09.03.2022
Wirtschaft
Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe und in der Tourismusbranche
Ausbildungen für neue Gastro- und Tourismusfachkräfte müssten jetzt beginnen
Als Reaktion auf die noch nie dagewesene Pandemie-Situation blieb den Hoteliers nichts anderes übrig, als sich auf diese Situation einzustellen. So haben viele beispielsweise die Zimmerpreise gesenkt, ihr Dienstleistungsangebot reduziert, den Schwerpunkt auf inländische Touristen verlagert, die Gemeinkosten gesenkt und alternative Einnahmequellen in verwandten Bereichen gesucht und viele Arbeitskräfte entlassen müssen.
Nach Angaben des thailändischen Arbeitsministeriums sind seit dem Ausbruch von Covid-19 im März 2019 etwas mehr als 3 Millionen Arbeitsplätze im Hotel- und Tourismussektor verloren gegangen. Jedoch sind viele Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, entweder in neue Branchen eingestiegen, zu ihrer Familie zurückgekehrt, um im Familienbetrieb mitzuhelfen, oder haben ihr eigenes Unternehmen gegründet.
Mit grossen Anstrengungen hielten viele Betriebe ihr Personal so lange wie möglich an Bord, sogar mit Freistellungen und staatlicher Hilfe. Als jedoch im April 2021 die dritte Welle einsetzte, verfügten diese Betriebe nicht mehr über den Cashflow, die Reserven oder den nötigen Einfluss, um ihr Personal zu halten, und mussten vorübergehend oder endgültig schließen. Nach Angaben des Tourism Council of Thailand mussten 36 % aller Gastgewerbebetriebe schließen, und im zweiten Quartal 2021 gingen schätzungsweise 550 000 Arbeitsplätze verloren. Schätzungen zufolge gingen allein im Jahr 2021 mehr als 1 Million Arbeitsplätze verloren.
Nun, da sich die Situation durch das Test & Go Einreiseverfahren etwas verbessert hat und die Anzahl der Touristenankünfte wieder leicht gestiegen ist, wollen viele geschlossene Betriebe ihre Pforten wieder öffnen, oder die während der Pandemie geöffnetne Betriebe ihren Personalstamm wieder erhöhen, was sich in Anbetracht mangelnder Arbeitskräfte als schwierig erweist. Die größte Herausforderung für die Hoteliers besteht darin, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, wenn nicht sogar überhaupt Mitarbeiter.
Viele Beschäftigte in der Hotelbranche wollen nicht mehr in diesem Sektor arbeiten. Ein wichtiger Grund für das Personalproblem ist die Kultur der sehr langen Arbeitszeiten, der Arbeitsüberlastung und der niedrigen Löhne, die die Menschen vertreiben. Viele Beschäftigte im Gastgewerbe haben das Gefühl, dass sie nur als eine Nummer betrachtet und nicht respektiert werden und dass sie zu leicht entlassen werden.
Mitarbeiter, auf deren Erfolg die Branche angewiesen ist, verlassen sie in Massen, weil sie das Gefühl haben, dass die Branche, der sie so viel von ihrem Leben gegeben und Opfer gebracht haben, sie im Stich gelassen hat. Einige Unternehmen haben sogar, anstatt in ihre Mitarbeiter zu investieren, Schulungen, Anerkennungen, Auszeichnungen und Belohnungen gestrichen und fahren fort, niedrige Löhne zu zahlen, obwohl sie wegen der dünnen Personaldecke mehr von ihren Mitarbeitern verlangen.
Sollte Thailand in 2024-2025 die gleiche Anzahl an Besuchern begrüssen wie 2019, macht der Gastgewerbe- und Tourismussektor knapp ein Fünftel des thailändischen BIP aus. Dann wäre es vielleicht an der Zeit, dass die thailändische Regierung Berufsschulen gründet, die einer neuen Generation das Handwerk beibringt und sie darauf vorbereitet, anstatt sich auf Hotels zu verlassen, neue Mitarbeiter auszubilden. Denn eine fachgerechte Ausbildung dauert rund 3 Jahre. Vielleicht ist es auch an der Zeit, dass das Hotel- und Gaststättengewerbe sein Arbeitsumfeld überdenkt und verbessert, um zumindest einen kleinen Teil der abgewanderten, ehemaligen Mitarbeiter zurückzugewinnen.
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