22.08.2025
Wirtschaft
Profitwunder trifft Jammerkultur: Thailands Airlines & Hotels
20 Milliarden Gewinn, aber 1,50 Euro Lohn mehr pro Tag sind der Ruin?
Laut Tourismusministerium werden 2025 rund 33,5 Millionen Gäste erwartet, nach 35,5 Millionen im Vorjahr – ein Minus von etwa 7 %. In Hotspots wie Phuket oder Bangkok bleibt die Nachfrage hoch, in abgelegenen Regionen wie Nan oder Phrae ist es schwieriger.
Airlines: Explosion der Gewinne
Die drei großen thailändischen Fluggesellschaften – Thai Airways, Thai AirAsia und Bangkok Airways – verzeichneten in den ersten sechs Monaten 2025 einen Umsatz von 134,9 Mrd. Baht (ca. 3,55 Mrd. EUR) und steigerten ihren Nettogewinn auf 25,66 Mrd. Baht (ca. 675 Mio. EUR), nach nur 5,31 Mrd. Baht (ca. 140 Mio. EUR) im Vorjahr.Haupttreiber war Thai Airways, deren Gewinn nach der Sanierung um mehr als 700 % auf 21,97 Mrd. Baht (ca. 578 Mio. EUR) explodierte und die mit einer Börsenkapitalisierung von 418 Mrd. Baht (ca. 11 Mrd. EUR) zu den zehn größten Unternehmen des Landes aufstieg. Auch Thai AirAsia schaffte die Wende: Aus einem Vorjahresverlust wurde ein Gewinn von 1,6 Mrd. Baht (ca. 42 Mio. EUR), trotz leicht sinkender Umsätze.
Hotels: Preise hoch, Gewinne hoch
Doch der entscheidende Punkt ist: Die großen Konzerne verdienen prächtig – nicht trotz, sondern wegen steigender Preise. Während Gäste immer tiefer in die Tasche greifen müssen und Beschäftigte sich mit 400 Baht abspeisen lassen sollen, wird an der Spitze gefeiert.Die großen Hotelketten zeigen, wie man trotz weniger Gäste die Kassen füllt – durch kräftige Preiserhöhungen.
- Asset World Corporation (AWC)
verzeichnete 11,40 Milliarden Baht (ca. 300 Mio. EUR) Umsatz und 3,37 Milliarden Baht (ca. 89 Mio. EUR) Gewinn, ein Plus von 18 %. - S Hotels & Resorts (SHR)
Teil der Singha-Gruppe, erzielte 200 Millionen Baht (ca. 5,3 Mio. EUR) Gewinn, ein Zuwachs von fast 400 %. - Minor International (MINT)
meldete über 80 Milliarden Baht (ca. 2,1 Mrd. EUR) Umsatz und 3,50 Milliarden Baht (ca. 92 Mio. EUR) Gewinn. Die Zimmerpreise legten im Schnitt deutlich zu.
Mindestlohn: Das große Krokodilstränen-Spektakel
Während oben also der Champagner kaltgestellt wird, klingt es unten ganz anders. Seit 1. Juli gilt in Thailand ein einheitlicher Mindestlohn von 400 Baht pro Tag – das entspricht gerade einmal 10,50 Euro. Branchenvertreter der Hotellerie warnen jedoch bereits vor dem „Untergang vieler Betriebe“.Der Präsident der Thai Hotels Association (THA) spricht von „existenzbedrohenden Sprüngen“ – in einigen Provinzen sei der Lohn über Nacht von 345–350 Baht (ca. 9 EUR) auf 400 Baht gestiegen, also um 17 %. Arbeitskosten, also rund 1,50 EUR pro Tagun Mitarbeiter machten nun angeblich 25–30 % der Ausgaben aus, dazu kämen hohe Energiekosten.
Mit Mindestlohn im Hotel
Die THA warnt, während sich die Anleger und Inhaber die Fäustchen reiben, vor „Massenentlassungen“: Hotels könnten gezwungen sein, nur noch Teilzeitkräfte oder Aushilfen zu beschäftigen, die bei Bedarf auf Abruf erscheinen – also ein klassisches Prekariat.
Zudem klagt man über „ungleiche Wettbewerbsbedingungen“: Offiziell lizenzierte Hotels müssten den Mindestlohn zahlen, illegale Unterkünfte nicht. Folge: Statt über faire Bezahlung zu reden, fürchten die großen Player angeblich einen Exodus aus der Legalität.
Kommentar der Redaktion:
Man muss es den Bossen der thailändischen Tourismusindustrie lassen: Sie beherrschen die Kunst des Klagelieds in Perfektion. Da schwimmen Airlines und Hotelketten in Milliardenprofiten, feiern Gewinnsteigerungen von 700 Prozent und verfrachten ihr Kapital an die Börse – und im selben Atemzug wird öffentlich gejammert, der neue Mindestlohn von 400 Baht (ganze zehn Euro!) könne das fragile Kartenhaus zum Einsturz bringen.Die Argumentation ist so durchsichtig wie billig: Oben wird kassiert, unten gedrückt. „Unfaire Wettbewerbsbedingungen“, weil illegale Hotels die Löhne umgehen könnten? Klingt eher wie ein stilles Eingeständnis, dass man selbst am liebsten ebenso tricksen würde. „Kleinere Provinz-Hotels brechen daran zusammen“? Übersetzt: Wir großen Player wollen weiter sparen, und sei es auf dem Rücken derer, die den Dreck wegschrubben.
Der Lösungsvorschlag spricht Bände: Personal nur noch auf Abruf. Reinigungskräfte, die wie Wegwerfartikel bestellt und wieder entsorgt werden, sobald das Bett gemacht und das Klo geputzt ist. Das ist kein Wirtschaftskalkül, das ist institutionalisierte Verachtung für die eigene Belegschaft.
Kurz gesagt: Oben die Milliardengewinne, unten das Prekariat – und dazwischen Manager, die das Märchen vom drohenden Untergang erzählen. Wer 20 Milliarden Baht Gewinn in sechs Monaten verbucht und gleichzeitig behauptet, er könne keine zehn Euro am Tag zahlen, hat kein Kostenproblem. Er hat ein Charakterproblem.
Quellen: TTGasia, The Nation
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