13.11.2025
Politik
Bars dicht, Touristen durstig - Wirtschaft rebelliert gegen Alkoholzeiten
Tourismusverbände genervt - „Kein Gast will mit der Stoppuhr trinken“
Genau diese gerade erst eingeführte Absurdität wollen jetzt acht große Tourismus- und Gastgewerbeverbände beendet sehen. In einer gemeinsamen Petition fordern sie Premierminister Anutin Charnvirakul auf, die Alkoholverkaufs- und Konsumverbote endlich zu kippen. Die Regelung sei, so der Tenor, ein „bürokratischer Bumerang“, der Touristen verwirrt, Wirte ruiniert und Thailands Image während der Hochsaison lädiert.
Das Gesetz, das keiner versteht – und keiner braucht
Das neue Alcohol Control Act (No. 2) B.E. 2568 (2025) ist seit dem 8. November in Kraft und schreibt die uralte Regel fort, dass zwischen 14 und 17 Uhr sowie nach Mitternacht weder Alkohol verkauft noch konsumiert werden darf. Zuwiderhandelnde – Einheimische wie Touristen – riskieren eine Geldstrafe von bis zu 10.000 Baht.Für Touristen, die ohnehin schon mit Zeitverschiebung kämpfen, ist das ein besonderes Vergnügen: Wer sich nach einem späten Lunch ein Bier gönnen will, braucht jetzt entweder eine Uhr mit Alarmfunktion oder eine Bar mit illegaler Nische.
Sanga Ruangwattanakul, Präsident der Khaosan Business Association, brachte es auf den Punkt: Das Gesetz schadet der Wirtschaft, nicht der Trunksucht. Statt Verantwortung zu fördern, treibe es Händler in den Untergrund und Touristen ins Ausland.
„Wir reden hier nicht über billigen Suff, sondern über ein Grundverständnis von Freizeit“, so Sanga sinngemäß. Seit über 50 Jahren bestehe dieses Verbot, doch es habe noch nie messbar zur Schadensminderung beigetragen – wohl aber zur Schaffung eines Schwarzmarkts und zur allgemeinen Ratlosigkeit in Bars und Hotels.
Die Branchenvertreter wollen drei Sofortmaßnahmen, um den Schaden zu begrenzen:
- Weg mit den Verkaufs- und Trinkverboten zwischen 14-17 Uhr und nach Mitternacht. Das würde legale Anbieter entlasten und den Schwarzmarkt eindämmen.
- Überprüfung der Alkohol-Zonenregeln. In touristischen Hotspots wie Phuket, Chiang Mai oder Bangkok sollen Restaurants und Bars wieder legal nach Bedarf öffnen dürfen.
- Aufhebung des Online-Verkaufsverbots. Dieses widerspreche der Digitalstrategie "Thailand 4.0". Altersverifikation könne den Jugendschutz gewährleisten - und kleine lokale Produzenten (OTOP) könnten endlich online verkaufen.
Ein bisschen Doppelmoral gefällig?
Ironischerweise fördert die Regierung gerade groß angelegte Kampagnen zur Wiederbelebung des Tourismus – während sie gleichzeitig Gesetze erlässt, die abendliche Einnahmen zerstören. In den Augen vieler Unternehmer wirkt das, als würde man einem Marathonläufer kurz vor dem Ziel die Schuhe wegnehmen. Die Tourismusverbände betonen, sie wollten kein „Saufparadies“ schaffen, sondern realistische Regeln, die Wirtschaft und Verantwortung in Einklang bringen.Thailand, das Land der offenen Herzen und geschlossenen Bars. Zwischen Wirtschaftsförderung und Moralpolitik klafft ein tiefer Graben. Die einen wollen ein modernes, digitales Thailand mit florierender Tourismusbranche – die anderen sehen in jedem Bier nach Mitternacht den Untergang der Kultur. Vielleicht, so könnte man spöttisch anmerken, sollte die Regierung lieber aufhören, dem Bier die Schuld zu geben – und stattdessen dem gesunden Menschenverstand mal wieder ein Glas einschenken.
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