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27.07.2025

Politik  

Grenzkrieg im Schatten heiliger Tempel eskaliert weiter

Raketen auf Kulturerbe, Häuser, Kliniken - 150.000 Menschen auf der Flucht

Grenzkrieg im Schatten heiliger Tempel eskaliert weiter - Reisenews Thailand - Symbolfoto 1

Die thailändisch-kambodschanische Grenze brennt – nicht nur im übertragenen Sinne. Am 27. Juli erreichte der seit Wochen schwelende Grenzkonflikt eine neue Dimension. Raketen schlugen in historische Tempel ein, Dörfer wurden evakuiert, und internationale Politiker versuchen verzweifelt, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Während die Waffen sprechen, ringt die Diplomatie um Gehör.


Raketen auf Weltkulturerbe

Mit BM-21-Mehrfachraketenwerfern feuerten kambodschanische Streitkräfte am Sonntag Raketen auf den Prasat Ta Muen Thom, eine jahrhundertealte Tempelanlage an der Grenze. Das Bauwerk, Symbol des kulturellen Erbes Thailands, wurde schwer beschädigt.

Internationale Beobachter, Historiker und Archäologen reagieren entsetzt. Dass militärische Gewalt ausgerechnet ein Heiligtum trifft, gilt als Verstoß gegen humanitäres Völkerrecht und als Angriff auf das kulturelle Gedächtnis der Region. Thailand machte sofort deutlich, dass dieser Angriff „inakzeptabel“ sei und nicht unbeantwortet bleiben werde.


Zugverbindungen gekappt, Grenzübergänge geschlossen

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Die Folgen des Konflikts sind auch für Zivilisten dramatisch. Die thailändische Staatsbahn stellte die wichtige Zugverbindung zwischen Aranyaprathet und Ban Khlong Luek auf unbestimmte Zeit ein. Die Sicherheitslage sei zu gefährlich, hieß es.

Gleichzeitig drangen kambodschanische Truppen in die thailändische Provinz Sa Kaeo ein. Bewohner flohen in Panik, Grenzübergänge wurden verriegelt, Geschäfte schlossen ihre Türen. Massenevakuierungen prägen das Bild vieler Grenzstädte, in denen Straßen leergefegt sind und nur noch Militärfahrzeuge patrouillieren.


Dritte Eskalationswelle

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Während die Kämpfe bisher hauptsächlich in der Nähe der umstrittenen Tempelregion tobten, wurde nun auch Trat, 250 Kilometer südwestlich des ursprünglichen Konfliktgebiets, zum Kriegsschauplatz.

Die Bilanz nach drei Tagen Gefechten ist erschütternd: 33 Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, kamen ums Leben. Über 150.000 Menschen mussten aus den betroffenen Gebieten fliehen. Zahlreiche Häuser, öffentliche Einrichtungen und landwirtschaftliche Flächen liegen in Trümmern, und sogar ein Krankenhaus wurde schwer getroffen.

Die thailändische Armee warnte Anwohner eindringlich vor möglichen weiteren Raketenangriffen. Gleichzeitig versicherte ein Militärvertreter in Peking, dass Kambodscha keine neuen Waffenlieferungen aus China erhalten habe – eine Information, die die Nervosität jedoch kaum mindern konnte.

Besonders tragisch gestaltete sich die Lage in der Provinz Surin. Dort schlugen trotz angeblicher Waffenstillstandszusage Kambodschas Artilleriegranaten in Wohngebieten ein. Häuser gingen in Flammen auf, Feuerwehrkräfte kämpften gegen die Brände, doch mehrere Gebäude wurden vollständig zerstört. Für Thailand ein klarer Beweis, dass Phnom Penh nicht ernsthaft an Deeskalation interessiert ist.


Bangkok verlangt internationale Unterstützung

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Das Außenministerium Thailands reagierte mit einer scharfen Stellungnahme. Es verurteilte die Angriffe auf zivile Ziele als „eklatanten Bruch internationalen Rechts“ und forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Handlungen Kambodschas unmissverständlich zu verurteilen.

Thailand betonte sein Recht auf Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der UN-Charta, stellte aber klar, dass es nur militärische Ziele angreife, um seine Souveränität und territoriale Integrität zu wahren.

Inmitten dieser Eskalation griff US-Präsident Donald Trump persönlich zum Telefonhörer. Er sprach mit Thailands Premierminister Phumtham Wechayachai und drängte auf einen sofortigen Waffenstillstand.

Phumtham stimmte dem Vorschlag grundsätzlich zu, machte jedoch deutlich, dass Thailand „ehrliche Absichten“ von kambodschanischer Seite sehen wolle. Zudem bat er Trump, Phnom Penh eine Botschaft zu übermitteln: Thailand sei bereit für ein dringendes bilaterales Treffen, um über konkrete Verfahren für einen Waffenstillstand zu verhandeln.

Warnung vor Fremdenhass im eigenen Land

Während an der Front die Artillerie donnert, gibt es im Hinterland ein anderes Problem: Fremdenfeindliche Tendenzen gegenüber kambodschanischen Migranten.

Der stellvertretende Regierungssprecher Anukool Pruksanusak warnte eindringlich, kambodschanische Staatsbürger in Thailand nicht zur Zielscheibe zu machen. Insbesondere junge Content Creator wurden aufgerufen, keine Gewaltaufrufe oder Hetze in sozialen Netzwerken zu verbreiten. „Kambodschanische Zivilisten in Thailand haben mit dem Konflikt nichts zu tun. Sie anzugreifen, ist inhuman und verstößt gegen alle Grundsätze des Humanitären.“



Auch die Ereignisse vom 27. Juli zeigen, dass sich der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha weiter in eine hochgefährliche Richtung entwickelt. Raketenangriffe auf Kulturerbe, brennende Dörfer, tausende Flüchtlinge und gegenseitige Schuldzuweisungen prägen das Bild. Internationale Vermittler, allen voran die USA, versuchen, den Brandherd einzudämmen.

Doch solange Misstrauen, militärische Machtdemonstrationen und verletzter Stolz die Politik bestimmen, bleibt die Gefahr groß, dass sich der lokale Konflikt zu einem regionalen Krieg ausweitet. Ob der angekündigte Waffenstillstand hält oder in weiteren Explosionen untergeht, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden. Bis dahin gilt: Die thailändisch-kambodschanische Grenze bleibt ein Pulverfass – und die Lunte brennt.



Quellen: NNT, The Nation, Bangkok Post, Thaiger
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