03.09.2025
Wirtschaft
Thailands Hoteliers senken Preise
Rückgang bei Touristen erzwingt Strategiewechsel
Laut der thailändischen Ratingagentur TRIS Rating werden in diesem Jahr nur noch 33,1 Millionen internationale Gäste erwartet – ein Rückgang von 5,6 % gegenüber 2024 (35,5 Millionen). Bereits in den ersten acht Monaten 2025 zählte das Tourismusministerium 21,9 Millionen Ankünfte, ein Minus von 7,2 % im Jahresvergleich.
Die Entwicklung im China-Markt ist für Thailand besonders schmerzhaft. Nach einem Minus von 35 % in den ersten sieben Monaten wird für das Gesamtjahr nur noch mit 4,6 Millionen chinesischen Gästen gerechnet – gegenüber 6,7 Millionen im Jahr 2024.
Der Grund: Viele Chinesen orientieren sich um. Japan verzeichnet dank des schwachen Yen fast 70 % Wachstum, Vietnam sogar 78 %. Sollte sich dieser Trend nach der chinesischen „National Labour Week“ im Oktober fortsetzen, könnte es sich laut TRIS Rating um eine dauerhafte Verschiebung der Reisegewohnheiten handeln – ein Szenario mit weitreichenden Folgen für Thailand.
Ganz ohne Lichtblicke bleibt das Bild nicht: Vor allem Indien entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Markt. Mit über 15 Städten, die Direktflüge nach Bangkok und Phuket anbieten, gehört Indien inzwischen zu den Top-5-Quellmärkten.
Auch Langstreckenmärkte tragen zur Stabilisierung bei. So stieg die Zahl der Besucher aus den USA um 7,4 % gegenüber dem Vorjahr, während die Europäer mit einem Plus von 15,6 % sogar besonders stark vertreten sind. Auf der Buchungsplattform Agoda war Thailand im Sommer 2025 zum zweiten Mal in Folge das beliebteste Suchziel europäischer Reisender.
Grenzkonflikt und schwaches Kosumverhalten
TRIS Rating warnt jedoch, dass geopolitische Spannungen die Lage verschärfen könnten. Der aktuelle Konflikt an der Grenze zu Kambodscha gilt als Risikofaktor, der bei einer Eskalation negative Effekte auf den Tourismus haben könnte.Auch das Konsumverhalten wirkt dämpfend: Während 2024 die Belegungsraten in Hotels sogar über dem Vorkrisenniveau lagen, ist für 2025 keine Fortsetzung dieses Booms in Sicht. Die Kombination aus weniger internationalen Gästen, einer wachsenden Zahl an Hotelzimmern und vorsichtigeren Konsumenten sorgt dafür, dass die Betreiber verstärkt auf Rabatte und Sonderaktionen setzen müssen.
Besonders spürbar ist der Druck im High-End-Segment in Bangkok. Viele Luxushotels greifen inzwischen zu „verdeckten“ Preisnachlässen – also Sonderangeboten, die nicht offiziell veröffentlicht werden – oder reduzieren gezielt Raten in der Nebensaison, um die Auslastung zu sichern. Vor allem das Überangebot an Zimmern verschärft die Situation: In Bangkok wuchs das Angebot im Jahresvergleich um 7 %, allein seit Jahresbeginn 2025 um 3 %.
TRIS Rating – Stimme des Finanzmarktes
Die Analyse stammt von TRIS Rating, Thailands erster Ratingagentur, gegründet 1993 mit Unterstützung von Finanzministerium und Zentralbank. 2002 wurde die Rating-Sparte als eigenständige Firma ausgegliedert. Heute gilt TRIS Rating als fester Bestandteil des thailändischen Finanzmarkts: Bis Ende 2024 wurden rund 600 Unternehmen bewertet, die zusammen ein Emissionsvolumen von über 9 Billionen Baht (etwa 250 Mrd. EUR) repräsentieren.Dank ihrer Nähe zu Investoren, Banken und Tourismusunternehmen gilt die Einschätzung von TRIS als besonders richtungsweisend – auch für die Hotelbranche, die nach Jahren des Booms nun erstmals seit der Pandemie wieder auf dem Boden der Realität angekommen ist.
Trendwende
Die thailändische Hotellerie erlebt 2025 eine Trendwende: Während Langstreckengäste aus Europa und den USA für frische Nachfrage sorgen, bleiben die asiatischen Kernmärkte schwach – allen voran China. Das führt dazu, dass selbst Luxushotels erstmals wieder mit Rabatten um Gäste kämpfen müssen.Ob es sich nur um ein kurzes Durchatmen oder den Beginn einer neuen Normalität handelt, hängt entscheidend davon ab, ob Thailand die chinesischen Reisenden zurückgewinnen kann – oder ob sich deren Sehnsucht nach Japan, Vietnam und anderen Zielen dauerhaft verfestigt.
Quellen: TRIS, Bangkok Post
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