30.12.2025
Wirtschaft
Thailand 2025 - im Jahr der großen Reise- und Politpannen
Wenn der Urlaubstraum ins Politroulette gerät - Paradies & Regelchaos
Der thailändische Tourismusmotor sollte 2025 eigentlich wieder aufheulen wie ein frisch getunter Tuk-Tuk. Stattdessen klingt er eher wie ein alter Pickup mit Motorschaden auf der Sukhumvit: viel Hoffnung, wenig Vortrieb. Zum ersten Mal seit der Pandemie schrumpfte die Branche wieder – und das nicht aus Mangel an schönen Stränden, sondern an Vertrauen, Stabilität und politischem Timing.
Die Tourism Authority of Thailand musste ihre Prognose deutlich nach unten korrigieren: Statt der erhofften 39 Millionen Gästen werden es nur rund 33 Millionen. Das ist zwar immer noch eine beeindruckende Zahl, fühlt sich aber wie ein Rückwärtsgang an – vor allem nach dem steilen Anstieg von 2021 bis 2024, als man sich vom pandemischen Nullpunkt wieder bis auf 35,5 Millionen Besucher hochgearbeitet hatte. Der Aufwärtstrend? Erst mal pausiert.
Große Pläne, große Bauchlandungen
Das Jahr begann ambitioniert. Mit dem Kampagnentitel „Amazing Thailand Grand Tourism and Sports Year“ wollte die Regierung das Niveau von 2019 knacken und 3,5 Billionen Baht einspielen. Doch dann kam Thailand 2025 in den Modus „Murphy’s Law – Southeast Asia Edition“.Zuerst erschütterte ein international beachteter Kriminalfall das wichtigste Quellland: Ein chinesischer Schauspieler wurde von Thailand aus in ein Scam-Zentrum nach Myanmar gelockt. Ergebnis: massive Buchungsstornierungen aus China – und zwar nicht kurz, sondern hartnäckig bis Jahresende. Vertrauen ist im Tourismus eben wie Kokosmilch: einmal sauer, schwer wieder gut.
Im März folgte das nächste Kapitel im Drehbuch „Warum läuft das alles so ungünstig?“ – ein Erdbeben in Bangkok, spektakuläre Videos, ein eingestürztes Gebäude. Viral ging diesmal nicht die Freude, sondern die Angst.
Festivals, Subventionen und sonstige Rohrkrepierer
Zwar versuchte die Regierung gegenzusteuern: Mega-Songkran, Festival-Träume, sogar asiatische Tomorrowland-Pläne für die Zukunft. Doch der Effekt blieb überschaubar. Auch das Subventionsprogramm für Einheimische („Tiew Thai Khon La Khrueng“) erwies sich als bürokratisches Abenteuer mit instabiler Technik – so unerquicklich, dass einige Hotels lieber dankend verzichteten.Als ob das nicht reicht, bremsten auch globale Faktoren: Handelskriege, neue US-Zölle, der Nahostkonflikt mit Flugausfällen und der berühmte „Nagel im Sarg“ war dann der politische Knall: Regierungswechsel, geleakte Telefonate, gestoppte Förderprogramme – inklusive der geplanten Gratis-Inlandsflüge für Touristen. Aus dem Stimulus wurde Stillstand.
Politikroulette, Grenzknall und Cannabis-Wackelpudding
Als wäre das Jahr 2025 nicht ohnehin schon ambitioniert genug gewesen, entschied sich Thailand zusätzlich für das politische Spiel „Ministerpräsidentenwechsel – Reloaded“. Kaum hatte man sich an Namen, Gesichter und Zuständigkeiten gewöhnt, war schon wieder jemand weg. Für den Tourismus heißt das: Förderprogramme angekündigt, diskutiert, verschoben, vergessen. Planungssicherheit? Eher so ein westliches Hobby.Dann der Grenzkonflikt mit Kambodscha – plötzlich Kriegsvokabular statt Urlaubsprospekte. Die östlichen Provinzen konnten beim Tourismus im Grunde das Licht ausmachen. Reisende mögen vieles, aber keine Schlagzeilen mit „bewaffnete Auseinandersetzungen“ und Landkarten.
