24.07.2025
Politik
Thailand & Kambodscha - Diplomatische Beziehungen im Minenfeld
Thailand beruft Botschafter ab und weist Kambodschas Gesandten aus
💣 Ein Zwischenfall mit Sprengkraft
Der Auslöser für diese diplomatische Zuspitzung war ein tragischer Vorfall am 16. Juli 2025, bei dem der thailändische Unteroffizier Pichitchai Boonkorat im Grenzgebiet nahe Chong Bok (Provinz Ubon Ratchathani) beim Patrouillieren auf eine Landmine trat. Er verlor dabei sein rechtes Bein. Zwei weitere Soldaten wurden bei ähnlichen Vorfällen verletzt. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums befand sich die Einheit klar auf thailändischem Boden – in einem Gebiet, das zuvor als minenfrei galt.Die Analyse durch thailändische Sicherheitskräfte ergab, dass es sich bei den gefundenen Sprengkörpern um neue Antipersonenminen handelte, die nicht thailändischen Ursprungs seien und kürzlich verlegt wurden. Eine Aussage, die von Premierminister a. D. und amtierendem Innenminister Phumtham Wechayachai deutlich aufgegriffen wurde: „Das ist ein klarer und bewusster Akt der Provokation und ein Bruch internationalen Rechts.“
Update 06:00 MEZ
Kambodscha eröffnete das Feuer auf thailändische Truppenbasis
Am frühen Donnerstagmorgen ging es an der Grenze in Surin richtig zur Sache – mindestens wenn man Bangkok Post und Armeeangaben glauben darf.
Laut Royal Thai Army kreiste gegen 7:35 Uhr erstmals eine unbemannte kambodschanische Drohne über dem Ta Muen Thom-Tempel im Gebiet von Phanom Dong Rak. Kurz danach tauchten sechs kambodschanische Soldaten mit RPG-Granaten an einem Stacheldrahtzaun vor einer thailändischen Basis auf – und eröffneten um 8:20 Uhr das Feuer auf die Moo Pa-Basis, nur gut 200 Meter östlich der Tempelruine.
Um 9:40 Uhr soll zudem ein BM-21-Raketenwerfer auf die Don Tuan-Tempelruine in der thailändischen Provinz Si Sa Ket gefeuert haben, und um 9:55 Uhr landeten Schüsse in einem Wohngebiet – Grund genug, die Bevölkerung aus Sicherheitsgründen zu evakuieren.
Ende Update 6:00 Uhr
🛑 Diplomatische Beziehungen „heruntergestuft“
Die Konsequenzen folgten prompt. Phumtham verkündete die sofortige Abberufung des thailändischen Botschafters in Kambodscha. Gleichzeitig erhielt der kambodschanische Botschafter in Bangkok die Aufforderung, das Land zu verlassen. Der thailändische Außenminister wurde beauftragt, eine formelle Protestnote an Phnom Penh zu übermitteln. Die diplomatischen Beziehungen seien „deutlich heruntergestuft“, weitere Maßnahmen würden derzeit geprüft.Mit dieser Entscheidung bewegt sich Thailand auf dem schmalen Grat zwischen scharfer Reaktion und offener Konfrontation. Offiziell hält man an der Linie fest, bestehende bilaterale Kanäle zur Konfliktlösung zu nutzen – jedoch unter „entschlossener Wahrung der eigenen Souveränität“, wie es aus Regierungskreisen heißt.
🛂 Grenzschließungen – Tourismus betroffen
Neben den diplomatischen Maßnahmen greift die thailändische Regierung auch zu konkreten Schritten vor Ort: Alle Grenzübergänge im Zuständigkeitsbereich der 2. Armee wurden mit sofortiger Wirkung geschlossen. Dies betrifft sowohl den Personen- als auch den Warenverkehr, insbesondere den Grenztourismus – ein empfindlicher Schlag für die Wirtschaft in den betroffenen Regionen.Hier sind die Grenzübergänge nach Kambodscha, die von der thailändischen 2. Armee aktuell geschlossen wurden:
- Chong Chom (Surin-O Smach)
- Chong Sai Taku (Buri Ram-Stueng Bat)
- Chong An Ma (Ubon Ratchathani-Preah Vihear)
- Chong Sa ngam (Sisaket-Choam Anlong Veng)
- Zusätzlich wurden zwei Tempel-Grenzübergänge Ta Muen Thom und Ta Krabey ebenfalls gesperrt.
⚖️ Internationales Recht & Konventionen
Thailand beruft sich in seiner Stellungnahme ausdrücklich auf die Ottawa-Konvention (auch: Landminenverbotskonvention), der das Land beigetreten ist. Der Einsatz, Besitz oder das Lagern von Antipersonenminen ist nach dieser Konvention strikt untersagt. In seiner Erklärung betont das Außenministerium, dass die Vorfälle einen klaren Bruch dieser Vereinbarung darstellen – und zwar nicht durch Thailand.Man werde sich „im Rahmen der Konvention rechtlich und politisch verteidigen“ und zugleich versuchen, die Differenzen im Rahmen bilateraler Mechanismen beizulegen. Wie belastbar diese Kanäle noch sind, bleibt angesichts der jüngsten Eskalation allerdings offen.
Die Situation an der thailändisch-kambodschanischen Grenze bleibt angespannt. Während Thailand seine Souveränität betont und mit Nachdruck auf internationale Konventionen verweist, hat sich Kambodscha bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Die Grenzregion Huai Bon und Chong Bok ist historisch immer wieder Schauplatz von Spannungen gewesen – doch die jetzige Eskalation erreicht eine neue Stufe.
Mit der Ausweisung des Botschafters und der Grenzschließung sendet Thailand eine klare Botschaft: Minendiplomatie wird nicht toleriert. Ob Phnom Penh deeskaliert oder nachlegt, dürfte die nächsten Schritte bestimmen – für beide Seiten und die Stabilität in der Region.
Quellen: The Nation, สำนักงาน (Khaosod), nbt world
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