27.09.2025
Amüsantes
Vier Betonköpfe und ein thailändisches Einkaufszentrum
Bangkoks Satire-Denkmal für die größten Egomanen der Gegenwart 😜
Im Einkaufszentrum Seacon Square wurde eine Skulptur enthüllt, die aussieht wie Mount Rushmore, nur ohne Demokratie, Würde oder historische Größe. Stattdessen glotzen nun vier Autokraten in die Neonbeleuchtung eines Shoppingcenters, wo sonst Teenager mit Bubble Tea posieren.
Wenn das kein Sinnbild für unsere Zeit ist – Tyrannen als Freizeitkulisse.
🎪 Satire oder Warnung – schwer zu sagen
Das Einkaufszentrum nennt die Installation „Somewhere Else – The Summit Camp“, und Besucher können dort klettern, Bogenschießen oder einfach die Aussicht genießen – direkt auf die vier größten Polit-Egos der Weltgeschichte.Man weiß nicht, ob das ironisch gemeint ist oder eine versehentliche Götterwand des Größenwahns. Aber eines steht fest: Wenn man die Gesichter dieser Herren nebeneinander sieht, bekommt das Wort Fassadenpolitik eine völlig neue Bedeutung.
🇹🇭 Bangkok zeigt Mut – und unfreiwillige Weltpolitik
Der Veranstalter behauptet, die Installation habe „keine politische Botschaft“. Klar. Und Kim Jong Un ist ein leidenschaftlicher Veganer.In Wahrheit ist das Kunstwerk eine geniale Provokation: vier Herren, die sonst mit Zensur, Propaganda und Personenkult glänzen, jetzt als steinerne Freizeitattraktion – ohne Kontrolle über ihre Wirkung. Man stelle sich vor, Putin erfährt, dass Kinder in Thailand auf seine Nase klettern. Da wäre der Kreml wahrscheinlich schneller beleidigt als ein Telegram-Admin.
Das Original-Mount-Rushmore zeigt Visionäre der Freiheit und Demokratie – Washington, Jefferson, Lincoln, Roosevelt. Die Bangkok-Version zeigt die Visionäre der Unterdrückung – Männer, die Freiheit nur dann schätzen, wenn sie ihnen allein gehört. Die einen bauten Demokratien auf – die anderen Paläste aus Menschenrechten.
😜 Kommentar der Red.:
Diese Installation ist kein Denkmal – sie ist ein Spiegel. Und zwar einer, in dem sich die groteske Fratze der Macht selbst betrachtet. Vier Männer, die sich seit Jahren an der Illusion ihrer Unfehlbarkeit berauschen, schauen nun aus Beton auf die Passanten herab – stumm, unbeweglich, und doch irgendwie entlarvend. Man könnte sagen, das Kunstwerk zeigt genau das, was diese Herren am meisten fürchten: ihre eigene Vergänglichkeit.Denn was zunächst aussieht wie eine harmlose Shopping-Mall-Attraktion, ist in Wahrheit eine subtile Abrechnung mit dem Größenwahn unserer Zeit. Da sind sie, die selbsternannten Patriarchen des 21. Jahrhunderts – Trump, Putin, Xi und Kim – vereint in ihrer Eitelkeit, aber gefangen in Stein.
Hier draußen, im klimatisierten Konsumtempel von Bangkok, haben sie endlich das bekommen, was sie immer wollten: Aufmerksamkeit. Nur eben nicht als Götter der Macht, sondern als Karikaturen ihres eigenen Personenkults.
Sie stehen da, nebeneinander, wie vier schlechte Ideen, die nicht sterben wollen.
Trump, der Narziss aus dem Reality-TV, der Demokratie für eine Fernsehsendung hält.
Putin, der KGB-Romantiker, der glaubt, Geschichte sei ein Videospiel mit endlosen Leben.
Xi, der Technokrat, der Freiheit nur als Softwarefehler kennt. Und Kim, der ewige Thronfolger, der sich selbst zum Sonnengott erklärt, während sein Volk friert.
Jeder von ihnen hat ein Reich hinterlassen, das auf Angst, Kontrolle und grenzenloser Selbstüberschätzung gebaut ist – und genau deshalb so bröckelig wirkt wie billiger Beton. Diese vier Gesichter sind keine Heldenmasken, sie sind Mahnmale der Hybris: glatt poliert an der Oberfläche, rissig in der Substanz.
Bangkok hat sie dorthin verbannt, wo sie hingehören: in den Klimaanlagennebel eines Einkaufszentrums, zwischen Coffee-Shop und Kinderkarussell. Zwischen Latte Macchiato und Lego sind sie endlich da angekommen, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können – als Fotokulisse für gelangweilte Mall-Besucher. Und genau das ist die Pointe dieser Installation: Sie entzieht den Autokraten die Bühne, die sie so dringend brauchen. Hier sind sie nicht mehr Herren über Völker, Armeen oder Medienapparate, sondern nur noch Teil einer Werbeaktion – auf zwei Etagen, mit Rabattcode und Parkplatz.
Wer das für Kunst hält, liegt nicht falsch.
Wer das für Satire hält, liegt goldrichtig.
Denn nichts entwaffnet Macht so sehr wie Spott – und kein Denkmal entlarvt sie gründlicher als ein aus Stein gemeißeltes Lächeln, das sich selbst nicht mehr ernst nehmen kann.
Und für jene, die noch immer glauben, diese vier Betonbüsten seien Vorbilder — die politisch Ahnungslosen, die mit dem Schaum vor dem Mund vom „starken Mann“ schwärmen, als wäre Autoritarismus eine Vitaminpille gegen Realitätsschwund — ist dieses Kunstwerk ein unbeabsichtigter Bildungsauftrag. Es zeigt, wohin blinder Personenkult führt: zu einem Leben im Schatten der Mächtigen, während sie sich in Palästen mästen und die Bevölkerung für den Patriotismus frieren darf.
Vor allem jene Parteien in Europa, die sich heute in serviler Bewunderung für diese Autokraten sonnen — allen voran die AfD und ihre rechten Gesinnungsgenossen, die in Putin den „Friedenswächter“, in Trump den „Retter des Westens“ und in Xi oder Kim „stabile Staatsmänner“ sehen — sie alle könnten in dieser Installation ihre eigene Zukunft erkennen: als Staffagefiguren in einem Betonmuseum der politischen Selbsttäuschung. Denn wer Diktatoren nachjubelt, verwechselt Stärke mit Rücksichtslosigkeit, Ordnung mit Unterdrückung und Freiheit mit einem Schlagwort, das man nur noch ruft, solange man selbst am Mikro steht.
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