Und als wäre das nicht genug, spielte Thailand weiter sein Lieblingsspiel: Cannabis: ja – nein – ja – nein – vielleicht – fragen Sie nächste Woche nochmal.Was als progressive Öffnung begann, wurde zur regulatorischen Dauer-Seifenoper. Touristen, Investoren und selbst Einheimische wussten zeitweise nicht mehr, ob sie gerade legal entspannen oder versehentlich kriminell handeln. Vertrauen baut man so eher nicht auf. Und das neuerliche hin- und her bei den Alkoholverkaufszeiten - wann darf der Tourist und wann darf er keinesfalls sein Bier trinken - macht die Begeisterung der Reisenden nicht unbedingt größer.
Krönender Abschluss: ständige Änderungen der Einreisebedingungen. Visafrei? Visapflicht? 30 Tage? 60 Tage? Digitales Formular? Papier? App? Überraschung am Schalter? Wer 2025 nach Thailand reiste, brauchte weniger Reiseführer als aktuellen News-Ticker.
Konkurrenz schläft nicht
Während Thailand mit sich selbst beschäftigt war, drehten andere auf: Vietnam, Japan und China wurden stärker, moderner, aggressiver vermarktet. Die Konkurrenz serviert inzwischen Hochgeschwindigkeitszüge, neue Flughäfen und Attraktionen – Thailand diskutiert noch.Hoffnung auf 2026 – diesmal wirklich?
Branchenvertreter bleiben vorsichtig optimistisch. Wenn 2026 nicht wieder „unerwartet“ wird (ein in Thailand äußerst dehnbarer Begriff), könnten 35,5 Millionen Besucher drin sein. Mehr Flüge, bessere Events und klügere Kampagnen liegen zumindest in der Schublade.
Thailand bleibt laut Branchenanalysen trotzdem unter den Top-10-Reisezielen im Asien-Pazifik-Raum. Stärken wie Essen, Gastfreundschaft und Wellness funktionieren weiterhin hervorragend – nur die Zeit der automatischen Preiserhöhungen ist vorbei. Jetzt heißt es: dynamische Preise statt Wunschdenken, Infrastruktur statt Improvisation.
Mehr zum Thema Wirtschaft
⇒Thailands Tourismus in Gefahr - Branche fordert sofortige Hilfe 20.11.2025
Fünf Verbände, ein Weckruf: Der Notfallplan für 2025/26
⇒Thailand startet Tourist DigiPay - Cash for Cryptos 07.11.2025
Kryptowährungen im Urlaub einfach in Baht ausgeben
⇒Thailands verborgenes Erbe: Die Jagd nach den Seltenen Erden 28.10.2025
Zwischen Umwelt, Macht und Milliarden: Wird Thailand zur Rohstoffmacht?
⇒Razzia in Illegalem russischen Imperium auf Koh Phangan 22.10.2025
Polizei sprengt Mietgeschäft mit 400 Motorrädern, Autos, Zimmern...
⇒Thailands Regierung startet Mega-Reiseprogramm 14.10.2025
Bangkok setzt auf Inlandsreisen als Konjunkturspritze
⇒Thailand fliegt vorneweg: Erster Kunde für Airbus A330 MRTT+ 27.09.2025
Hightech für Luftwaffe: Royal Thai Air Force setzt auf den A330neo-Tanker
⇒Thailands Tourismus - Einnahmeverluste von bis zu 17 % drohen 24.09.2025
Die Tourismusbehörde TAT sieht starken Baht als Verursacher - wir nicht
⇒Thailands Duty-Free-Gigant in der Krise 07.09.2025
King Power kämpft ums Überleben - Umsatzloch im Milliardenbereich
⇒Thailands neue Baht-Scheine: Plastikgeld für mehr Sicherheit 04.09.2025
Polymer statt Papier: Warum Thailands Geldscheine ein Upgrade bekommen
⇒Thailands Hotelgesetz vor der Reform 04.09.2025
Schluss mit der Grauzone für Homestays, Resorts und Airbnbs
⇒ Mehr Reisenews Thailand zum Thema Wirtschaft

Jetzt registrieren







