Thailands Regierung im Cannabis-Dilemma - Reisenews Thailand
Unterstütze unsere Arbeit mit einer kleinen Spende
aktivJetzt registrieren
17.06.2025

Cannabis  

Thailands Regierung im Cannabis-Dilemma

Vom grünen Kräuter-Hype zum politischen Desaster

Thailands Regierung im Cannabis-Dilemma - Reisenews Thailand - Bild 1

Drei Jahre nach der viel beachteten Entkriminalisierung von Cannabis steht Thailand vor einem politisch und gesellschaftlich hausgemachten Problem: Was einst als mutiger Fortschritt gefeiert wurde, ist inzwischen zur sozialen, gesundheitlichen und rechtlichen Belastung geworden. Während sich Touristen über legale Joints auf der Khao San Road freuen und Tausende Shops mit grünem Neonlicht aus dem Boden geschossen sind, schlagen Ärzt:innen, Suchtforscher:innen und Gemeindevorstände Alarm – und fordern dringend ein Ende des regulatorischen Vakuums.

Die Liste der negativen Folgen ist lang – und wächst rasant. Laut dem Zentrum für Suchtstudien beliefen sich die durch Cannabis verursachten Gesundheitskosten allein im Jahr 2023 auf rund 15,8 Milliarden Baht (etwa 488 Millionen US-Dollar). Jugendliche greifen vermehrt zur Droge: Der Anteil der 18- bis 19-jährigen Konsumenten hat sich seit 2019 mehr als verzehnfacht. Parallel steigen die Fälle von Cannabisvergiftungen, Psychosen und weiteren Störungen, die ins öffentliche Gesundheitssystem einsickern.

Fliegen in Thailand, Flugpläne, Tickets und Flugzeiten
Was mit dem Versprechen medizinischer Nutzung begann, ist zur flächendeckenden Verfügbarkeit geworden – ohne Alterskontrollen, ohne Qualitätsstandards, ohne Konsequenzen. Die Shops blühen – insbesondere in Touristen-Hotspots – während viele Betreiber weder Regeln einhalten noch Konsequenzen fürchten müssen. Auch in sozialen Brennpunkten ist der Rückfall sichtbar: Wo einst gegen harte Drogen gekämpft wurde, wachsen nun Hanfpflanzen in Vorgärten, warnen lokale Gemeindevorsteher. Für viele Jugendliche ist Cannabis nur das Einstiegsprodukt – mit offener Tür zu Methamphetamin oder Heroin.

Politisches Versagen: Sechs Gesetzesentwürfe, null Durchsetzung

Thailands Regierung im Cannabis-Dilemma - Vom grünen Kräuter-Hype zum politischen Desaster Bild 1
Bis heute hat das Parlament es nicht geschafft, ein funktionierendes Cannabisgesetz zu verabschieden. Ganze sechs Entwürfe liegen vor – darunter einer von der zivilgesellschaftlichen Thai Drug Watch Group –, doch keiner wurde verabschiedet. Währenddessen bleibt die Gesetzeslage chaotisch: Cannabis ist offiziell keine Droge mehr, aber auch kein kontrolliertes Medikament. Ein rechtliches Niemandsland mit fatalen Folgen.

Kritiker werfen der Regierung vor, eine politische Spielwiese geschaffen zu haben, in der Gesundheitsrisiken, internationale Drogenabkommen und Jugendschutz ignoriert wurden. Thailand wurde von mehreren Ländern gewarnt, ihre Bürger nicht mit Cannabis aus dem „Urlaubsparadies“ zurückzubringen – denn zu Hause drohen drakonische Strafen.



Regierung unter Druck – Regulierung in letzter Minute?

Thailands Regierung im Cannabis-Dilemma - Vom grünen Kräuter-Hype zum politischen Desaster Bild 2
Der öffentliche Druck wächst. Gesundheitsorganisationen fordern Transparenz: Wie viele Shops gibt es? Wer wurde bestraft? Wie viele Lizenzen wurden entzogen? Auch innerhalb der Regierung scheint nun Bewegung zu kommen. Der Gesundheitsminister hat die Behörde für traditionelle Medizin beauftragt, innerhalb von 40 Tagen strengere Vorschriften einzuführen. Künftig soll Cannabis nur noch mit ärztlichem Attest erhältlich sein – bei festgelegten Indikationen wie Krampfanfällen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Die Ausgabe soll auf 30 g pro Monat begrenzt werden, Qualitätsstandards nach EU-Richtlinien sind geplant.

Doch ob sich die Praxis wirklich regulieren lässt, bleibt fraglich. Denn bei rund 18.000 lizenzierten Shops im Land, von denen „die meisten Kleinbetriebe“ seien, wird eine Durchsetzung zur Mammutaufgabe – vor allem bei einer bisher kaum funktionierenden Kontrolle.

