10.10.2025
Cannabis
Cannabis-Kreisverkehr: Land fährt Schlaufen im grünen Nebel
Anutin und das grüne Déjà-vu - Cannabis frei, verboten, halb erlaubt – und wieder von vorn
Die große Cannabis-Soap in Thailand: Anutin, der grüne Held, der zur eigenen Fortsetzung geworden ist.
In Bangkok flackern die Neonlichter, und irgendwo zwischen „Public Health Ministry“ und politischem Theater läuft die wohl absurdeste Reality-Serie Thailands weiter: „Cannabis – Verbot, Freiheit und wieder zurück“. Hauptdarsteller? Natürlich: Anutin Charnvirakul, der Mann, der einst das Land mit großen Gesten in die „grüne Zukunft“ führen wollte – und jetzt zwischen Heilkräuterbürokratie und politischem Rückwärtsgang hin- und herpendelt wie ein Tuk-Tuk mit kaputtem Getriebe.
Staffel 1: Die große Befreiung
Zur Erinnerung: 2022 hatte Anutin – damals noch mit dem missionarischen Eifer eines frisch gebackenen Heiligen des Hanfs – Cannabis aus der Liste der Drogen gestrichen. Endlich! Der Geruch von Freiheit (und etwas anderem) wehte durchs Land. Auf einmal sprossen Läden wie Pilze aus dem Boden, Bauern pflanzten fröhlich vor sich hin, und Thailand wurde zum Mekka des medizinischen und ziemlich gemütlichen Konsums.Staffel 2: Die Rückwärtsrolle mit Anlauf
Doch die Euphorie bekam schnell einen Dämpfer. Als Nachfolger Somsak Thepsutin von der Pheu-Thai-Partei übernahm, war’s vorbei mit lustig: Neue Vorschriften, restriktive Regeln, Labortests für jeden Blütenstaub und der Versuch, Cannabis wieder in die Kategorie „Kontrollierte Kräuter“ zu stopfen – als hätte man den Geist zurück in die Flasche gezwängt.Das Ergebnis: Die einst blühende Branche liegt auf der Intensivstation. Tausende kleine Bauern und Ladenbesitzer stehen vor dem Ruin, während das Ministerium mit stoischer Amtsmiene von „Ordnung und medizinischer Sicherheit“ spricht – als würde jemand behaupten, Bürokratie könne Krebs heilen.
Staffel 3: Die Rebellen schlagen zurück
Doch jetzt hat sich das Netzwerk „Writing Thailand’s Cannabis Future“ in Stellung gebracht – angeführt von Prasitchai Nunuan und Chokwan Chopaka, zwei Veteranen des grünen Widerstands. Sie marschierten höchstpersönlich ins Gesundheitsministerium und übergaben Briefe an Premier Anutin (ja, den gleichen Anutin), der inzwischen auf dem Thron des Regierungschefs sitzt.Die Forderungen?
- Weg mit dem 2025er Ministerialbeschluss, der Cannabis wieder zum "kontrollierten Kraut" degradiert.
- Zurück zum 2022er Regelwerk, als noch verkauft werden durfte, ohne dass man vorher ein halbes Medizinstudium absolvieren musste.
- Schluss mit der absurden Pflicht, jede Blüte labortechnisch zu sezieren - besonders für Bauern, die ohnehin schon nach Good Agricultural Practice zertifiziert sind.
Ach ja, und bitte keine Monopol-Show: Die geplante Regel, dass künftig nur noch medizinische Kliniken verkaufen dürfen, würde 10.000 Shops auf landesweit etwa 100 zusammenschrumpfen. Das wäre ungefähr so, als dürfte man in Bangkok künftig nur noch an der Tankstelle Bier kaufen.
Staffel 4: Anutin – der Heiland wider Willen
Prasitchai forderte ultimativ: Zwei Wochen hat das Ministerium, um die Regelungen abzuschaffen – sonst zieht man direkt zum Premier. Und wer ist das nochmal? Richtig, Anutin! Die Ironie könnte nicht dicker sein, wenn man sie in einem Joint verpacken würde: Der Mann, der das Cannabis einst befreite, soll es nun wieder retten – vor sich selbst.Immerhin hat Dr. Sakda Alapach, ein hoher Beamter im Gesundheitsministerium, angekündigt, man werde „partizipativ prüfen“ – das klingt ungefähr so verbindlich wie „Wir kümmern uns drum, sobald der Papierstapel auf meinem Schreibtisch kleiner ist.“
Staffel 5: Coming Soon – „Cannabis Reloaded“
Ob das Ministerium tatsächlich liefert oder wieder in den endlosen Review-Modus schaltet, bleibt abzuwarten. Die Bauern jedenfalls haben längst genug von politischen Pingpong-Spielen zwischen Gesundheitsaposteln und Kontrollfreaks.Denn während die Welt sich Richtung Entkriminalisierung bewegt, scheint Thailand beschlossen zu haben, Cannabis in einer Endlosschleife zwischen Heilpflanze und Gefahrengut pendeln zu lassen – je nachdem, wer gerade Minister ist oder eine Schlagzeile braucht. Vielleicht wäre es an der Zeit, das Zeug einfach in den Regierungstee zu mischen – zur kollektiven Beruhigung aller Beteiligten.
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