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13.08.2022

Cannabis  

Mit Vollgas - Cannabis als Turbomotor der Tourismuswirtschaft

Legal? Illegal? Scheissegal scheinen einigen die möglichen Folgen öffentlichen Cannabis-Konsums zu sein

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Die thailändische Regierung hat am 9. Juni Cannabis- und Hanfpflanzen von der Liste der verbotenen Betäubungsmittel gestrichen, so dass es den Menschen in Thailand freisteht, sie anzubauen und zu verkaufen. Die Regierung erklärt jedoch, dass die Produktion und der Konsum der Droge nur für medizinische Zwecke, nicht aber für den Freizeitgebrauch gedacht sei, was aber in der Realität niemanden interessiert.

Die thailändische Regierung rät, völlig hilflos wegen einer Gesetzeslücke, die sie selbst geschaffen hat, nun vom Freizeitkonsum von Cannabis ab und erklärt, dass jeder, der beim Rauchen von Cannabis an einem öffentlichen Ort erwischt wird, nach dem Gesetz über die öffentliche Gesundheit wegen "Geruchsbelästigung" angeklagt werden kann und mit einer Geldstrafe von 25.000 Baht und einer dreimonatigen Haftstrafe rechnen muss.

Währenddessen weht ein unverwechselbarer süßer Geruch durch den Nachtmarkt von Fisherman´s Village auf der thailändischen Insel Koh Samui, zwischen den Ständen mit klebrigem Mangoreis und den Eimer-Cocktails. Der Cannabis-Stand von Samui Grower macht heute Abend regen Umsatz. Ein Tisch ist mit Gläsern gedeckt, auf denen jeweils eine andere blühende grüne Knospe abgebildet ist, mit Etiketten, auf denen Dinge stehen wie "Road Dawg" Hybrid THC 25% 850 Baht/Gramm".

Anderswo auf der Insel, im Chi Beach Club, liegen Touristen auf Sofas, paffen fertig gerollte Joints und mampfen Pizzen, die mit grünen Cannabisblättern belegt sind. Auf Instagram bietet der Green Shop Samui ein Marihuana-Menü mit fantastisch benannten Knospen an: Truffle Cream, Banana Kush und Sour Diesel, neben Hanfkeksen und Cannabis-Kräuterseife.

Video Cannabis Cafe in Thailand
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In Koh Samuis Straßen gibt es bereits zahlreiche Abgabestellen mit Namen wie Mr. Cannabis, und Touristen berichten, dass ihnen Marihuana an der Rezeption ihres Hotels offen angeboten wird. Doch die Gesetze rund um Cannabis sind weitaus unschärfer, als dieses "Grasparadies" vermuten lässt.

Jeder, der mit der notorisch strengen Haltung Thailands gegenüber dem Freizeitdrogenkonsum vertraut ist, könnte sich bei diesem Anblick fragen, ob er zu viel geraucht hat. Ein Land, in dem auf Drogendelikte die Todesstrafe steht und in dem Touristen, die mit einem Joint auf einer Vollmondparty erwischt werden, im berüchtigten Bangkok Hilton landen, scheint nun eine Kehrtwende vollzogen zu haben.

Video Chiang Mais first weed truck
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Vom Freizeitkonsum von Cannabis wird von Regierungsseite abgeraten, und die Behörden warnen, dass jeder, der beim Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit erwischt wird, u.A. wegen "Geruchsbelästigung" nach dem Gesetz über die öffentliche Gesundheit angeklagt werden kann und mit einer Geldstrafe von 25.000 Baht und drei Monaten Haft rechnen muss. Aber an den Stränden von Koh Samui scheint das Gesetz etwas offener für Interpretationen zu sein.




Carl Lamb, der Besitzer des Chi, eines luxuriösen Strandclubs in Bang Rak auf Koh Samui, verkauft neben Champagner, französischen Weinen und einem CBD-haltigen Menü auch fertig gerollte Cannabisjoints. Lamb hat eine große schwarze Zigarrenkiste mit verschiedenen Cannabissorten, die von 500 Baht pro Gramm für BlueBerry Haze bis zu 1.000 Baht pro Gramm für Lemonade reichen.

Video Celebrations at Thai weed festival
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Der Barbesitzer verriet, dass eine ganze Reihe von Leuten neugierig darauf sind, es zu probieren, seien es die Eltern von Kindern, die im Pool spielen, reiche Leute, die fertig gerollte Joints zum Mitnehmen wollen, oder Touristen, die es kaufen, sobald sie ankommen.

Lamb glaubt, dass er nichts Falsches tut. Seiner Meinung nach verbietet ihm das Gesetz nur den Verkauf an unter 25-Jährige oder Schwangere. Damit irrt er sich allerdings, denn sowohl für den Anbau von Hanf, als auch für den Handel mit Cannabis oder Cannabisprodukten muss man sich online registrieren, wozu man einen thailändischen Pass benötigt.

In einem Hotel in Chiang Mai, im Norden Thailands, sagte eine Kundin namens Nina, dass das Hotel an der Rezeption Cannabis verkauft. "Ich rauche es sowieso. Mir wäre es eigentlich egal, ob es legal ist oder nicht."

Ein Cannabisverkäufer, der illegal vor Ninas Hotel handelt, sagte, dass niemand die Drogengesetze versteht. Er arbeitet mit den Concierges der Hotels zusammen, um Lieferungen für Farangs oder Ausländer zu organisieren. "Es ist ein großes Durcheinander. Selbst die Polizei versteht es nicht. Ich kümmere mich im Moment darum, weil das Gesetz nicht klar ist. Die Touristen wissen nichts von den Gesetzen. Sie wissen nicht, dass sie in der Öffentlichkeit nicht rauchen dürfen. Dabei ist das sehr gefährlich.

Was als Nächstes passiert, kann man nur vermuten, aber es ist klar, dass Cannabis seinen Teil zum wirtschaftlichen Aufschwung Thailands beiträgt, und es sieht so aus, als würden sich alle davon berauschen.

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