10.12.2025
Politik
Grenzkonflikt Thailand vs Kambodscha vertreibt 150.000 Menschen
Die Hintergründe der Gewalt zwischen Thailand und Kambodscha
Die erneuten Kampfhandlungen brachen am Sonntagabend aus. Beide Länder werfen sich gegenseitig vor, den ersten Angriff gestartet zu haben. Während Thailand erklärt, kambodschanische Truppen hätten erneut das Feuer eröffnet, heißt es aus Phnom Penh, man habe sich lediglich gegen thailändische Angriffe verteidigt.
Das Innenministerium Kambodschas beklagt sieben zivile Todesopfer, die durch thailändischen Beschuss ums Leben gekommen seien. Auf thailändischer Seite meldet die Armee den Tod von drei Soldaten und rund 30 Verletzten.
Das thailändische Militär gab zudem bekannt, Operationen gegen kambodschanische Einheiten und mutmaßliche Waffenlager in der südthailändischen Provinz Trat durchzuführen. Kambodschas früherer Premier Hun Sen verteidigte die Reaktion seines Landes und sprach von einem notwendigen Gegenschlag – nachdem Phnom Penh zunächst bestritten hatte, überhaupt zurückgeschossen zu haben.
UN-Generalsekretär António Guterres rief beide Seiten dringend zur Deeskalation auf. Der Schutz der Zivilbevölkerung müsse oberste Priorität haben.
Gigantische Fluchtbewegung entlang der Grenze
Die heftigsten Kämpfe ereigneten sich in Regionen, in denen thailändische und kambodschanische Dörfer nur wenige Kilometer auseinanderliegen. Innerhalb kürzester Zeit verließen ganze Gemeinden ihre Heimat und suchten Schutz in Notunterkünften, Schulen oder bei Verwandten.Besonders betroffen sind:
In Thailand: Die Provinzen Buri Ram, Surin, Si Sa Ket, Ubon Ratchathani
In Kambodscha: Teile von Oddar Meanchey, Preah Vihear und angrenzenden Bezirken
Für Touristen
Während Touristen keine Einschränkungen in Thailand befürchten müssen, rät das Auswärtige Amt von Reisen in das unmittelbare Grenzgebiet bis zu 10 km ab. In besonders gefährdeten thailändischen Provinzen wird sogar vor Reisen in Regionen bis zu 50 km zur Grenze gewarnt. Das sind allerdings alles keine Provinzen, die normalerweise von Reisenden aufgesucht werden.Auch die näher am Konfliktherd liegenden Inseln von Trat, also Koh Chang und die vielen anderen kleinen Inseln im Moo Koh Chang Marinenationalpark, wie Koh Kood, Koh Maak, Koh Wai oder Koh Rang, gelten als sicher und können ohne Einschränkungen besucht werden und Touristen müssen sich keine Sorgen machen.
Lediglich ein Besuch der kambodschanischen Tempelanlagen wird erheblich komplizierter, da die Landesgrenzen geschossen sind und Kambodscha aus Thailand nur per Flug erreicht werden kann.
Ein brüchiger Frieden – und ein Jahrzehnte alter Konflikt
Die neue Eskalation wirft den erst im Oktober unterzeichneten Friedensprozess schwer zurück. Das Abkommen war unter Vermittlung Malaysias ausgehandelt worden und sollte langfristige Stabilität garantieren. Doch Thailand setzte dessen Umsetzung vor einem Monat aus, nachdem zwei thailändische Soldaten durch eine Landmine nahe der Grenze verletzt worden waren.Der Konflikt selbst hat tiefe historische Wurzeln. Die Grenzziehung zwischen Thailand und Kambodscha im sogenannten Smaragd-Dreieck – wo Thailand, Kambodscha und Laos aufeinandertreffen – stammt aus der Kolonialzeit und ist bis heute umstritten. Immer wieder führen unterschiedliche Karten, historische Ansprüche und unklare Grenzverläufe zu Spannungen und militärischen Konfrontationen.
Bereits im Juli dieses Jahres kam es zu einer fünftägigen Gefechtsserie, bei der mindestens 43 Menschen starben und rund 300.000 Menschen auf beiden Seiten fliehen mussten. Die erneuten Angriffe zeigen, wie fragil die Situation geblieben ist.
Noch ist völlig offen, ob beide Länder zur Diplomatie zurückfinden. Zwar fordern internationale Akteure eine sofortige Waffenruhe, doch sowohl Bangkok als auch Phnom Penh zeigen aktuell wenig Bereitschaft, die Verantwortung für den Konflikt zu übernehmen. Sollte die Gewalt anhalten, droht die Grenzregion eine der schwersten humanitären Krisen seit Jahren zu erleben – mit enormen Folgen für die Zivilbevölkerung, die Infrastruktur und die politische Stabilität Südostasiens.
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