21.05.2025
Musik
Urteil: Thailands Rock-Superstar Sek Loso muss ins Gefängnis
Rock-Ikone stürzt über Waffen, Drogen und den obersten Gerichtshof
Die Liste der Vergehen liest sich wie ein düsteres Greatest Hits-Album: illegaler Waffenbesitz, Drogenkonsum und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Die Vorfälle gehen zurück auf den 31. Dezember 2017, als Sek in seinem Haus in Nakhon Si Thammarat verhaftet wurde. Anlass war ein Haftbefehl wegen eines Schusswaffenvorfalls – der Musiker hatte ohne ersichtlichen Grund in die Luft geschossen. Bei der Festnahme eskalierte die Situation: Sek soll sich nicht nur heftig gegen die Beamten gewehrt, sondern sogar gedroht haben, seine Waffe einzusetzen. Die Polizei sah sich 2017 gezwungen, eine Spezialeinheit zur Überwältigung einzusetzen.
Obwohl Sek einräumte, Drogen konsumiert zu haben, und später argumentierte, sein Verhalten sei auf eine bipolare Störung zurückzuführen, ließ das Gericht diese Erklärung nicht gelten. Der Musiker sei sich seiner Taten durchaus bewusst gewesen, hieß es im Urteil. Auch der Besitz einer automatischen Pistole mit registrierter Munition – allerdings ohne gültige Lizenz – wurde ihm zur Last gelegt. Es war nicht sein erstes Vergehen: In einem früheren Fall war er bereits verurteilt worden, damals allerdings mit Bewährungsstrafe.
In der ersten Instanz lautete das Strafmaß: 2 Jahre und 9 Monate Gefängnis, inklusive einer älteren Körperverletzung. Das Berufungsgericht reduzierte die Strafe leicht auf 2 Jahre und 6 Monate, aber bestand weiterhin auf einer unbedingten Haft. Das jetzige, endgültige Urteil des Supreme Court (Oberster Gerichtshof) setzte gestern noch einmal drauf: 2 Jahre, 12 Monate und 20 Tage – juristisch korrekt, aber für viele Beobachter ein symbolischer Bruch mit der bis dahin eher milde behandelten Skandalbiografie des Stars. Warum der Urteilsspruch auf 2 Jahre und 12 Monate und nicht 3 Jahre lautet, ist uns unbekannt.
Vom Rockstar zum Reizthema
Sek Loso zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der thailändischen Musikszene. In den 1990er-Jahren wurde er als charismatischer Frontmann der Band Loso zum nationalen Superstar. Mit Alben wie Lo-Society und Loso Entertainment prägte er eine ganze Generation und brachte Rockmusik mit thailändischer Seele in die Wohnzimmer – und auf internationale Bühnen wie das Glastonbury Festival in England und South by Southwest in den USA.Doch der Ruhm hatte seinen Preis: Immer wieder geriet Sek durch Eskapaden, Exzesse und emotionale Ausbrüche in die Schlagzeilen. Seine öffentlichen Auftritte schwankten zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Kultstatus und Kontrollverlust. Fans sahen in ihm den ehrlichen, verletzlichen Rebellen – Kritiker hingegen einen rücksichtslosen Egomanen mit Hang zur Selbstzerstörung.
Mit der nun angetretenen Haftstrafe ist klar: Sek Loso hat nicht nur juristisch, sondern auch symbolisch einen Tiefpunkt erreicht. Die einst gefeierte Rock-Ikone wird zur tragischen Figur eines kulturellen Heldenepos, das von Glanz, Absturz und Selbstüberschätzung handelt. Die Musik lebt weiter – aber ihr Schöpfer sitzt hinter Gittern.
Ob dies nun das letzte Kapitel seiner Karriere ist oder der Anfang einer neuen Legende, wird die Zukunft zeigen. Die Bühne wird er jedenfalls so schnell nicht betreten – es sei denn, es gibt eine Konzertreihe im Gefängnishof.
Wir als Fans stehen hinter Sek – trotz allem
Ja, wir sind traurig. Aber nicht, weil ein „Promi gefallen“ ist – sondern weil ein Mensch mit Ecken, Kanten und offenem Herzen nun im Gefängnis sitzt. Sek Loso war nie perfekt – genau das hat ihn echt gemacht. Er hat uns mit seiner Musik bewegt, getröstet, aufgewühlt. Seine Songs waren nie glattgebügelt, sondern ehrlich, roh, menschlich – genau wie er selbst.Wir wollen hier keine Verherrlichung von Fehlern. Wer seine Dämonen öffentlich bekämpft, riskiert auch, öffentlich zu scheitern. Aber dass Sek nie versucht hat, sich hinter PR-Fassaden zu verstecken, macht ihn für uns nicht weniger, sondern mehr: verletzlich, aber aufrichtig. Ein Musiker, der mit gebrochener Stimme mehr Wahrhaftigkeit transportiert als manch ein glattpolierter Superstar mit 100 PR-Beratern.
Wir stehen zu Sek – nicht weil er immer alles richtig gemacht hat, sondern weil er nie aufgehört hat, echt zu sein. Seine Strafe muss er absitzen, auch wenn es etwas verwundert, dass die thailändische Gerichtsbarkeit 8 Jahre braucht, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Sein Beitrag zur thailändischen Musikgeschichte bleibt – unantastbar.
Sek mag jetzt hinter Gittern sein. Aber seine Stimme bleibt frei!
Crawling - Sek Loso Concert
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