Handel mit Cannabis soll eingedämmt werden - Reisenews Thailand
Unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende
aktivJetzt registrieren
23.11.2022

Cannabis  

Handel mit Cannabis soll eingedämmt werden

Erfolgloser Versuch der Legalisierungsgegner gegen Milliardengeschäft

Handel mit Cannabis soll eingedämmt werden - Reisenews Thailand - Bild 1

Der stellvertretende Premierminister Wissanu sprach gestern vor der Presse, nachdem er eine Sitzung mit den Leitern der Suchtstoffkontrollbehörde geleitet hatte. Die Suchtstoffkontrollbehörde kam mit tausenden Unterschriften und der Forderung, Cannabis wieder auf die Liste der Betäubungsmittel zu setzen. Wissanu sagte jedoch, dass die Frage der Wiederaufnahme von Marihuana in die Liste der Klasse 5 der Betäubungsmittel nicht einmal diskutiert würde.

Eine solche Angelegenheit fiele nicht in ihren Aufgabenbereich, und es wäre klar, dass diese Forderungen nicht erfüllt würden. Was passieren würde, wäre, dass die Frage, was mit Marihuanablüten zu tun ist, behandelt würde. Neue zukünftige Regeln würden bedeuten, dass der Teil der Pflanze (Blüte), der bei weitem die größte Menge an THC enthält, als kontrolliertes Kraut betrachtet wird. Ab Morgen werden die Knospen zu „kontrollierten Kräutern“ - nicht zu Drogen oder Betäubungsmitteln - was allerdings nichts ändert.

Milliardenbusiness Cannabis

Was dies für die Freizeit-Marihuana-Industrie in Thailand bedeutet, bleibt abzuwarten. Zweifellos gibt es eine solche Industrie bereits und zwar im grossen Stil. Eine der schnellst wachsenden Industrien, die Thailand je gesehen hat. Nebenbei haben sich inzwischen rund 1,4 Millionen Cannabis-Freizeitfarmer, die bis zu 15 Pflanzen anbauen dürfen, als solche registriert.

Handel mit Cannabis soll eingedämmt werden - Erfolgloser Versuch der Legalisierungsgegner gegen Milliardengeschäft  Bild 3
Würden Hobbyfarmer alle erfolgreich anbauen, könnten diese bis zu 100.000 t (in Worten einhunderttausend Tonnen) Cannabis produzieren, was für rund 300.000.000.000 Joints ausreichen würde oder rund 8.000 Joints pro Jahr für jeden erwachsenen Einwohner. Dazu wird es wohl in dem Umfang nicht kommen, aber was man mit Sicherheit prognostizieren kann, sind einerseits Milliarden Einnahmen und erheblich purzelnde Preise. Vor allem auch, weil Thailand einen neuen legalen Exportschlager hätte, der zukünftig Länder wie Deutschland (nach der Legalisierung) beliefern könnte. Ein Grund, warum auch der Gesundheitsminister Anutin keinesfalls von der Legalisierung weg möchte.



Wer ein paar Joints braucht, ein paar Haschkekse oder einen belebenden Hemp-Tee, der muss nicht lange suchen. Hunderte schick eingerichteter Hemp-Stores sind eröffnet worden, selbst in Einkaufszentren. Wer einen Cannabis-Shop sucht, der kann einfach Google Maps fragen („Hemp + Cityname“ oder „Cannabis + Cityname“) und bekommt reichlich Auswahl. Es gibt Preisportale, Lieferdienste und mobile Street-Shops in umgebauten Streetfood-Trucks. Eigentlich alles verboten, nur interessieren tut es offensichtlich niemanden.

Probleme und Lösungsversuche

Handel mit Cannabis soll eingedämmt werden - Erfolgloser Versuch der Legalisierungsgegner gegen Milliardengeschäft  Bild 1
Der stellvertretende Premierminister wies allerdings schnell darauf hin, dass der Handel mit den Blüten eine Art Schlupfloch sei, das mit dem Cannabisgesetz im nächsten Jahr geschlossen werden solle, aber jetzt in Angriff genommen werden müsse. Er betont, dass andere Teile der Marihuanapflanze wie Wurzeln, Blätter und Stängel alle einen THC-Gehalt von 0,2 % oder weniger aufweisen und daher auch ohne Kontrolle frei angebaut werden könnten.

