24.09.2025
Wirtschaft
Thailands Tourismus - Einnahmeverluste von bis zu 17 % drohen
Die Tourismusbehörde TAT sieht starken Baht als Verursacher - wir nicht
Baht legt stärker zu als regionale Konkurrenten
Seit Januar 2025 hat der Baht gegenüber dem US-Dollar um 7,24 Prozent aufgewertet – von 34,23 auf 31,75 Baht pro Dollar. Damit gehört er aktuell zu den stärksten Währungen weltweit, übertroffen nur noch vom Schweizer Franken (+12,32 %). Zum Vergleich: Der japanische Yen gewann im gleichen Zeitraum 5,51 %, der vietnamesische Dong 3,38 % und der chinesische Yuan lediglich 2,35 %.Ob man sich da nicht etwas täuscht? Der USD hat, Dank der wenig intelligenten Politik Trumps, gegenüber fast alle Währungen erheblich abgebaut. Gegenüber dem EUR seit Jahresbeginn um 12,5 %, während sich am Kursverhältnis EUR/THB praktisch nicht geändert hat.
Für nicht europäische Touristen bedeutet diese Entwicklung dennoch: Sie erhalten weniger Baht für ihre Fremdwährung, wodurch Hotels, Essen oder Eintrittspreise in Thailand plötzlich teurer wirken als in Ländern wie Japan, Vietnam oder China – Märkte, mit denen Thailand traditionell um Gäste konkurriert.
US-Touristen bleiben weg, Europäer werden immer mehr
Besonders hart trifft es die USA. Noch zu Jahresbeginn waren die Besucherzahlen kräftig gestiegen – im Januar um 22 %, im Frühjahr um 7–12 % pro Monat. Doch seit Mai verzeichnet Thailand einen Rückgang von rund 2 %. Im Zeitraum 1.–19. September 2025 kamen nur noch rund 33.400 US-Touristen, ein Minus von 5 % im Vergleich zum Vorjahr.Die Gründe liegen nicht nur am Baht: Der US-Dollar hat seit den im April verhängten Strafzöllen massiv an Wert verloren. Neue Importtarife von bis zu 40 % ließen die wirtschaftliche Unsicherheit steigen. Für Amerikaner, die ohnehin höhere Reisekosten durch die große Distanz haben, wird Thailand damit doppelt unattraktiv: schwächerer Dollar, stärkerer Baht, weniger Kaufkraft.
Anders die Lage in Europa: Märkte wie Deutschland, Frankreich, die Schweiz, Russland oder Großbritannien zeigen seit April durchgehend Wachstum, teils sogar im zweistelligen Bereich. Hier wirkt sich die Währungsentwicklung kaum aus – europäische Reisende kommen weiterhin zahlreich.
Parallel dazu entdecken viele Thais attraktive Alternativen im Ausland. Vor allem Japan, Vietnam und China locken, da deren Währungen im Vergleich zum Baht schwächer sind. Für kaufkräftige Thais bedeutet das günstigere Urlaubsreisen – eine Entwicklung, die wiederum das Ausgabeverhalten im Inland bremst.
TAT reagiert mit neuen Strategien
Die thailändische Tourismusbehörde (TAT) unter Gouverneurin Thapanee Kiatphaibool warnt daher vor einem deutlichen Rückgang der Tourismuseinnahmen gegenüber den ursprünglichen Zielen. Man prüfe derzeit neue Promotions- und Anreizprogramme, um die Attraktivität Thailands trotz des starken Baht zu erhalten und Ausgleichsstrategien für betroffene Märkte zu entwickeln.Wie lange der Höhenflug des Baht anhält, ist unklar. Fest steht: Solange er stärker zulegt als die Währungen der Konkurrenzländer, wird Thailand im Preisvergleich an Attraktivität verlieren, sagt die TAT.
Kommentar
Die TAT könnte, wenn sie ausser Lippenbekenntnissen etwas für ihre treuesten Besucher tun würde, sehr leicht die Anzahl europäischer Touristen weiter steigern, jedoch solange so wenige Flugverbindungen (und diese auch noch zu horrenden Preisen) zur Verfügung stehen, weil man massiv auf chinesische, indische und russische Touristen gesetzt hatte und für EU-Flüge viel zu wenige Slots am Suvarnabhumi Airport zur Verfügung stehen, wird das eher nichts.Aber nun hat die TAT eine große Roadshow für die Türkei angekurbelt - sicher eine tolle Sache- nur hat man dabei vielleicht übersehen, dass der Kurs der türkischen Lira, dank eines weiteren autokratischen Regierungschefs, seit Jahren dem Verfall ausgeliefert ist und für die meisten Türken Thailand finanziell völlig unerreichbar ist.
Die teilweise horrenden Hotelpreise, sind allerdings auch für viele EU-Bürger, die Wert auf ein annehmbares Preis-/Leistungsverhältnis legen, ein klarer Hinderungsgrund. Und die stark vergünstigten Reisepakete für Touristen aus Indien oder China gab es für Europäer nie.
Wir halten die kleinen Währungschwankungen innerhalb der ASEAN Staaten für nicht maßgeblich dafür, ob nun jemand nach Thailand, Vietnam oder Kambodscha reist. Aber das ausufernde Preisniveau für Flüge und Unterkünfte in Thailand schon. An der chaotischen Politik des durchgeknallten US-Präsidenten kann die Thai-Touristik nichts ändern.
Das Problem liegt unserer Meinung nach auch daran, dass die TAT ihre treuesten Gäste aus Europa jahrelang vernachlässigt hat, um kurzfristigen Neu-Touristen (zuerst China, dann Russland, jetzt Indien) zu bauchpinseln und die suchen sich jetzt neue Ziele, weil für sie Thailand (nicht wegen des Baht) zu teuer geworden ist – während Europa mal wieder der stabile Rettungsanker für den thailändischen Tourismus herhalten muss.
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