14.08.2025
Phuket
Phuket am Limit - Tourismusboom zwingt Insel zu Maßnahmen
Auf Kollisionskurs mit der Infrastruktur - Umdenken Fehlanzeige
Tourismus auf Rekordkurs
Laut Verbandspräsident Thaneth Tantipiriyakij passierten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr Reisende die Passkontrolle am Phuket International Airport als im gesamten Vergleichszeitraum 2019 und sogar mehr als im Vorjahr 2024. An der Spitze der Besucherstatistik stehen derzeit Touristen aus Russland, gefolgt von Gästen aus China und Indien.Die offiziellen Daten des thailändischen Tourismus- und Sportministeriums zeigen jedoch landesweit einen Rückgang chinesischer Besucher um 34 %, ein Trend, der sich auch auf Phuket bemerkbar macht. Gleichzeitig verzeichnet die Insel einen starken Zuwachs indischer Urlauber, der den Rückgang teilweise kompensiert. Auffällig: Die Aufenthaltsdauer chinesischer Gäste hat sich laut Alipay-Daten von durchschnittlich 2,5 auf fast sieben Nächte verlängert – und die Ausgaben pro Person haben sich vervierfacht.
Auch in der Nebensaison ist Phuket international gefragt. Besucher aus Australien, dem Nahen Osten und benachbarten asiatischen Ländern sorgen für stabile Auslastung. Selbst die Zahl der europäischen Urlauber steigt bereits, obwohl deren Hauptreisezeit traditionell erst im November beginnt. Die Branche rechnet fest damit, dass die Touristenzahlen in diesem Jahr die Rekorde von 2019 und 2024 übertreffen werden.
Engpässe an allen Fronten
Der Boom hat jedoch seinen Preis. Die einzige Straßenverbindung zwischen Phuket und dem Festland, die Thepkrasattri Road (Route 402), ist längst an ihrer Belastungsgrenze. Staus sind für Pendler und Urlauber gleichermaßen Alltag. Thaneth bringt es auf den Punkt: „Wenn wir nur eine dringende Verbesserung wählen könnten, dann wären es die Straßen.“Der Flughafen steht ebenfalls unter Druck. Mit nur einer Landebahn und einer maximalen Kapazität von rund 20 Starts oder Landungen pro Stunde wickelt der Airport in der Regenzeit über 250 Flüge pro Tag ab – in der Hochsaison sogar mehr als 300.
Auch die Entsorgungskapazitäten stoßen an ihre Grenzen: Die bestehende Müllverbrennungsanlage kann lediglich 700 Tonnen täglich verarbeiten, während im Schnitt rund 1.200 Tonnen Abfall anfallen. Der Rest landet auf Deponien. Eine zweite Verbrennungsanlage ist im Bau, wird aber lediglich den Status quo abdecken – ohne Puffer für weiteres Wachstum.
Zusätzlich steigt in den Sommermonaten der Wasserverbrauch drastisch, während es an einer vollständig integrierten Abwasserbehandlung fehlt. Das Risiko von Engpässen und Umweltbelastungen wächst damit parallel zum Tourismus.
Appell an die Regierung
Die Tourist Association fordert daher eine konzertierte Aktion der Zentralregierung: Ausbau der Verkehrsanbindung, Erhöhung der Flughafenkapazität, Modernisierung der Abfall- und Wasserinfrastruktur sowie die Schaffung eines nachhaltigen Abwassersystems. Ziel müsse sein, nicht nur den Tourismus zu bedienen, sondern auch die Lebensqualität der rund 420.000 Inselbewohner zu sichern.Denn, so Thaneth: „Der Tourismus muss die Lebensqualität der Einheimischen berücksichtigen. Tägliche Verkehrsstaus sind nicht nur eine Belastung für die Bewohner, sondern auch ein Ärgernis für Reisende.“
Kommentar der Redaktion
Wir haben doch noch alle die wohlklingenden Versprechen der Tourismusbehörden nach der Pandemie im Ohr: „Nie wieder Massentourismus, weniger Besucher, dafür mehr Qualität und Nachhaltigkeit.“ Klang damals fast so schön wie Meeresrauschen bei Sonnenuntergang. Nur schade, dass diese Worte inzwischen so schnell im Sand verschwunden sind wie ein Liegestuhl bei Flut.Stattdessen: Noch mehr Flüge, noch mehr Hotels, noch mehr Wohnanlagen – und das bitte auch gleich mitten in Naturschutzgebieten, schließlich will man ja nicht, dass unberührte Natur ungenutzt rumliegt. Nachhaltigkeit? Offenbar meint man damit, dass der Verkehrsstau zuverlässig von einer Saison in die nächste überdauert.
Und dann die große Frage: Wo sind eigentlich all die satten Steuereinnahmen hingeflossen, die Phuket über Jahre durch Massentourismus eingefahren hat? Haben die sich etwa auch in den Stau auf der Thepkrasattri Road eingereiht und sind dort einfach nie wieder aufgetaucht?
Warum eigentlich soll nun die thailändische Gesamtbevölkerung die „stinkreiche“ Insel subventionieren, die mit ihren Luxusvillen und Strandresorts eigentlich in Geld schwimmen müsste? Wäre es nicht einfacher, die Zahl der Touristen zu begrenzen, anstatt alles weiter hochzuschrauben, bis selbst die Müllkippen und die Wasserversorgung vor Überlastung kapitulieren? Aber klar, ein weiteres Fünf-Sterne-Resort im Mangrovengebiet löst bestimmt alle Probleme – zumindest die der Investoren.
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