17.09.2025
Verkehr
Thailand testet Wasserflugzeugrouten auf kleine Inseln
Neue, ökologisch bedenkenswerte Wege für den Inseltourismus
Koh Kradan als Startpunkt
Im Fokus der Pilotphase steht ausgerechnet die kleine Insel Koh Kradan, die für ihr türkisblaues Wasser und ihre ruhige Atmosphäre bekannt ist und mit den schönsten Stränden weltweit berühmt wurde, sich aber durch schwierige Erreichbarkeit ihren Charme erhalten hat. Von hier aus sollen nun die ersten Wasserflugzeuge abheben und beweisen, dass sich derartige Verbindungen lohnen. Sollte das Projekt Erfolg haben, ist eine Ausweitung auf andere Regionen geplant – etwa Verbindungen zwischen kleineren Inseln und großen Drehkreuzen wie Bangkok oder Phuket.Der Direktor der CAAT, Air Chief Marshal Manat Chavanaprayoon, äußerte sich optimistisch: „Dieses Projekt hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Touristen Thailand entdecken, grundlegend zu verändern. Es eröffnet den Zugang zu verborgenen Juwelen und unterstützt zugleich eine nachhaltige Entwicklung.“
Die Idee hinter den Wasserflugzeugen ist klar: Touristen sollen schneller und bequemer abgelegene Inseln erreichen können – und das mit einem gewissen Erlebnisfaktor. Während Fähren bei starkem Wellengang oder in der Monsunzeit unzuverlässig sein können, versprechen die Wasserflugzeuge kürzere Reisezeiten und eine spektakuläre Aussicht auf Küstenlinien, Strände und die Inselwelt Thailands. Der Weg soll also Teil des Urlaubsgefühls werden.
Infrastruktur und Ausbaupläne
Die langfristige Vision sieht vor, spezielle Terminals für Wasserflugzeuge zu bauen – mit Check-in-Schaltern, Wartebereichen und Boardingzonen. Dabei betonen die Verantwortlichen, dass die Infrastruktur in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Umweltorganisationen entstehen soll, um die ökologischen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.Das Projekt verfolgt nicht nur touristische Ziele, sondern auch wirtschaftliche: Inseln, die bislang abseits des großen Tourismus standen, sollen stärker eingebunden werden. Damit sollen wirtschaftliche Vorteile breiter verteilt werden – jenseits der bekannten Hotspots wie Phuket und Koh Samui. Lokale Anbieter von Unterkünften, Restaurants oder Ausflügen könnten neue Gäste gewinnen, und auch die Nachfrage nach Dienstleistungen im Transport- und Servicebereich dürfte steigen. Zugleich erhofft man sich einen Schub für den Arbeitsmarkt: Neben Piloten und Technikern werden Bodenpersonal, Wartungsteams und zahlreiche Arbeitskräfte im Tourismussektor benötigt.
Die CAAT und ihre Partner sind überzeugt, dass das Projekt Thailand international positionieren könnte – als Land, das nicht nur mit Sonne und Stränden lockt, sondern auch mit innovativen und nachhaltigen Tourismuskonzepten. „Wir wollen eine neue Form des Reisens anbieten, die sowohl die Umwelt respektiert als auch die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung berücksichtigt“, so die Verantwortlichen.
Kommentar zur Nachhaltigkeits-Rhetorik
So vielversprechend das Projekt klingt, bleibt die Frage: Wie ernst ist es Thailand mit der Nachhaltigkeit wirklich?In der Vergangenheit haben Behörden und Hoteliers immer wieder von „grünem Tourismus“ gesprochen, während gleichzeitig Mangrovenwälder für Hotelanlagen gerodet, Abwässer ungefiltert ins Meer geleitet oder Korallen durch Speedboote zerstört wurden.
Ob die geplanten Wasserflugzeuge – die unbestreitbar zusätzlichen Treibstoff verbrennen – tatsächlich als umweltfreundliche Alternative taugen, ist fraglich. Sicher, sie könnten schlecht ausgelastete Fähren teilweise ersetzen und so Verkehrsströme bündeln.
Doch ohne strenge ökologische Standards besteht die Gefahr, dass die neue Infrastruktur am Ende eher die bekannten Probleme verschärft: steigende Besucherzahlen, mehr Druck auf fragile Inselökosysteme und eine Vermarktung von „Geheimtipps“, die dann in kürzester Zeit keine mehr sind.
Mit anderen Worten: Hinter der Rhetorik vom „nachhaltigen Tourismus“ verbirgt sich oft ein klassisches Wachstumsmodell, das primär den Interessen der Hotellerie und Investoren dient. Ob Inseln wie Koh Kradan davon langfristig profitieren – oder ob sie ihr natürliches Gleichgewicht verlieren – wird sich erst zeigen, wenn der erste Linienbetrieb läuft.
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