21.11.2025
Amüsantes
Miss Universe in Bangkok - Chaos-Soap als Schönheitswettbewerb
Geheime Jury, Streit, Polizeibesuch & Walkout: Das volle Unterhaltungs-Paket
Los ging alles, als Jurymitglied Omar Harfouch entschied, genug sei genug – und seinen Rückzug via Instagram verkündete. Man muss hinzufügen: mit der Dramatik eines Opernkomponisten, der er ja auch ist. Harfouch schrieb, der gesamte Wettbewerb sei eine „Charade ohne Transparenz“.
Klingt erstmal wie ein typischer beleidigter Künstler?
Nein. Der Mann legte nach: Eine geheime Jury habe bereits festgelegt, welche Kandidatinnen ins Finale kämen. Eine Art „VIP-Jury“, offenbar zusammengesetzt aus Menschen, die besser mit den Kandidatinnen vernetzt sind als das Social-Media-Team von Miss Mexico.
Man stelle sich die Enttäuschung der offiziellen Jury vor: reist extra nach Bangkok, zieht sich brav an, übt die Pokerface-Mimik für die Ergebnisverkündung – und erfährt dann, dass eine Hinterzimmerdelegation längst entschieden hat, wer hübsch genug fürs Finale ist. Das ist nicht Miss Universe, das ist „Germany’s Next Top Anwaltskanzlei“, nur ohne Heidi und mit mehr Büroskandal-Flair.
Nur wenige Stunden später machte auch Jurymitglied Claude Makélélé kehrt. Er verabschiedete sich mit der Formulierung „unvorhergesehene persönliche Gründe“, was im Jurorendeutsch so viel heißt wie: „Ich bin raus, bevor mich diese Farce mit in den Abgrund zieht.“
Seine Worte waren höflich, aber die Botschaft dahinter las sich klarer als jeder Klatschartikel:
„Ich halte Miss Universe hoch in Ehren – aber nicht hoch genug, um in diesem Chaos mitzumachen.“
Die Miss-Universe-Organisation tat natürlich, was Organisationen in solchen Momenten immer tun:
Sie dementierte alles: Habe transparente Protokolle! Ein Supervised Voting! Alles sei völlig korrekt! Alles liefe wie geplant!
So zumindest die offizielle Version. Der inoffizielle Eindruck? Die Regie brennt.
Dass es sich nicht um eine spontane Mini-Katastrophe handelt, zeigte schon der Vorfall einige Wochen zuvor, als thailändische Polizeibeamte die Büroräume der Organisation durchsuchten – wegen illegaler Werbung für ein Online-Casino. So ein Sponsor ist in Thailand ungefähr so legal wie ein Joint im Kindergarten oder ein Bier in der Grundschule. Dennoch sollen Wettbewerberinnen sanft in Richtung „Promotion-Postings“ geschubst worden sein.
Der Vorwurf der Behörden: „Irreführung der Teilnehmerinnen“ und „Verstoß gegen moralische und wirtschaftliche Interessen des Königreichs.“ Oder in alltäglichem Thai: „Was habt ihr da eigentlich für einen Quatsch angestellt?“
Als dann beim Sashing-Event Nawat Itsaragrisil, einer der großen Finanziers und Gastgeber, die Miss-Mexico-Kandidatin angeblich öffentlich bloßstellte, weil sie bei einem Sponsor-Shooting gefehlt hatte, war die Stimmung endgültig dahin. Mehrere Kandidatinnen verließen die Bühne – mitten im laufenden Event. Und zwar angeführt von der amtierenden Miss Universe selbst. Wenn eine Weltmeisterin der Diplomatie auf offener Bühne den Rückwärtsgang einlegt, weiß man: Das Management hat sich offiziell ins Knie gefi...!
Dass die Organisation versuchte, diesen Super-GAU als „Missverständnis“ zu verkaufen, wäre fast niedlich – wenn es nicht durch tausende Handyvideos dokumentiert wäre. Der Hashtag #MissUniverseWalkout ging weltweit viral und sorgte dafür, dass nicht die Kleider der Kandidatinnen, sondern das Krisenmanagement der Organisation Trendthema wurde.
Und nun, wenige Stunden vor dem Finale, stehen wir da: mit einem Schönheitswettbewerb, der weniger wie ein globales Highlight und mehr wie ein schlecht produziertes Politdrama wirkt, in dem die Nebendarsteller „Transparenz“ und „Professionalität“ schon in der ersten Folge gestorben sind.
Miss Universe ist seit 1952 ein Klassiker – damals gegründet von einer kalifornischen Bademodenfirma. Und man merkt aktuell: Vielleicht sollte man wieder zurück zu Bikinis und Strandshootings.
Denn der Versuch, den Wettbewerb zu modernisieren, endet hier in Bangkok in einer Mischung aus Kuriositätenkabinett, Krisensitzung und Casting-Soap. Am erfahrenen Gastgeber Thailand, bzw. Bangkok liegt es nicht, denn hier gab es bisher drei ausgetragene Miss-Universe-Finals in Thailand: 1992, 2005, 2018 - ohne Skandale, ohne Chaos und mit bezaubernden Teilnehmerinnen.
Wenn Miss Universe eines eindrucksvoll beweist, dann das:
Manchmal ist nicht die schönste Frau des Abends die Hauptfigur, sondern das desaströs organisierte Chaos rundherum.
Kommentar der Red.:
Also ganz ehrlich: Wenn Miss Universe noch ein bisschen mehr Drama produziert, übernimmt Netflix bald die Rechte und verkauft es als „Tiger King: Tiara Edition“.Da stolpern Juroren reihenweise aus dem Wettbewerb wie Models von einer schlecht beleuchteten Laufstegkante, die Polizei macht Hausbesuche, der Gastgeber verteilt öffentliche Peinlichkeiten wie Gratisproben im Einkaufszentrum – und irgendwo im Hintergrund soll eine „geheime Jury“ Entscheidungen treffen.
Ich frage mich langsam, ob die Veranstalter überhaupt wissen, dass sie einen Schönheitswettbewerb organisieren – und nicht das Staffelfinale von „Bachelor Thailand“, inklusive Rosenkrise, Backstage-Zoff und Regierungsskandal im Bonuspaket.
Ganz großes Kino: Miss Universe wollte „Empowerment“ zeigen – stattdessen empowern sie gerade vor allem die Meme-Industrie.
Und falls noch ein Skandal dazukommt, kriegt der Siegerin dieses Jahr wahrscheinlich nicht nur eine Krone, sondern auch ein Feuerwehrzertifikat über erfolgreich bestandene Krisenbewältigung.
Und leider glänzt das Management dieses Jahr heller als jede Tiara – nur nicht aus den richtigen Gründen.
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