01.07.2025
Cannabis
So funktioniert medizinisches Gras in Thailand
Thailands neue Cannabis-Rezeptpflicht mit Formular P.T. 33 🌿 😆 🎉
Ursprünglich war geplant, den Einsatz von Cannabisblüten auf 15 bestimmte Krankheitsgruppen zu begrenzen. Doch dieses Konzept wurde zwischenzeitlich von Gesundheitsminister Somsak Thepsutin elegant auf die Bremse gestellt – man wolle doch bitte erst die Meinung von Fachleuten und Behörden einholen. Und so enthält das frisch verabschiedete Formular jetzt keine starren Listen mehr, sondern eine offene Zeile für den Arzt (oder Heiler seines Vertrauens), in der die Diagnose handschriftlich eingetragen wird. Viel Platz für Kreativität? Sicher. Viel Verantwortung? Ganz sicher nicht.
Wer darf eigentlich? Vom Arzt bis zum Dorfschamanen
Formular P.T. 33 ist kein 08/15-Rezeptblock, sondern eine standesgemäße Bühne für sieben Berufsgruppen, die ab sofort in das medizinische Cannabisgeschäft einsteigen dürfen. Wer darf in Thailand Cannabis verschreiben? Eine bunte Truppe zwischen Stethoskop, Salbeitee und Schröpfglas:🩺 Schulmediziner – die klassischen Weißkittel mit Uni-Abschluss und Wartezimmer. Diagnose nach Lehrbuch, Rezept nach Vorschrift. Cannabis? Aber bitte nur mit Paragrafenbegleitung.
🛕 Thai-Traditional-Mediziner – hier wird’s schon aromatischer. Kräuter, Heilbalsam und jahrhundertealtes Wissen statt Röntgenbild. Wer’s schafft, die richtige Pflanze im Dschungel zu finden, darf auch Buds verschreiben.
📚 Angewandte Thai-Mediziner – quasi die moderne Fusion-Version: Tradition trifft Schulbank. Offiziell zertifiziert, traditionell inspiriert – die Pad-Thai-Variante unter den Heilberufen.
😁 Zahnärzte – Ja, wirklich! Offenbar glaubt das Gesundheitsministerium: Wer Schmerzen kennt, kennt Cannabis. Ob bei Weisheitszähnen oder Weisheitskräutern – der Zahnarzt deines Vertrauens darf mitmischen.
💊 Apotheker – weil niemand weiß, wie man Buds grammgenau abwiegt und in Tütchen verpackt wie sie. Außerdem: Wer den Beipackzettel versteht, verdient Vertrauen.
🈶 Chinesische Mediziner – mit Akupunkturnadel und Qi-Fluss im Gepäck. Schröpfen, Yin-Yang-Ausgleich und nun auch: staatlich abgesegnete Blütenfreigabe.
🌿 Lokale Heiler – das Highlight der Liste! Vom Dorfältesten mit Bambusstock über Kräuterhexen mit jahrzehntelanger Salbenerfahrung bis zum Gong-schlagenden Schamanen. Hauptsache registriert – und nicht nur vom Dorf, sondern auch vom Gesundheitsamt.
Kurz gesagt: Wer in Thailand Cannabis verschreiben darf, ist ein wunderbar bunter Mix aus Klinik, Kräutergarten und Kulturerbe – irgendwo zwischen Weißkittel und Räucherstäbchen. Nur deine Thai-Massurin darf’s (noch) nicht – es sei denn, sie hat eine Lizenz und mehr Zertifikate an der Wand als du Kissen auf der Liege.
Natürlich müssen Name, Adresse und Lizenznummer fein säuberlich eingetragen werden – und auch die Patienteninformationen werden mit Liebe zum Detail abgefragt: Name, Alter, Nationalität, Ausweis- oder Passnummer – da bleibt kein Joint anonym. Dann folgt die Beschreibung der Symptome, die Dosierung pro Tag, die Anzahl der Anwendungstage sowie die Gesamtmenge der Blüten. Kein Gramm zu viel, kein Rausch zu lang.
Was wäre ein thailändisches Verwaltungsformular ohne elegante Einschränkungen im Kleingedruckten? Natürlich gibt es auch beim medizinischen Joint klare Spielregeln: Ein Rezept gilt höchstens für 30 Tage – danach heißt es entweder „bitte neu ausstellen“ oder doch wieder zurück zur Pfefferminztee-Kur. Die gestellte Diagnose muss zudem exakt zu den Vorgaben der jeweiligen Heilberufsgruppe passen, ganz gleich ob Uni-Arzt oder Dorfheiler mit Bambusrohr. Und weil’s ohne doppelte Absicherung in Thailand nicht geht, sollte die Diagnose im Idealfall auch mit anderen medizinischen Nachweisen harmonieren. Bürokratie-Ballett eben – mit Cannabis in der Hauptrolle.
Wer nun denkt, das wär’s – weit gefehlt. Die letzte Zeile des Dokuments sorgt für echte Retro-Behördennostalgie: Das Rezept muss am Ausgabestandort für ein volles Jahr aufbewahrt werden – für mögliche Inspektionen. Die Frage ist allerdings, wer wird die Muße haben, zigtausende handgeschriebene Rezepte durchzusehen – das ist ohne eine dicke Tüte ja kaum machbar. Mit der ärztlichen Diagnose „Jobstress“ dürfte das Rezept dafür aber kein Problem sein.
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