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26.11.2025

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Jahrhundertflut - Thailands Militär übernimmt das Kommando

Wasser, Chaos, Ausnahmezustand: Die Flut, die Südthailand lähmt

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Thailands Süden versinkt – und das Militär übernimmt die Kontrolle über eine der schlimmsten Flutkatastrophen seit Jahren

In Südthailand spielt sich derzeit ein Szenario ab, das selbst für ein an Monsunregen gewohntes Land außergewöhnlich ist: tagelanger Starkregen, übergelaufene Flüsse, zerstörte Verkehrswege und Wassermassen, die in manchen Regionen zwei Meter hoch stehen. Die Regierung hat inzwischen das Militär vollständig in die Krisenbewältigung eingebunden – ein Schritt, der die Wucht der Katastrophe verdeutlicht.

Ein Landstrich im Wasser

Neun südliche Provinzen sind überflutet, mehr als 2,1 Millionen Menschen sind betroffen, tausende von der Außenwelt abgeschnitten. Mindestens 13 Menschen kamen ums Leben, in Malaysia, direkt hinter der Grenze, sind ebenfalls acht Bundesstaaten überschwemmt und über 19.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Die Region kämpft erneut mit Wassermassen, nur ein Jahr nach einem bereits tödlichen Monsun.

In vielen Orten kam die zivile Katastrophenhilfe schlicht nicht mehr hinterher. Das Wasser stieg so schnell, dass Evakuierungen zum Wettlauf gegen die Zeit wurden. Straßen brachen weg, Brücken wurden unterspült, und in manchen Gebieten fiel sogar das Mobilfunknetz aus – eine gefährliche Mischung, die jede organisierte Rettung erschwert.

Flugzeugträger als Rettungsboot – Urlauber in Not

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Besonders symbolträchtig ist der Einsatz des einzigen thailändischen Flugzeugträgers HTMS Chakri Naruebet, der in Sattahip anlegte, um Touristen von den Inseln Koh Tao und Koh Phangan in Sicherheit zu bringen. Insgesamt 734 Menschen – darunter 532 Ausländer – wurden bislang von der Marine an Bord genommen. Weitere Fregatten sind unterwegs, und die Marine kündigte an, die ganze Flotte könne jederzeit für zusätzliche Rettungseinsätze aktiviert werden.

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An Bord der Chakri Naruebet befinden sich Ärzte, Feldküchen sowie zwei Hubschrauber. Das Schiff kann sogar als mobiles Krankenhaus dienen – eine Fähigkeit, die in einer Situation wie dieser plötzlich mehr ist als eine theoretische Option.

Parallel dazu fliegt die Luftwaffe mit C-130-Transportmaschinen Wasser, Medikamente und Lebensmittel in die überschwemmten Regionen. Die Marine beschreibt ihren Einsatz als „vollständige Mobilisierung aller verfügbaren Kräfte“.

Hat Yai: die fünftgrößte Stadt des Landes kämpft ums Überleben

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Am schlimmsten ist die Lage in Hat Yai, einem wichtigen Handelszentrum des Landes. Die Stadt erlebte innerhalb eines Tages unglaubliche 335 Millimeter Regen, die höchste gemessene Tagesmenge seit 300 Jahren. Ganze Geschäftsstraßen verwandelten sich in braune Ströme, Autos wurden weggedrückt, ein Feuerwehrfahrzeug blieb mitten im Wasser stecken und wurde schließlich selbst umspült.

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Der Provinzgouverneur Ratthasart Chidchod appelliert an die Bevölkerung, das Gebiet vollständig zu verlassen. Andernfalls könnte die Versorgung zusammenbrechen – Lebensmittel, medizinische Betreuung, Trinkwasser, alles würde knapp, wenn das Wasser weiter steigt. Inzwischen werden Bewohner mit Jetskis, Offroad-LKWs und Schlauchbooten evakuiert. Freiwillige Organisationen wie das Matchima Rescue Center berichten, sie erhielten in drei Tagen mehr Hilferufe als sonst in einem ganzen Jahr.

Auf Social Media schildern Menschen verzweifelt ihre Lage: Familien ohne Reis und Wasser, mit ausgefallenem Handynetz, eingeschlossen im zweiten Stock ihrer Häuser, während das Wasser weiter steigt. Viele davon mit Kindern und älteren Angehörigen.

Erdrutsche in Krabi – Soldaten und Spürhunde suchen nach Vermissten

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Während in Hat Yai die Flut tobt, kämpfen Soldaten in der Provinz Krabi gegen eine andere Naturgewalt: Erdrutsche. Rund 150 Soldaten mit Spürhunden durchsuchen Berggebiete, in denen Häuser verschüttet wurden. Zwei Tote wurden bereits gefunden, bis zu zehn Menschen werden vermisst. Der Boden ist so stark durchnässt, dass jede Rettungsaktion zum eigenen Risiko wird.