Der stellvertretende Premier erklärte, dass das Treffen mit der NZB stattfand, nachdem das Gesundheitsministerium neue Regeln vorgeschlagen hatte, um die Blüten zu einem kontrollierten Kraut (was auch immer das ist) zu erklären. Die einzigen Einschränkungen, die momentan gelten, sind dass der Konsument:

1. nicht in der Öffentlichkeit kiffen darf,
2. dass ein Mindestalter von 20 Jahren gilt und das
3. Cannabis für Schwangere und Stillende tabu ist.

Nun, Punkt 1 ist schon mal ziemlich hinfällig, denn die offene Akzeptanz des Freizeitkonsums von Marihuana auf der Straße ist augenscheinlich. Punkt 2 ist insofern ein Problem, denn Jugendliche kommen problemlos an den Stoff, haben aber keine Ahnung von Handling und Mengen, was dazu führte, dass heftig überdosiert wurde und mehrere Klinikaufenthalte öffentlich wurden.

Cannabis-Gesetz 2023

Handel mit Cannabis soll eingedämmt werden - Erfolgloser Versuch der Legalisierungsgegner gegen Milliardengeschäft  Bild 2
Der ausufernde Verkauf von Blüten auf der Straße, der seit der Entkriminalisierung im Juni immer weiter zugenommen hat, hat die Politiker zum Handeln gezwungen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich dadurch viel ändern wird, und man könnte es eher als einen typisch thailändischen Kompromissprozess in einer heiklen Angelegenheit betrachten.

Kritiker äussern, dass Thailands Marihuanapolitik schlecht durchdacht war, was zu diesen vorläufigen Kinderkrankheiten geführt hat. Nun soll hier und da nachgebessert werden… Eine Art Waschen der schmutzigen Wäsche in der Öffentlichkeit, bis man ein schönes sauberes Paar Socken aus thailändischer Produktion gefunden hat. Es steht viel auf dem Spiel. Die großen Akteure, deren Interessen geschützt werden sollen, haben ein Vermögen investiert, während viele in kleinere Neugründungen wie Läden investiert haben und weiterhin mit Cannabis handeln wollen, um Gewinne zu erzielen.

Weitere Klarheit wird das Cannabisgesetz bringen, das im nächsten Jahr verabschiedet werden soll, auch wenn es wahrscheinlich nicht viele Überraschungen geben wird und im Grunde alles beim Alten bleibt. Cannabis wird in Thailand weiterhin legal und erhältlich sein - allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, was man mit dem Kraut machen kann und was nicht.

Mehr zum Thema Cannabis


Thailands Medien über die Cannabis Legalisierung in Deutschland   24.02.2024
    Die thailändische Medienlandschaft blickt intensiv auf die Legalisierung in Deutschland

Thailand - geplantes Cannabis-Verbot liegt erst mal auf Eis   15.02.2024
    Umstrittene Punkte, Unklarheit über den Zeitplan und die politische Unterstützung

Gesetz zur Eindämmung des Freizeitkonsums von Cannabis   08.01.2024
    Gesundheitsminister betont die ausschließliche medizinische Verwendung von Cannabis

Kontrollierte Liberalisierung - Thailands Schritte zur Cannabis-Regulierung   19.11.2023
    Neuer Gesetzentwurf verwirft ein strenges Verbot des Freizeitkonsums

Wiedereinführung des Cannabis-Verbotes unsicher   16.11.2023
    Das Versprechen den Freizeitgebrauch zu stoppen steht auf wackligen Füssen

Premier und Gesundheitsminister gegen Cannabis-Freizeitgebrauch   17.09.2023
    Regierende wollen nur noch medizinische Anwendungen erlauben, aber...

Die Zukunft von Cannabis in Thailand   09.06.2023
    Zum einjährigen Jubiläum der Cannabis-Legalisierung - Thai Marijuana Day

Die Zeiten legalisierten Cannabis könnten ein Ende finden   29.05.2023
    Dem inzwischen riesigen Marihuana-Wirtschaftszweig droht das Aus

Cannabis-Problem sorgt immer noch für Durcheinander   03.05.2023
    Die neue oder alte Regierung wird für längerfristige Klarheit sorgen müssen

Touristischer Aufschwung durch die Liberalisierung von Gras   02.03.2023
    Cannabis sorgt für Touristenströme - mangelnde Rechtssicherheit für Ängste

⇒ Mehr Reisenews Thailand zum Thema Cannabis
Diese Seite Teilen: