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15.11.2025

Nach heftigem Druck kippen Thailands Alkoholverbote - ein bisschen

Regierung schafft zumindest das Nachmittags-Alkoholverbot ab

Nach heftigem Druck kippen Thailands Alkoholverbote - ein bisschen  - Reisenews Thailand - Symbolfoto 1

Thailand hat offiziell beschlossen, eines seiner kuriosesten Relikte aus der Ära der Militärjuntas zu beerdigen: das seit Jahrzehnten geltende Verkaufsverbot für Alkohol zwischen 14 und 17 Uhr. Die Entscheidung fiel auf einer Sitzung der National Alcohol Policy Committee, geleitet von Vizepremierminister Sophon Zarum, und sie markiert das Ende einer Regel, die so alt ist wie die Vorstellung, Beamte könnten sich am Nachmittag zum Bierchen davonschleichen.

Sophon erklärte nach der Sitzung in Bangkok, der Schritt solle den Tourismus und den Konsum in der Hochsaison – insbesondere zu Neujahr und Songkran – ankurbeln. „Das Verbot stammt aus einer Zeit, als man Beamte noch vor dem Mittagstrinken schützen wollte. Aber diese Zeit ist vorbei. Heute trinkt kein Beamter mehr am Nachmittag“, sagte der Vizepremier mit einer Überzeugung, die so charmant klang, dass man fast an sie glauben möchte.

Der Beschluss tritt 15 Tage nach öffentlicher Anhörung in Kraft und benötigt keine Kabinettszustimmung – ein erstaunlich effizienter Vorgang in einem Land, das sonst für behördliche Geduldsspiele bekannt ist. Damit fällt eine Regel, die jahrzehntelang vor allem Touristen irritierte, Gastronomen verärgerte und selbst Polizisten regelmäßig überforderte.

Nächtliche Alkohol Sperrzeiten bleiben vorerst

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Die Diskussion über verlängerte Öffnungszeiten in Bars und Nachtclubs – bis 4 Uhr morgens statt wie bisher 2 Uhr – bleibt allerdings offen. Während die Tourismusindustrie schon mal die Champagnerkorken vorbereitet, verweisen Mediziner und das Gesundheitsministerium auf Unfallstatistiken, die in der Zeit zwischen 2 und 3 Uhr früh besonders drastisch ausfallen. Sophon will „eine vernünftige Lösung finden“ – ein Satz, der in thailändischer Politik häufig der Beginn eines sehr langen Gesprächs ist.

Auch der Streit um die Zonengrenzen beim Alkoholverkauf geht weiter: Muss der Mindestabstand zu Schulen und Tempeln nun ab Zaun oder ab Gebäudemauer gemessen werden? Eine Frage, die selbst im Land des Lächelns für Stirnrunzeln sorgt – aber offenbar unverzichtbar ist, wenn man über Bier redet.

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Sophon stellte klar, dass der Staat zwar weiterhin alkoholfreie Kampagnen an religiösen Feiertagen unterstütze, diese aber „realistisch bleiben“ müssten. Menschen würden feiern, sagte er, und wer den Konsum eindämmen wolle, müsse Anreize schaffen – nicht nur Verbote. Mit anderen Worten: Moral ist gut, Umsatz ist besser.

Das Gesundheitsministerium dürfte diese Sichtweise mit zusammengekniffenen Lippen hinnehmen, doch selbst dort weiß man: Ein Land, das jedes Jahr Millionen von Touristen empfängt, lässt sich schwer durch Frömmigkeit finanzieren.


Kommentar

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Endlich! Jahrzehntelang mussten Reisende und Einheimische sich an einem absurden Ritual beteiligen: Punkt 14 Uhr wurde der Verkauf von Bier, Wein und Whisky gestoppt – und wer sein Glas um 13:59 Uhr bestellt hatte, musste es innerhalb von fünf Minuten leeren, sonst drohten bis zu 10.000 Baht Strafe.

Diese Regelung, angeblich geschaffen, um Ordnung, Moral und Leberwerte zu schützen, war eine der herrlichsten Komödien südostasiatischer Verwaltungskunst. Ein Gesetz, das so absurd detailliert war, dass man meinen konnte, es sei von einem durstigen Beamten in der Mittagspause geschrieben worden.

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Noch grotesker: Die Strafe für das Überschreiten der „Bierfrist“ lag im Ermessen der Polizei – und in einem Land, in dem dieses Ermessen bekanntlich auch schon mal in bar ausgehandelt wird, war das ein echter Selbstbedienungsladen für Ordnungshüter.

Nun also soll der Wahnsinn enden. Nicht etwa, weil Vernunft oder Freiheit plötzlich Einzug gehalten hätten – nein, weil Tourismus Geld bringt. Wenn der moralische Zeigefinger der Wirtschaft weichen muss, ist das in Thailand kein Sittenverfall, sondern schlicht Pragmatismus mit Schirmchencocktail.

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Gesundheitsexperten warnen weiter vor den Risiken von Alkohol, während Gastronomen leise „Amen“ murmeln – denn endlich dürfen sie nachmittags wieder ausschenken, ohne sich wie Schmuggler zu fühlen. Aber man darf anstoßen: Auf mehr Freiheit, weniger Heuchelei und ein Land, das vielleicht nicht alles richtig macht – aber immerhin weiß, dass man die Wirtschaft nicht mit stillen Wassern ankurbelt.
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