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27.05.2025

Wirtschaft  

Flasche leer, Staatskasse auch - Alkohol-Steuersenkungen mit Kater

Ein ironischer Blick auf eine Reform, die beschwipst begann und verkatert endet

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In einer Welt, in der Politiker gerne über trockene Themen reden, hat die thailändische Regierung Anfang 2024 mutig das Gegenteil versucht: Sie spendierte dem Volk einen ordentlichen Schluck aus der Weinflasche. Genauer gesagt, eine massive Steuererleichterung für importierte Weine – mit der brillanten Idee, damit den Tourismus zu fördern und den Lifestyle zu veredeln. Klingt fein. Leider war das Ganze so durchdacht wie ein Weinkeller in der Wüste.

Von Steuerbefreiung zu Saufgelage

Die Maßnahme senkte die Einfuhrzölle von ehemals 54–60 % auf nahezu Champagnerbodenhöhe und reduzierte auch noch die Verbrauchssteuer. Das Ergebnis? Ein spritziger Boom bei der Wein-Nachfrage – allerdings nicht bei den erhofften romantischen Pärchen mit Picknickdecke, sondern vor allem bei betuchten Thailändern mit Hang zu Bordeaux, Barolo und Big Business.

Eine Studie der renommierten Kasetsart-Universität, durchgeführt von den Wirtschaftsexperten Dr. Mana Laksamee-arunothai und Dr. Chidtawan Chanakul, enthüllte nüchtern (anders als die Zielgruppe): Der Konsum von Weinen im Preissegment zwischen 3.001 und 5.000 Baht stieg um satte 300 %. Santé! Gleichzeitig verlor der Staat pro Jahr fast 600 Millionen Baht an Steuereinnahmen. Das ist ungefähr so effektiv wie ein Dietrich, der die eigene Staatskasse knackt.

Wein für Reiche, Sorgen für den Rest

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Der kleine Mann? Der guckt weiter in die Flasche – allerdings nicht aus Genuss, sondern weil die günstigen Weine (unter 1.000 Baht) kaum billiger wurden. Wer jedoch in Bangkok-Penthousewohnungen mit Marmorbad residiert, durfte sich über sinkende Preise im zweistelligen Prozentbereich freuen. Merke: Der Chardonnay ist jetzt bezahlbarer als das Wasser im Tankstellenkühlschrank.

Und wer denkt, das Ganze hätte nur zu ein paar beschwipsten Dinnerpartys geführt, irrt gewaltig. Die Studie beziffert die sozialen Folgekosten auf über 10,3 Milliarden Baht. Ja, richtig gelesen. Milliarden. Dazu zählen Dinge wie Verkehrsunfälle, häusliche Gewalt, Schulversagen, kaputte Familienstrukturen und vermutlich auch der eine oder andere überteuerte Instagram-Post mit Weinglas im Sonnenuntergang.

Ökonomisches Harakiri mit Merlot

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Senator Lae Dilokvidhyarat fasste es auf einem öffentlichen Forum wenig diplomatisch, aber treffend zusammen: Die Steuerbefreiung sei ein ökonomischer Totalschaden. Luxusgüter wie Wein zu subventionieren widerspreche nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern auch so ziemlich jeder volkswirtschaftlichen Grundregel seit Adam Smith.

Seine Kollegin, Frau Dr. Chidtawan, erinnerte daran, dass Alkohol ein klassisches Beispiel für eine sogenannte „negative Externalität“ sei – ein schönes Wort dafür, dass der eine genießt, während der andere zahlt. Normalerweise versucht man das mit Steuern zu regulieren. Thailand hat sich hingegen entschieden, die Schleusen zu öffnen – und denkt sogar darüber nach, auch noch die Werbebeschränkungen für Alkohol zu lockern. Warum nicht gleich eine eigene Netflix-Serie? „The Real Housewives of Chiang Mai – Pinot & Punches“?

Übrigens: Thailands jährlicher Alkoholkonsum liegt schon jetzt bei 8 Litern pro Person. Damit schlägt das Land nicht nur Singapur, sondern auch Norwegen – obwohl dort die Hälfte des Jahres nur Dunkelheit und Ikea herrscht. Und jährlich sterben tausende Menschen auf Thailands Straßen durch Alkohol am Steuer. Aber klar, Hauptsache, der Sauvignon Blanc ist jetzt zehn Prozent günstiger.

Der Wein war billig – die Folgen sind es nicht

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Was als nobles Lifestyle-Projekt begann, hat sich als betrunkenes Missverständnis mit Milliardenkosten entpuppt. Eine Steuerpolitik wie aus dem Weinberg der Absurditäten: Reiche trinken besser, der Staat blutet, und die Gesellschaft zahlt die Zeche.

Man darf gespannt sein, welche Luxusgüter als nächstes steuerbefreit werden. Kaviar? Privatjets? Oder gleich eine Steuererleichterung auf Chanel-Handtaschen – zur Förderung der Modekompetenz? Thailand jedenfalls hat jetzt nicht nur ein Alkoholproblem – sondern auch einen fiskalischen Kater. Und der geht bekanntlich schwer wieder weg. Auch nicht mit einem Glas Rotwein.

Alle Bilder auf dieser Seite sind KI-generiert und haben keinen Bezug zu lebenden, real existierenden Personen!

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