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 5 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 6 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 7 - Schuhe, die du garantiert wiederfindest Bild 8 -

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Das thailändische Schuhe-aus-Ritual ist mehr als nur eine hygienische Marotte. Es ist Ausdruck von Respekt, Bescheidenheit und einem tief verwurzelten Harmoniebedürfnis. Wer sich die Mühe macht, kurz in die Hocke zu gehen, hat schon gewonnen – nicht nur ein sauberes Haus, sondern auch saubere Beziehungen.

Also: Nächstes Mal, wenn du in Thailand jemanden besuchst, lasse die Schuhe einfach draußen – aber bitte nicht mitten im Weg. Die thailändische Höflichkeit endet zwar nicht an der Türschwelle – aber der gute Ton beginnt genau dort, wo der Schuh aufhört.

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