27.06.2025
Cannabis
Thailand räumt auf im Weed-Wunderland
Cannabis nur noch medizinisch und nur mit Fachpersonal 🌿 😎 😜
Thailand hat also mit sofortiger Wirkung eine umfassende Neuregelung für Cannabis in Kraft gesetzt: Die Blüte der Hanfpflanze – bislang vielerorts frei verkäuflich – ist nun als kontrolliertes Heilkraut eingestuft und darf ausschließlich zu medizinischen Zwecken verwendet werden. Damit wird ein Großteil des 2022 begonnenen Liberalisierungskurses wieder zurückgedreht – zur großen Erleichterung mancher, zum Entsetzen vieler.
Wer in den letzten zwei Jahren durch Thailands Straßen spaziert ist, hat es nicht übersehen können: Überall schossen Cannabis-Shops wie Pilze aus dem Boden. Vom hippen „High Lounge“-Café in Chiang Mai bis zur blinkenden Vitrine in Pattaya – „Weed for everyone“ war das Motto. Die thailändische Regierung hat mit dem neuen Gesetz klargestellt: Cannabis gibt’s nur noch auf Rezept. Freizeitkiffen war gestern. Oder?
Nur noch mit Arzt, Apotheker oder Folk Doctor
Und das ist kein Scherz: Jeder einzelne Shop, der Cannabisblüten verkaufen will, muss jetzt medizinisches Fachpersonal vor Ort haben.Zur Auswahl stehen:
- Ärzte (Schulmedizin)
- Traditionelle Thai-Mediziner
- Heilpraktiker
- Chinesische Heiler
- Apotheker
- Zahnärzte
- Folk Doctors (traditionell anerkannte Heiler))
Die dürfen dann – ähnlich wie ein Hausarzt – ein Rezept ausstellen oder bestätigen. Ohne Rezept? Kein Verkauf. Punkt. Allerdings verdienen auch in Thailand Ärzte und Apotheker damit Geld, Rezepte auszustellen und viele Hemp-Stores werden wohl eigene „Mediziner“ beschäftigen und wenn man sich die Liste so anschaut, ist die Gruppe derer, die Krankheiten beim Verbraucher bestätigen dürfen, doch recht umfangreich.
Ein Gramm pro Tag oder 30 Gramm pro Monat – das ist die neue, offizielle Obergrenze für Patienten. Was nicht angegeben wurde, ist, wie kontrolliert werden soll, ob ein „Erkrankter“ mehrere Shops, bzw. Verschreibende aufsucht, um die Symptome einer besonders schweren Erkrankung zu lindern.
Was nicht mehr geht
- Kiffen "just for fun"? Verboten.
- Online bestellen? Verboten.
- Automat aufstellen? Verboten.
- Werbung auf Instagram, TikTok oder am Ladenschild? Verboten.
- Verkaufen in Tempeln, Parks, Zoos oder Studentenheimen? Auch Verboten.
Kurz gesagt: Die neue Devise lautet „Zertifiziert statt zufällig“. Die Frage die sich stellt, wer kifft denn „just for fun“?
Denn es gibt ziemlich viele gute Gründe, warum Cannabis medizinisch echt Sinn macht. Zum Beispiel bei chronischen Schmerzen, Migräne, Arthritis, MS, Epilepsie oder Endometriose, aber auch Übelkeit & Erbrechen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Hautausschlag oder vielleicht sogar der entzündete Biss einer Sandmücke – also allem, was zwickt, brennt oder einfach den Tag zur Qual macht.
Auch bei der Psyche kann’s helfen: Angststörungen, Schlaflosigkeit, PTBS, Depressionen, oder wenn du beim Wort „Steuerbescheid“ innerlich zusammenklappst. Manche brauchen’s gegen Schmerzen, andere einfach, um den Tag zu überleben, ohne in Tränen oder Wutanfälle zu zerbröseln.
Kurz gesagt: Wenn der Körper schreit, die Nerven brennen oder das Leben einfach zu viel wird – kann grünes Kraut durchaus Gold wert sein. Natürlich auf Rezept. Und am besten vom Arzt, Apotheker oder Folk Doctor (Fun Doctor?) deines Vertrauens. 🌿
Höhere Standards für besseren Stoff
Nicht nur die Shops müssen sich jetzt neu aufstellen – auch bei den Anbaubetrieben greift das Gesetz hart durch und das ist durchaus sinnvoll. Wer künftig Cannabis anbauen will, braucht eine offizielle Zulassung und muss nachweislich hohe Standards erfüllen – zum Beispiel:- Dokumentierte Herkunft der Samen
- Saubere Anbaumethoden
- Ernteprotokolle
- Qualitätskontrollen
Was früher auf der Hinterhofplantage für ein paar Baht das Gramm verkauft wurde, soll jetzt medizinisch sauber und rückverfolgbar sein. Klar, das wird den Preis pro Gramm nach oben treiben – aber auch die Qualität und Sicherheit. Wo die Preise in den letzten Monaten um rund 90% gesunken sind, aber auch die Qualität, wird es nun wieder etwas teurer. Der Betreiber eines Cannabis-Shops in Khon Kaen sagt: „Das bringt Ordnung, wir verkaufen vielleicht weniger, aber was wir verkaufen, ist dann richtig gutes Zeug – und legal.“
Was sich ändert
Viele Shops werden sich jetzt komplett umstrukturieren: medizinisches Personal einstellen, neue Lizenzen beantragen, mit zertifizierten Farmen zusammenarbeiten.Das kostet Geld – vor allem die Bezahlung von Ärzten oder Apothekern wird für einige eine echte Herausforderung und für den Konsumenten ein bisschen mehr Kosten. Aber: Wer sich an die neuen Spielregeln hält, darf auch fairere Preise verlangen und hat endlich Rechtssicherheit und der Verbraucher kann sich sicher sein, dass er für mehr Geld auch viel mehr Spass (Gesundheit) erhält.
Kommentar der Redaktion
Medizinischer Nutzen schön und gut – aber am Ende geht´s wie immer ums große Geschäft und darum, wer im Clubhaus der alten Lobbyfreunde der Alkoholindustrie sitzt und die Abkehr vom Besäufnis hin zum Weed-Fun gar nicht gut findet.Ein kompletter Rückzieher wird’s natürlich nicht. Warum auch?
Bei 1,4 Milliarden Jahresumsatz und zigtausend Beschäftigten in der Branche will sich niemand ernsthaft die Finger verbrennen – höchstens ein bisschen warm anföhnen, damit es so aussieht, als würde man handeln.
Was passiert stattdessen? Kleine Shops und Lieferdienste, die sich keine Ärzte, Apotheker oder Folk Doctors und kleine Farmen die sich keine Zertifizierungen leisten können, machen dicht wobei gleichzeitig die Zahl der „Erkrankten“ mit chronischem Stress, Schlafmangel und Rückenweh bei Bürolicht plötzlich explodieren wird – man will ja legal bleiben. Und wer bleibt am Drücker? Große Player mit dicken Budgets, guten Beziehungen und schön desinfizierten Verkaufsräumen.
Ein Schelm, wer dabei an eine Re-Regulierung denkt, die vor allem den Großen den Markt serviert, während man nach außen Moral predigt. Und während die Grasläden brav ärztliche Atteste sortieren müssen, kann man sich an jeder Straßenecke weiter Chang, Leo oder Kippen reinschrauben, ganz ohne Rezept, dafür mit ordentlich Leberleid im Langzeitpaket.

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