15.07.2025
Wirtschaft
Touristenabgabe auf thailändisch: verschoben, verdreht, vergessen
Einreisegebühr auf Zeitreise - vom Kabinettsbeschluss 2021 zur Warteschleife
Die „Kha Yeap Pan Din“-Gebühr – was so poetisch wie „Gebühr fürs Betreten thailändischen Bodens“ klingt – hätte 300 Baht für Flugreisende und 150 Baht für Land- oder Seetouristen betragen. Quasi ein Willkommensgruß mit Quittung. Offiziell soll das Ganze der Verschönerung von Touristenattraktionen und der Finanzierung einer Versicherung für Ausländer dienen.
Laut Tourismusministerium liegt das nicht an Unentschlossenheit (natürlich nicht!), sondern an der „schwachen globalen Nachfrageentwicklung“. Man wolle lieber abwarten, ob überhaupt noch jemand kommt, bevor man ihnen zur Begrüßung die Kreditkarte zieht. Assistentenminister Chakrapol Tangsutthitham erklärte ganz diplomatisch, dass man erstmal den Tourismus der nächsten Hochsaison analysieren wolle – und ob sich die Leute überhaupt noch für Thailand interessieren oder längst in Vietnam auf Pho umgestiegen sind.
Thailands berühmte 300-Baht-Touristenabgabe bleibt also mal wieder ein schöner Gedanke mit eigener Pressemappe. Bis 2026 hat man nun Zeit, weiter zu prüfen, zu planen, zu verschieben – und vielleicht ein Komitee zu gründen, das feststellt, dass auch 2027 nicht so ideal ist. Und währenddessen dürfen wir weiter kostenlos auf thailändischem Boden treten – solange wir nicht fragen, wohin die anderen Milliarden an Tourismuseinnahmen eigentlich geflossen sind.
Was bisher geschah? Kurzfassung:
Ein Plan, den niemand wollte, niemand erklären konnte und niemand umzusetzen wusste – aber auf den man sich trotzdem erstaunlich oft „fast geeinigt“ hat.Es war einmal im Jahr 2020, als das Nationale Komitee für Tourismuspolitik in einem Anflug von kreativem Finanzbedürfnis den Geistesblitz hatte: „Lasst uns von jedem Ausländer 300 Baht kassieren, sobald er thailändischen Boden betritt!“ (Sinngemäß übersetzt: „Kha Yeap Pan Din“ – klingt poetischer als „Gebühr fürs Betreten thailändischen Bodens“.)
Doch dann kam das große Problem: Wie zieht man diese 300 Baht überhaupt ein? Niemand wusste es. Also wurde der Start erstmal auf Juli 2021 verschoben. Dann auf Januar 2022. Dann auf... ach, lassen wir das.
Irgendwann hatte man die grandiose Idee, einfach die Fluggesellschaften zur Kasse zu bitten: Sie sollten die 300 Baht auf den Ticketpreis draufschlagen – als wäre das nur ein bisschen mehr Tomatensaft. Die Airlines antworteten sinngemäß mit: „Ähm, nein danke.“ Und zogen nicht mit. Tja.
Also wurde verschoben. Und nochmal. Und noch mal. Der 1. April 2022 wurde als neuer Starttermin verkündet – was viele als schlechten Scherz verstanden. Völlig zu Recht. Denn auch dieser Termin wurde wieder geschreddert und durch den „absolut sicheren“ 1. Juli 2023 ersetzt. Spoiler: Auch der war’s nicht.
September 2023? Nope. Auch nicht. Man bekam zunehmend das Gefühl, dass die 300-Baht-Gebühr eher ein Konzept der thailändischen Literatur ist – wie der Yeti, nur mit Quittung. Dann kam mal wieder eine neue Tourismusministerin, die sich dachte: „Lassen wir’s einfach.“ Und siehe da: Es passierte... nichts. Wunderbar friedlich.
Aber wie das in Thailand so ist – nichts hält ewig, außer Baustellen und Mango-Sticky-Rice – kam auch ein neuer Minister, der die gute alte Gebühr wieder hervorkramte. Diesmal angeblich im Kombi-Angebot mit der Thailand Digital Arrival Card (TDCA). Start: 1. Juni 2025. Versprochen. Naja, bis er dann doch wieder auf Q3 2025 verschoben wurde. Man wollte dem armen Touristen ja nicht zu viele Neuerungen auf einmal zumuten. Sehr rücksichtsvoll.
Und jetzt, tusch – neuer Plan: Die Eintrittsgebühr kommt jetzt Q2 oder Q3 2026. Aber dann wirklich. Ganz sicher. Diesmal wirklich wirklich. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Diese Seite verwendet
Stock images by Depositphotos
Stock images by Depositphotos
Mehr zum Thema Wirtschaft
⇒Wie TACO Trump Thailand mit seinen irren Zöllen bedroht 08.07.2025
Club der überzogenen Zölle - Trump lädt Thailands König ein!
⇒Thailands Tourismus taumelt: Chinas Gäste fehlen, Ziele wackeln 07.07.2025
Qualität statt Quantität? Warum Thailands Strategie an Grenzen stößt
⇒Thailand kämpft gegen Trumps Strafzoll-Fieber 04.07.2025
Zoll-Zoff mit dem merklich verwirrten US-TACO
⇒Thailands neue Wirtschaftsmacht: Die Ära der Solo-Generation 03.07.2025
Wie Singles eine ganze Gesellschaft und deren Demographie umgestalten
⇒Flasche leer, Staatskasse auch - Alkohol-Steuersenkungen mit Kater 27.05.2025
Ein ironischer Blick auf eine Reform, die beschwipst begann und verkatert endet
⇒Thai Airways mit starkem Gewinnsprung 13.05.2025
Ausstieg aus Sanierungsprogramm steht kurz bevor
⇒Thailand wird Eiscreme-Weltmacht 13.05.2025
Platz 1 in Asien, Platz 4 weltweit
⇒Thailand plant Milliardenoffensive für Nebensaison 05.05.2025
Thailands Tourismus kämpft mit Gegenwind
⇒Thailands steigende Preise vergraulen Touristen 01.05.2025
Gier frisst Gastfreundschaft: Start einer Tourismuskrise?
⇒Regenbogen bringt Thailand Milliarden - Die neue Normalität 30.04.2025
Thailands LGBTQ+-Community als Wirtschaftsmotor 🌈
⇒ Mehr Reisenews Thailand zum Thema Wirtschaft