06.08.2025
Wirtschaft
Weniger Gäste: Warum Thailand jetzt richtig Gas geben muss
Flaute & Hoffnung: Thailands Tourismus vor der Bewährungsprobe
Die Einnahmen aus internationalem Tourismus beliefen sich in den ersten sieben Monaten 2025 auf 895,16 Milliarden Baht (ca. 2,5 Mrd. EUR), was einem Minus von 4,22 % im Vergleich zu 2024 entspricht. Zwar sind dies immer noch beeindruckende Summen, doch das Wachstum stagniert. Um das Jahresziel von 35,5 Millionen ausländischen Gästen zu erreichen, müssen in den verbleibenden fünf Monaten 16,21 Millionen Touristen nach Thailand gelockt werden – eine ambitionierte Aufgabe.
🌏 Regionale Konkurrenz
Während Thailand mit sinkenden Zahlen kämpft, feiern andere Länder der Region Rekordergebnisse:- Japan verzeichnete allein in den ersten sechs Monaten 2025 21,5 Millionen internationale Gäste - ein sattes Plus von 21 %. Besonders auffällig: die enorme Zunahme chinesischer Touristen (+53,5 %), gefolgt von Besuchern aus Südkorea.
- Thailand musste sich im direkten Vergleich geschlagen geben: Von Januar bis Juni kamen nur 16,69 Millionen Touristen.
- Vietnam gewinnt ebenfalls an Boden. Das Land profitiert von einer modernen Infrastruktur, einem frischen Image und attraktiven Preisen bei Handel, Investitionen und Steuern.
Thapanee Kiatphaibool, die Gouverneurin der Tourism Authority of Thailand (TAT), bringt es auf den Punkt: "China ist unser wichtigster Markt – und gleichzeitig unser größter Konkurrent. Viele Länder investieren enorme Summen, um chinesische Besucher anzuziehen, während China selbst aggressiv um internationale Reisende wirbt.“
China hat sich 2025 wieder als wichtigster Quellmarkt für Thailand etabliert: 2,69 Millionen chinesische Gäste reisten ins Land, nur knapp vor Malaysia mit 2,66 Millionen Besuchern.
Die Top-10-Herkunftsländer für Thailand im Überblick:
1. China (2,69 Mio.)
2. Malaysia (2,66 Mio.)
3. Indien (1,37 Mio.)
4. Russland (1,12 Mio.)
5. Südkorea (0,90 Mio.)
6. Vereinigtes Königreich (0,64 Mio.)
7. USA (0,63 Mio.)
8. Taiwan (0,59 Mio.)
9. Japan (0,58 Mio.)
10. Laos (0,56 Mio.)
2. Malaysia (2,66 Mio.)
3. Indien (1,37 Mio.)
4. Russland (1,12 Mio.)
5. Südkorea (0,90 Mio.)
6. Vereinigtes Königreich (0,64 Mio.)
7. USA (0,63 Mio.)
8. Taiwan (0,59 Mio.)
9. Japan (0,58 Mio.)
10. Laos (0,56 Mio.)
Erstaunlicherweise bleibt der Binnenmarkt eine stabile Säule: Zwischen Januar und Juni unternahmen die Thailänder 100,23 Millionen Inlandsreisen, ein Zuwachs von 2,49 % – trotz hoher Verschuldung und knapper Haushaltsbudgets.
Tourismusminister Sorawong Thienthong wertet dies als positives Signal: „Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen reisen die Menschen weiterhin. Das zeigt, dass der Drang zu reisen ungebrochen ist.“
Für 2025 erwartet das Ministerium 1,1 Billionen Baht (ca. 30 Mrd. EUR) an Einnahmen aus dem Inlandstourismus, gestützt auf 205 Millionen prognostizierte Reisen.