Malaysia: Ein ganzes Grenzgebiet im Ausnahmezustand

Auch im Nachbarland Malaysia ist die Lage dramatisch. Allein in Perlis waten Rettungskräfte durch knietiefes Wasser, um eingeschlossene Bewohner zu erreichen. Mehr als 19.000 Menschen wurden aus ihren Häusern evakuiert. Premierminister Anwar Ibrahim spricht von einer „schwierigen und herausfordernden Zeit“ und ruft zur strikten Befolgung der Evakuierungsanweisungen auf. Dazu haben die dortigen Touristikveranstalter aller Reisen nach Südthailand gecancelt, was für Thailand ein Rückschlag ist, denn die Gäste aus Malaysia sind die zweitgrösste Besuchergruppe Thailands.

Wirtschaft – ein regionaler Rückschlag

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Die wirtschaftlichen Folgen könnten gravierend ausfallen. In fünf schwer betroffenen Provinzen mussten 70 Prozent der Bankfilialen schließen, 17 Kraftwerke gingen außer Betrieb und Hunderte Fabriken stehen unter Wasser. Allein in Songkhla sind 715 Betriebe betroffen – der Schaden dort beläuft sich bereits auf rund 1,28 Milliarden Baht.

Betroffen ist auch die Kautschukindustrie, für die Thailand weltweit bekannt ist. Plantagen stehen unter Wasser, Lieferketten sind unterbrochen, Fabriken kommen nicht mehr an Rohstoffe. Die wirtschaftliche Infrastruktur des Südens – sonst ein Motor des Landes – ist in Teilen lahmgelegt.

Eine Region, die atemlos um Hilfe ruft

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Die Matchima-Rescue-Gruppe berichtet von Tausenden Hilferufen pro Tag. Eine Nutzerin schreibt:

„Das Wasser steht jetzt im zweiten Stock. Wir sind zu sechst eingeschlossen, darunter zwei ältere Menschen. Bitte helft.“

Es sind Sätze wie diese, die den Ernst der Lage greifbar machen: Menschen, die buchstäblich um ihr Leben rufen, während das Wasser steigt und die Rettungskräfte versuchen, jedem ihrer verzweifelten Meldungen nachzugehen.

Eine Flut, die die Grenzen der Region offenlegt

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Diese Flut ist mehr als eine Naturkatastrophe. Sie legt offen, wie verwundbar Südostasien gegenüber extremen Wetterereignissen geworden ist – und wie abhängig ganze Regionen davon sind, dass das Militär einspringt, wenn die zivile Infrastruktur kollabiert.

Thailand und Malaysia kämpfen nicht nur gegen Regen und Fluten, sondern auch gegen Zeit, Erschöpfung und die schiere Größe des betroffenen Gebiets. Die nächsten Tage werden entscheidend sein – für die Menschen, die noch immer auf Hilfe warten, und für eine Region, die gerade an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommt.

Phuket hilft

Währenddessen zeigt Phuket, wie Solidarität im Ernstfall aussieht: Die Insel hat innerhalb weniger Stunden ein komplettes Hilfskorsett aus Einsatzkräften, Maschinen, Booten, Jetskis und Pumpen organisiert und in die besonders betroffenen Provinzen geschickt. Über ein Dutzend Sammelstellen nehmen Spenden entgegen, Behörden und private Gruppen arbeiten tatsächlich Hand in Hand – eine Seltenheit in vielen Ländern. Und auch hier zeigt sich wieder der Unterschied: In Thailand diskutiert man nicht endlos darüber, ob der Klimawandel real ist, sondern konzentriert sich darauf, seine Folgen zu bewältigen.

Quellen: THAI5, Thaiger, TMD

Kommentar der Red.:

Das ist leider genau das Bild, das der Klimawandel seit Jahren zeichnet: immer heftigere Wetterextreme, jahrhunderthochwasserartige Regenfälle mitten in der Trockenzeit und im Gegenzug brutale Dürre- und Hitzeperioden. Thailand gehört längst zu den Ländern, die am stärksten darunter leiden – und das wird nicht besser, wenn der Planet weiter aufgeheizt wird.

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Es ist schon bemerkenswert: Die Regierung versucht tatsächlich, CO₂-Reduktion und Klimaschutz zumindest anzuschieben, während andere Staaten noch darüber streiten, ob Starkregen überhaupt ‚neu‘ ist. Thailand kämpft inzwischen auf zwei Fronten – gegen die Fluten von heute und gegen die Emissionen von morgen. Und beides ist ein Rennen gegen die Zeit.

Einen Vorteil hat Thailand immerhin: Die Menschen dort hören auf Wissenschaft – und sie müssen sich nicht zusätzlich mit selbsternannten ›Klimaexperten‹ herumschlagen, die nach zwei YouTube-Hobbykeller-Videos glauben, sie könnten den Klimawandel wegdiskutieren. Diesen kulturellen Luxus hat nicht jedes Land. Denn Thailand spürt jedes Jahr und immer schlimmer, was es mit dem Klimawandel auf sich hat. Während anderswo noch YouTube-Geologen erklären, warum Starkregen angeblich eine ‚Erfindung der Grünen‘ ist, stehen in Phuket schon Rettungsteams bereit, bevor die nächste Wolke überhaupt aufreißt.


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