16.05.2025
Bangkok
Thailands Zoo der Zukunft - ein Biodiversity Park bei Bangkok
Vom alten Dusit Zoo zu einem neuen Nationalheiligtum in Pathum Thani
Gegründet im Jahr 1938, hatte der Zoo Millionen von Besuchern begeistert, Generationen von Schulklassen durch seine Gehege geführt und als Symbol für Bildung und Tierliebe gedient. Doch die Zeit hatte ihn überholt: Das Areal war zu klein, die Tierhaltung nicht mehr zeitgemäß, der Standort inmitten einer zunehmend verdichteten Großstadt schlicht nicht mehr geeignet für einen modernen Zoo, der zugleich Tierwohl und Besucherkomfort ernst nimmt. Nach der Schließung wurden die etwa 1.200 Tiere auf andere Einrichtungen im Land verteilt. Doch was zunächst wie das Ende einer Ära aussah, war in Wahrheit der Anfang von etwas viel Größerem.
Seine Majestät König Maha Vajiralongkorn Phra Vajiraklaochaoyuhua hatte vor längerer Zeit seine große Vision für ein 300 Hektar großes Grundstück in der Gegend von Rangsit Khlong Hok im Bezirk Thanya Buri von Pathum Thani vorgestellt. Dieses weitläufige Areal, dreimal so groß wie der ehemalige Dusit Zoo in Bangkok
Im Distrikt Thanyaburi in der Provinz Pathum Thani, etwa 40 Kilometer nördlich von Bangkok, entsteht derzeit ein Projekt, das nicht weniger als die Zukunft des Zoos in Südostasien neu definieren will. Was dort derzeit in den Feuchtgebieten von Rangsit, genauer gesagt im Gebiet Khlong 6, wächst, ist nicht nur ein Ersatz für den alten Dusit Zoo – es ist ein Symbol für einen Paradigmenwechsel. Unter dem Leitbild eines „Biodiversity Parks“ wird dort der neue Nationale Zoo Thailands errichtet – ein Ort, der Artenschutz, Umweltbildung, Technologie und Erlebnis auf neuartige Weise miteinander verknüpft.
Die Architektur des neuen Zoos ist inspiriert von der natürlichen Flusslandschaft der Rangsit-Ebene. Statt Gitter, Beton und engen Käfigen setzt man auf offene Lebensräume, die der natürlichen Umgebung der Tiere möglichst nahekommen. Besucher bewegen sich nicht länger auf Wegen, die an Gehegegrenzen enden, sondern durch sanfte Übergänge in die Welt der Tiere hinein. Wasserläufe, Geländestufen und natürliche Sichtlinien ersetzen Zäune – so entsteht ein Gefühl der Nähe, ohne dass Sicherheit oder Tierwohl darunter leiden. Tiere werden so gehalten, dass sie andere Spezies sehen und wahrnehmen können, was eine realistischere und stimulierendere Umgebung schafft.
Doch das neue Konzept geht weit über das hinaus, was Zoos traditionell leisten. Der neue Nationalzoo ist auch ein Ort des lebenslangen Lernens, ein Umweltklassenzimmer für alle Generationen. In interaktiven Erlebniszonen, digitalen Lernmodulen und geführten Bildungsprogrammen wird ein Bewusstsein für Artenvielfalt, ökologische Zusammenhänge und die dringende Notwendigkeit von Naturschutz geschaffen. Ziel ist es nicht nur, Tiere zu zeigen – sondern vor allem zu erklären, warum es sie zu schützen gilt.
Modernste Technologie unterstützt diesen Anspruch auch organisatorisch: Digitale Ticketing-Systeme, Besuchermanagement, Datenschutz und zentrale Informationsplattformen sind integrale Bestandteile des Projekts. Der Zoo ist damit nicht nur grün im ökologischen Sinne, sondern auch in seiner digitalen Infrastruktur absolut zeitgemäß. Als erstes großes Projekt in Südostasien wird der Zoo konsequent nach dem „Green Zoo“-Prinzip entwickelt – mit Fokus auf der Reduktion von Treibhausgasen, nachhaltigem Bau und ressourcenschonendem Betrieb.
Das thailändische Kabinett bewilligte das Projekt mit einem Gesamtetat von rund 10,97 Milliarden Baht (ca. 280 Millionen Euro). Der Bau ist in zwei Phasen gegliedert: Die erste Bauphase startete im April 2023 mit einem Budget von 5,54 Milliarden Baht. Die zweite Phase, mit weiteren 4,34 Milliarden Baht, soll im Jahr 2026 beginnen. Die Eröffnung für die Öffentlichkeit ist derzeit für das Jahr 2029 geplant.
Bei einem Besuch der Baustelle am 14. Mai 2025 lobte Thailands Minister für Naturressourcen und Umwelt, Chalermchai Sri-on, die Fortschritte des Projekts. Für ihn ist der Zoo nicht nur eine Freizeiteinrichtung, sondern ein bedeutendes Instrument für Umweltbewusstsein, Bildung und nachhaltige Tourismusentwicklung. Er betonte, dass der neue Zoo als öffentlicher Raum dienen werde – für Erholung, für körperliche Aktivität, aber auch als Forschungszentrum für den Artenschutz. Er werde Arbeitsplätze schaffen, Einkommen für die umliegenden Gemeinden generieren und sowohl inländische als auch internationale Besucher anziehen.
Und tatsächlich: Der „Zoo der Zukunft“ ist weit mehr als ein Prestigeprojekt. Er ist eine Antwort auf die Frage, wie wir in einer zunehmend urbanisierten, digitalisierten und ökologisch gefährdeten Welt mit unseren Mitgeschöpfen umgehen wollen. Er ist ein Ort, an dem das Erbe des Dusit Zoos weiterlebt – größer, klüger, grüner. Wenn der neue Zoo 2028 seine Tore öffnet, wird Thailand nicht nur wieder einen Nationalzoo haben. Es wird ein Vorbild sein für die Region – und vielleicht für die Welt.
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