⚠️ Herausforderungen: Mehr als nur Zahlen
Thailands Tourismusbranche steht vor mehreren strukturellen Problemen:- Neue Reisetrends: Besonders jüngere Urlauber suchen individuelle, emotionale Erlebnisse statt standardisierter Massentourismus-Angebote.
- Nachhaltigkeit: Umweltfreundliche Angebote sind nicht mehr nur ein Bonus, sondern eine Pflicht, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
- Cybersecurity: Digitale Angriffe bedrohen zunehmend auch den Tourismussektor, von Buchungsplattformen bis hin zu Bezahlsystemen.
Damit Thailand sein Ziel von 35,5 Millionen internationalen Gästen erreicht, muss die zweite Jahreshälfte ein starkes Comeback liefern. Hoffnungsträger ist das traditionell reiseintensive Jahresendgeschäft, unterstützt durch verlängerte Feiertage wie das Mother’s Day Weekend im August, das zumindest den Inlandstourismus ankurbeln dürfte.
✅ Kommentar: Thailands Tourismus mit tiefen Kratzern
Die nackten Zahlen zeigen es: Thailands Tourismus funktioniert noch, aber längst nicht mehr als Selbstläufer. Hinter den hübschen Statistiken steckt eine Realität, die viele Urlauber mittlerweile abschreckt. Teilweise gewaltige Preissteigerungen bei Hotels – teils um unglaubliche 30 bis 150 % – machen den Aufenthalt für viele schlicht unattraktiv. Wo früher Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte, schlagen heute überzogene Forderungen bei gleichbleibendem Service eine tiefe Delle ins Image und die Geldbeutel der Touristen.
Gleichzeitig ersticken mache Urlaubsregionen zeitweise an Overtourism: Strände und Inseln sind in der Hauptsaison oft überfüllt, während Infrastruktur und Verkehrswege dem Ansturm auf den Ferieninseln kaum standhalten. Staus, überfüllte Flughäfen und chaotische Zustände sind für viele Besucher zur nervigen Geduldsprobe geworden. Der Versuch, die Besucherströme in die weniger bis kaum genutzten Monate ausserhalb der Winter- Frühjahrsaison zu lenken, scheint nicht zu funktionieren.
Die oft propagierte Nachhaltigkeit? In der Realität sehr häufig nicht mehr als ein Marketing-Gag. Wassermangel, Müllberge und unkontrollierter Zubau an Hotels, dem selbst Naturschutzzonen zum Opfer fallen, sprechen eine andere Sprache und sind ganz weit weg von allem, was man auch nur annähernd als nachhaltig oder umweltschonend bezeichnen könnte. Dazu kommen ständig wechselnde Regeln und Gesetze, die Reiseplanungen erschweren und Vertrauen zerstören. Und als wäre das nicht genug, wirkt die politische Unsicherheit wie ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der Investoren und Reisende gleichermaßen verunsichert.
Hinzu kommt die zunehmende Ghettoisierung der Touristengebiete: Phuket entwickelt sich immer mehr zu „Klein-Moskau“, wo sich russische Communities bilden und eigene Parallelwelten entstehen, die dem heimischen Markt die Luft zum Atmen und Besuchern die Thai-Kultur nimmt. In Pattaya wiederum dominiert bereits jetzt der indische Markt so stark, dass man sich fragt, ob dort bald Hindi die neue Amtssprache wird. Diese einseitige Ausrichtung auf bestimmte Nationen mag kurzfristig Geld bringen, zerstört aber langfristig die kulturelle Balance und das einst internationale Flair, das Thailand so besonders gemacht hat.
Thailand müsste sich jetzt neu erfinden – mit echter Innovation, glaubwürdiger Nachhaltigkeit und Investitionen in Infrastruktur und Qualität. Doch solange diese Schritte nicht folgen, bleibt das Land zwar ein Magnet für Massen, verliert aber den Anspruch, ein Vorreiter im asiatischen Tourismus zu sein. Stattdessen droht es, im Schatten von Japan, Vietnam und Co. zu verblassen.
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