Sek Loso rockt den Knast - Musik trifft Gitterstäbe

Jail House Rock: Wenn Thai-Rockstars fürs Gefängnis neue Wege gehen

Seit gestern, dem 16. Juli, noch bis zum 20. Juli, erlebt Thailand ein völlig unerwartetes, kulturelles Ereignis der besonderen Art: Der bekannte Rockmusiker Sek Loso, mit bürgerlichem Namen Seksan Sukpimai, tritt während seiner Haftzeit in der Justizvollzugsanstalt Min Buri öffentlich auf – im Rahmen offizieller Konzerte, die im Zuge der 54. Justizvollzugsmesse des thailändischen Justizministeriums organisiert wurden.

Die Auftritte mit verschiedenen Bands finden im Veranstaltungszentrum Impact Muang Thong Thani statt und sind Teil eines Programms zur Resozialisierung durch kreative Ausdrucksformen. Sek Loso performt nicht allein: Gemeinsam mit Mitgefangenen gründete er innerhalb der Haftanstalt die „Min Buri Band“ („วงมีนบุรี), mit der er sowohl eigene Klassiker als auch neu komponierte Songs spielt.

Während seiner Haft komponiert Sek weiterhin neue Lieder – darunter auch den emotionalen Song „I will always be your supporter“, der bei dem Konzert erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Die Gefängnisleitung betonte, dass es sich bei der Veranstaltung nicht um eine Sonderbehandlung für einen Prominenten handelte, sondern um ein gezieltes Förderprogramm für musikalisch begabte Inhaftierte. Ziel sei es, Talente zu stärken und Wege zur persönlichen Weiterentwicklung auch hinter Gittern zu ermöglichen.

Trotz des schwierigen Rahmens war die Stimmung des ersten Konzertes gestern, mit einem Publikum, das aus Angehörigen, Gästen und weiteren Inhaftierten bestand, emotional und mitreißend. Der normalerweise immer lange Haar tragende Sek Loso, trat mit den Gefängnisvorschriften entsprechenden Kurzhaarfrisur auf, was ihn nicht hinderte, das Publikum zu begeistern. Seine Frau und Schwester waren ebenfalls anwesend und sprachen später von einem bewegenden Moment der Hoffnung und als weiterer Stargast kam auch Aed Carabao für einen Song auf die Bühne.

Der Hintergrund dieses außergewöhnlichen Auftritts ist ernst: Im Juni 2024 wurde Sek Loso vom Obersten Gericht Thailands rechtskräftig zu zwei Jahren, zwölf Monaten und zwanzig Tagen Haft verurteilt – wegen Drogenbesitzes, illegalem Waffenbesitz und Widerstands gegen Polizeibeamte. Die Strafe geht auf eine Reihe von Vorfällen zurück, unter anderem ein viel beachtetes Facebook-Livevideo aus dem Jahr 2017, das seine Konfrontation mit der Polizei zeigte.

Video Sek Loso auf der Knast-Messe

Der Auftritt für das Gefängnis hat landesweit Diskussionen ausgelöst. Während Kritiker von Prominentenprivilegien sprachen, sehen Unterstützer das Konzert als sinnvolles Beispiel für kreative Resozialisierung. Das Justizministerium verteidigte die Maßnahme als Teil eines modernen Strafvollzugs, der auf Bildung, Musik und soziale Reintegration setzt.

Die Ausstellung der thailändischen Strafvollzugsbehörde oder Justizvollzugsmesse (ทะเลใจ) – oft auch als Knast-Messe bezeichnet – ist eine jährliche Veranstaltung, bei der Gefängnisse aus dem ganzen Land ihre Rehabilitationsprojekte, Handwerksarbeiten, Ausbildungsprogramme und künstlerischen Initiativen präsentieren. Ziel ist es, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie Resozialisierung funktionieren kann – und wie Gefangene aktiv an ihrer Rückkehr in die Gesellschaft arbeiten. Musik, Ausstellungen, Vorträge und Produktverkäufe gehören fest zum Programm.

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Für Sek Loso war es der erste offizielle Auftritt außerhalb des Gefängnisses seit seiner Inhaftierung – ein musikalisches Lebenszeichen und ein Statement: Kunst kennt keine Gitter. Und manchmal beginnt der Weg zurück in die Gesellschaft genau dort, wo niemand ihn erwartet – auf der Bühne, zwischen Wachtürmen und Hoffnung.

Sek Losos erstes Konzert hinter Gefängnismauern war damit nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern ein gesellschaftliches Statement: Kunst kann auch dort Hoffnung stiften, wo sonst Resignation herrscht – und Resozialisierung beginnt manchmal mit einem Song. Es zeigt, dass Reue, Rehabilitation und kreative Ausdruckskraft auch hinter Gittern Platz finden können. Für viele ein Lichtblick – und vielleicht ein Modell für andere Länder mit rigiden Strafsystemen.

I am the inspiration - SEK LOSO • Minburi Special Prison

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