Thaifood - Alles rund ums Essen in Thailand und die thailändische Küche
Thailands Cannabispolitik hat sich von einer visionären Reform zu einem realpolitischen Albtraum entwickelt. Was als liberaler Fortschritt begann, ist inzwischen ein gesetzgeberisches und gesundheitspolitisches Desaster – mit Jugendlichen als Versuchskaninchen, unkontrollierten Verkaufsstellen als Geschäftsmodell und der Öffentlichkeit als Leidtragende.
Der medizinische Nutzen von Cannabis steht dabei außer Frage. Doch ohne klare Regeln, echte Kontrolle und politischen Willen bleibt nur eines sicher: Der Schaden wächst weiter – nicht das Vertrauen.


Einige ironische Anmerkungen der Redaktion:


Thailands Regierung im Cannabis-Dilemma - Vom grünen Kräuter-Hype zum politischen Desaster Bild 3

High Five fürs Gesetz

Sechs Gesetzesentwürfe, null Ergebnis. Vielleicht wartet das Parlament nur auf den siebten Entwurf – mit Glückszahl und Räucherstäbchen. Oder sie haben einfach vergessen, worum’s ging… you know... kurze Konzentrationsspanne und so.

Von der Tempelwiese zum Straßenverkauf

Früher war Cannabis in Thailand ein traditionelles Heilmittel – heute ist’s eher Fast-High-Food. Einmal Khao Soi mit extra Ganja, bitte.

Jugendschutz à la Thailand

Mindestalter 20 Jahre? Klar. Und Einhörner leben im Mekong. Alterskontrolle? Der Verkäufer fragt vielleicht noch nach dem Horoskop, aber sicher nicht nach dem Ausweis.

Die Behörden greifen durch! (Vielleicht. Demnächst. Irgendwann.)

Die neuen Vorschriften sollen „innerhalb von 40 Tagen“ kommen. In thailändischer Verwaltungssprache heißt das: „nach dem nächsten Monsun oder Regierungswechsel – was zuerst eintritt“.

Hanf überall, nur kein Plan

In den Straßen Bangkoks gibt’s inzwischen mehr Cannabis-Shops als 7-Eleven-Filialen. Und das will was heißen.

Medizinische Nutzung, jawoll!

Kopfschmerzen? Schlaflosigkeit? Überdosierte Serien auf Netflix? Kein Problem – mit dem richtigen Arztzeugnis bekommst du bald dein Monatsgramm. Bloß nicht den Arzt vergessen. Oder das Symptom. Oder den Arzt kaufen.

„Green Rush“ statt Goldrausch

Früher buddelte man nach Edelmetallen, heute nach Profit in Pflanzenform – mit CBD-Tropfen gegen die Realität und THC fürs Volk. Investor:innen sehen grün, Patient:innen sehen doppelt, und die Regierung sieht weg.

Internationale Warnstufe: Bitte nicht mitnehmen!

Die Welt warnt: „Bitte keine Cannabisprodukte aus Thailand exportieren!“
Das thailändische Außenministerium antwortet sinngemäß: „Oops.“

Transparenz: Nebel in Tüten

Wie viele Shops gibt’s wirklich? Wer wurde bestraft? Wer kontrolliert das? Keine Ahnung – aber Hauptsache, der Werbeslogan stimmt: „Let’s get high… on bureaucracy.“

Mehr zum Thema Cannabis


Vom Premier-League-Talent zum Thai-Gras Dealer   22.05.2025
    Jay Emmanuel-Thomas und der 27-Millionen-Baht-Cannabis-Kollaps

Gras? Nur mit Attest! - Thailands geplante Kräuterbürokratie   22.05.2025
    Nur noch medizinisch? Wer Spaß am Cannabis hat, kriegt Ärger... oder?

BER wird High Society - Kräuterimporteure aus Thailand unterwegs   27.04.2025
    Deutschlands Flughafen entdeckt seine grüne Ader mit Rekordfund

High-Flying College Fund - Gras-Koffer aus Thailand soll Karriere zünden   12.11.2024
    Brite mit grünem Daumen? 33 kg Cannabis erfreuen Wiener Zöllner

VW Manager reist mit thailändischem Cannabis im Blut nach China   23.10.2024
    Verstoß gegen Drogen-Gesetze oder politisches Manöver?

Cannabis in Thailand mit Fokus auf Medizin   23.09.2024
    Neuer Gesetzentwurf schliesst Freizeitkonsum nicht aus

Thailand: Cannabis für 3 Millionen geht voreilig in Rauch auf   16.09.2024
    Der große Rauch von Srisoonthorn: Cannabislager beschäftigt die Feuerwehr 😜

Cannabis in Thailand - wahrscheinlich bleibt alles, wie es ist   29.07.2024
    Regierungsstreit - Wachstumswunder und regulativer Seiltanz

Thailand und das lustige Hin und Her mit Cannabis   24.07.2024
    Ein ironischer Blick auf die sich stetig beschleunigenden Kehrtwenden 😜

Geplante Cannabisgesetze spalten Thailands Führung   10.07.2024
    Anutins Kampf gegen die Rückkehr zur Cannabis-Prohibition

⇒ Mehr Reisenews Thailand zum Thema Cannabis
Diese Seite Teilen: