Thailands Angst vor einer erneuten Jahrhundertflut wie 2011 - Reisenews Thailand
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05.06.2025

Wetter  

Thailands Angst vor einer erneuten Jahrhundertflut wie 2011

Klimakrise live: Thailand wird zum Testlabor der Extreme

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Ungewöhnlich starke und schlagartige Regenfälle, sogenannte „Regenbomben“, sorgen in Thailand zunehmend für Beunruhigung. Die extremen Niederschläge zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt im Jahr lassen Erinnerungen an die verheerenden Überschwemmungen von 2011, oder an die Extreme in Thailands Norden 2024 wach werden, bei denen große Teile des Landes unter Wasser standen und wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe entstanden.

Ein früher und heftiger Start in die Regenzeit

Bereits im Mai – normalerweise noch Teil der Übergangsphase zwischen Sommer und Regenzeit – wurden in der Hauptstadt Bangkok zwischen dem 1. und 14. Mai über 188 Millimeter Regen registriert. Das entspricht einem Anstieg von 95 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen 30-Jahreswert von knapp 97 Millimetern, wie das Amt für Entwässerung und Abwasser bekannt gab.

Laut Prof. Seree Supratid, Leiter des Zentrums für Klimawandel und Katastrophen an der Rangsit-Universität, hat das Klimaphänomen La Niña seine typischen Muster verändert. Die damit einhergehende Abkühlung des zentral- und ostpazifischen Ozeans beeinflusst in diesem Jahr das Wetter in Südostasien stärker als gewöhnlich – und vor allem unvorhersehbarer.

„Wir beobachten derzeit eine Instabilität der Klimasysteme mit unregelmäßigen saisonalen Übergängen“, erklärt Seree. Das Auftreten sogenannter „Rain Bombs“ – also plötzlicher, extrem intensiver Starkregen innerhalb kurzer Zeit – sei ein neues und schwer vorhersehbares Wetterphänomen, das Behörden wie Bevölkerung vor große Herausforderungen stellt.

Thailand als Brennpunkt des Klimawandels

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Thailand zählt zu den Ländern, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Laut internationalen Studien gehört das Königreich zu den Top Ten der am meisten gefährdeten Staaten weltweit, wenn es um die Folgen von Erderwärmung, Meeresspiegelanstieg und extremen Wetterereignissen geht. Vor allem der dicht besiedelte Großraum Bangkok ist durch seine tief liegende Lage, die massive Versiegelung urbaner Flächen und den mangelhaften Küstenschutz akut gefährdet. Dazu kommt die wachsende Häufigkeit von Dürre- und Starkregenzyklen, die Landwirtschaft und Wassermanagement gleichermaßen herausfordern. Der Klimawandel zeigt sich in Thailand längst nicht mehr als abstraktes Zukunftsszenario – er ist spürbare Realität im Alltag von Millionen Menschen.

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Noch keine Alarmstufe Rot – aber wachsam bleiben

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Trotz des nassen Auftakts sei es jedoch noch zu früh, um von flächendeckenden Überschwemmungen im Stil von 2011 zu sprechen, betont der Experte. Für Juni und Juli sei mit einer Wetterberuhigung zu rechnen. Ab August werde voraussichtlich trockeneres Wetter dominieren, ehe im Oktober erneut mit starken Regenfällen gerechnet werden müsse.
Positiv zu vermerken: Der Füllstand der landesweiten Wasserspeicher liegt derzeit bei etwa 42 Milliarden Kubikmetern, was 56 Prozent der Gesamtkapazität entspricht. Im Vergleich dazu waren die Speicher 2011 bereits im Frühsommer zu über 60 Prozent gefüllt – bei einer Jahressumme von mehr als 1.400 Millimetern Niederschlag.

Bangkok setzt auf Technik und Vorsorge

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Bangkok, sonst oft Sinnbild urbaner Überforderung bei Starkregen, hat offenbar aus der Vergangenheit gelernt. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz werden Wassermengen und Fließrichtungen mittlerweile bis zu drei Stunden im Voraus berechnet. So gelingt es, Regenwasser schneller abzuleiten. Zudem werden rund 1.900 Kanäle in der Hauptstadt derzeit ausgebaggert, um mehr Durchfluss zu ermöglichen. In besonders gefährdeten Stadtteilen wurden zusätzliche Pumpensysteme installiert, um die Entwässerungskapazität kurzfristig zu erhöhen.

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Auch landesweit zeigt sich ein proaktiver Umgang mit den Herausforderungen: Wasser aus insgesamt 21 großen Talsperren wird derzeit kontrolliert abgelassen, um Reserven für spätere Starkregen zu schaffen. Die Entwässerungsstrategien werden fortlaufend angepasst.

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Ein weiteres Novum: Dank modernisierter Pumpstationen des Königlichen Bewässerungsamts wird ein Teil des Wassers aus dem Norden nicht mehr direkt durch Bangkok geleitet. Stattdessen wird es gezielt nach Osten zum Bang-Pakong-Fluss und nach Westen über die Tha-Chin-Flussroute abgeleitet – letzteres durch die effizient arbeitende Pumpstation Krathum Baen mit einer Leistung von 45 Kubikmetern pro Sekunde.

Doch trotz aller Fortschritte bleibt das Risiko hoch. „Ohne moderne Sensortechnologie zur präzisen Ortung von Niederschlägen sind viele Provinzen nach wie vor stark gefährdet“, warnt Prof. Seree. Aktuell sei es lediglich möglich, 3 bis 5 Tage im Voraus vor Unwettern zu warnen. Daher sei es entscheidend, dass lokale Gemeinschaften eigenständig aktiv werden, um Wetteränderungen frühzeitig zu erkennen und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Thailand steht wettertechnisch an einem Scheideweg: Einerseits rüstet man technisch massiv auf, um den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Andererseits ist das Land immer stärker dem unberechenbaren Zusammenspiel aus La Niña, regionalen Extremwetterlagen und infrastrukturellen Schwächen ausgeliefert. Die nächste Flut ist also womöglich nur eine weitere Regenbombe entfernt.
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