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06.09.2025

Bangkok startet Müllreform und Aufklärungskampagnen

Mülltrennung, neue Gebühren, weniger Restmüll und mehr PR

Bangkok Müllabfuhr Fahrzeughof

Ab dem 1. Oktober will die Stadtverwaltung von Bangkok (Bangkok Metropolitan Administration, BMA) mit einem ehrgeizigen Reformpaket die Müllentsorgung auf völlig neue Beine stellen. Herzstück der Offensive ist die Kampagne „No Mixed Waste“, die bereits jetzt über 239.000 Haushalte zum Mitmachen bewegt hat. Ziel ist es, nicht nur Abfallmengen zu reduzieren und Recyclingquoten zu erhöhen, sondern auch das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu verändern.

Digitale Kampagne mit Millionenreichweite

Bangkok setzt dabei stark auf digitale Öffentlichkeitsarbeit. Besonders auffällig sind die Zahlen aus dem Bezirk Chatuchak, der innerhalb von sechs Monaten über 38 Millionen Interaktionen in sozialen Netzwerken verzeichnete. Khlong Toei kam auf rund neun Millionen, Pomprap Sattruphai immerhin noch auf sechs Millionen. Damit zeigt sich: Das Thema Abfalltrennung ist längst nicht mehr nur ein Verwaltungsakt, sondern hat eine breite öffentliche Bühne gefunden.

Bangkok startet Müllreform und Aufklärungskampagnen - Mülltrennung, neue Gebühren, weniger Restmüll und mehr PR Symbolfoto 4
Allerdings wirft die Offensive auch Fragen auf – vor allem wegen der stetig steigenden PR-Budgets. Für das kommende Haushaltsjahr beantragte das Büro des Stadtsekretariats 106,7 Millionen Baht (rund 2,7 Mio. EUR) allein für Öffentlichkeitsarbeit. Über fünf Jahre summieren sich die Ausgaben damit auf 376 Millionen Baht.

Die Kostenkurve zeigt steil nach oben: 63,5 Millionen Baht im Jahr 2022, ein Spitzenwert von fast 130 Millionen Baht im Vorjahr, und nun eine leichte Abflachung. Kritiker wie Stadträtin Napak Pengsuk fragen sich, ob die teure PR nicht weniger der Umwelt, sondern mehr der Imagepflege des Gouverneurs vor den nächsten Wahlen dient.

Gebührenordnung: Anreiz statt Strafe

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Parallel zur Kampagne führt Bangkok ein neues Gebührensystem ein, das gleichermaßen auf Belohnung und Bestrafung setzt. Haushalte, die täglich weniger als 20 Liter Müll produzieren, müssen künftig 60 Baht im Monat (etwa 1,50 Euro) zahlen, wenn sie keine Mülltrennung vornehmen. Wer sich hingegen an die Regeln hält und ordentlich sortiert, kommt mit lediglich 20 Baht (rund 50 Cent) davon.

Für Großverbraucher wie Restaurants oder Einkaufszentren gilt ein gestaffeltes Tarifsystem, bei dem die Gebühren je nach Abfallmenge deutlich ansteigen können – bis zu 8.000 Baht pro Kubikmeter sind möglich, was für die Betriebe einen spürbaren Kostenfaktor darstellt.



 Gouverneur Chadchart Sittipunt
Gouverneur Chadchart Sittipunt betonte jedoch, dass es nicht allein um zusätzliche Einnahmen gehe, sondern vor allem um einen grundlegenden Mentalitätswandel: „Wir wollen, dass die Menschen lernen, Abfall anders zu betrachten – nicht als Problem, sondern als etwas, das verantwortungsvoll gemanagt werden muss.“

Unterstützt wird Chadchart von seinem Nachhaltigkeitsberater Pornphrom Vikitsreth, der die Kampagne als Vertrauensprojekt einordnet: „Es geht darum, das Verhalten zu ändern, Vertrauen aufzubauen und Bangkok sauberer und nachhaltiger zu machen.“

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Bangkok wagt mit seiner Müllreform einen Spagat: Auf der einen Seite werden Bürgerinnen und Bürger finanziell in die Pflicht genommen, auf der anderen Seite investiert die Stadt kräftig in digitale PR-Kampagnen, um Akzeptanz zu sichern. Ob die Balance zwischen echter Verhaltensänderung und politischer Selbstdarstellung gelingt, dürfte sich spätestens bei den nächsten Gouverneurswahlen zeigen.


Kommentar der Red.:

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Bangkok geht mit seiner Müllreform einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Es geht dabei nicht nur um Gebühren und Vorschriften, sondern um ein langfristiges Lernprogramm für die gesamte Stadt. Nachhaltigkeit entsteht schließlich nicht über Nacht – sie wächst durch Wiederholung, durch kleine Verhaltensänderungen im Alltag und durch das Bewusstsein, dass Abfall mehr ist als nur etwas, das man wegwirft. Entscheidend ist das Umdenken: Wertstoffe müssen erkannt und genutzt werden, Reststoffe gehören verantwortungsvoll entsorgt. Genau hier setzt die Kampagne an.

Müllwagen im Einsatz
Besonders wichtig ist, dass grünes Denken schon in der Schule beginnt. Wenn Kinder früh lernen, Müll nicht als Ballast, sondern als Teil eines Kreislaufs zu begreifen, verändert das langfristig die Einstellung einer ganzen Generation. Die neue Initiative ist deshalb mehr als eine Verwaltungsmaßnahme – sie ist ein Kulturwandel. Wenn es gelingt, den Menschen klarzumachen, dass saubere Straßen, mehr Recycling und weniger Deponiemüll nicht nur Kosten sparen, sondern auch Lebensqualität schaffen, kann Bangkok tatsächlich ein Vorbild für andere Metropolen werden.

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