21.09.2025
Cannabis
Zwischen Joint und Jaccuzi: Thailands neuer Zonenwahn
Cannabis: Grasgrenzen, Zonenwahn und die Angst vor Tante Gerda
Thailand sucht die Graskante: Zonen, Zonen, Zonen!
Ach, Thailand. Einst das Land der Tempel, Tuk-Tuks und Tom Yum. Heute: das Land der Cannabis-Debatten. Seit die Regierung vor zwei Jahren das grüne Kraut aus der Drogenecke in die Wellness-Schublade geschoben hat, wabert nicht nur der Geruch durch die Straßen, sondern auch ein Dauerstreit durch die Parlamente.Thailand diskutiert über Cannabis so, wie andere über Steuererhöhungen reden: mit Schweißperlen auf der Stirn und dem reflexhaften Ruf nach „Zonen“. Kaum ist irgendwo ein Hauch von Marihuana in der Luft, rennt der Tourismusausschuss mit erhobenem Zeigefinger durch Phuket und ruft: „Denkt an die Familien! Denkt an Tante Gerda aus Gütersloh!“
Vom „Land des Lächelns“ zum „Land des Duftnebels“?
Der Tourismusausschuss des Repräsentantenhauses hat in seiner 63. Sitzung – klingt schon wie ein Running Gag – Alarm geschlagen: Die grenzenlose Freizügigkeit beim Kiffen schade Thailands Image. Phuket-Abgeordneter Chalermpong Sangdee malte gleich den Untergang des „Familientourismus“ an die Wand.Schließlich wolle Tante Gerda aus Gütersloh ihre Enkel nicht durch Cannabis-Schwaden zum Strand begleiten, sondern höchstens durch die aromatischen Nebel eines Spa-Dampfbads. Thailand droht, zur ersten Zonen-Republik Asiens zu werden: Rotlichtzone, Rauchzone, Selfiezone – fehlt nur noch die „Bitte-Nicht-Lachen-Zone“ fürs Parlament.
Dabei wurde doch gerade erst der freie Verkauf eingestellt und Cannabis ist nur noch als Medikament erhältlich, auf Rezept! Da muss es ja Massen geben, die Ihre Gesundheit in Thailand kurieren müssen und den Rezeptservice der Ärzte, die gleich im Cannabis-Shop anzutreffen sind, in Anspruch nehmen.
Cannabis als zweischneidiges Schwert (mindestens!)
Chalermpong selbst nannte die Cannabis-Politik ein „zweischneidiges Schwert“. Dabei klingt das Ganze eher wie der billige, wacklige Nachbau eines Schweizer Taschenmesser: Einerseits Einnahmen, Arbeitsplätze, Kreativtourismus – andererseits Kopfschütteln bei Familienurlaubern, internationale Schlagzeilen à la „Thailand high risk“ und der Geruch von „Grünzeug“ an jedem Straßeneck.Um die momentane Tourismuskrise zu entschärfen und es Konsumenten, wie auch Tante Gerda recht zu machen, hat das Komitee vier Empfehlungen ausgesprochen, die klingen, als hätte man sie direkt aus einer Mischung von Bibel und Beipackzettel kopiert: „Zonen fürs Kiffen und Meditieren, Tempel bitte rauchfrei.
Sicherheitsstandards, damit Opa Horst im Tuk-Tuk keinen Hardcore-Brownie erwischt. Imagepflege gegen das Klischee ‚Amsterdam mit Palmen‘. Neue Gesetze vom Geruchskontrollparagraph bis zum Werbeverbot für Marihuana-Muffins.“
Die Tourismuskommission fürchtet, dass High-End-Urlauber abgeschreckt werden. Dabei sitzen die längst mit „CBD-Smoothies“ im Beachclub, während der Backpacker von nebenan an seinem Mango-THC-Lassi nuckelt. Wirklich gestört fühlt sich nur die Bürokratie – vom eigenen Zonenwahn.
Gesundheit? Wirtschaft? Irgendwo dazwischen!
Das Gesundheitsministerium winkt ab: Gesetzesänderungen solle die nächste Regierung machen – man habe schon genug andere Baustellen. Trotzdem liegt ein Entwurf bereit, der Cannabis-Blüten unter das Gesetz zum Schutz traditioneller thailändischer Medizin stellt. Das Gesundheitsministerium ist übrigens dasselbe, das 2022 Cannabis komplett legalisiert hatte (wohl eher versehentlich) und dessen damaliger Minister Anutin hiess, zufälligerweise der, der jetzt Premierminister ist.Währenddessen meldet der Cannabis-Shop-Verband beeindruckende Zahlen: Über 8.000 registrierte Läden, 200 Milliarden Baht (rund 550 Mio. EUR) Umsatz und 80.000 Jobs. Für die Betreiber ein klarer Fall: Don’t smoke in public, but please buy our grass, oils and brownies.
Die Moral von der Geschicht
Ohne Regulierung droht Chaos, mit zu viel Regulierung droht der Schwarzmarkt – eine klassische lose-lose-Situation, in der Thailand gerade versucht, das richtige Maß an „High“ und „Heil“ zu finden. Bis dahin bleibt die Debatte ein endloses Pingpong zwischen Tourismuswächtern, Gesundheitsministern und Shopbetreibern.Und während die Politiker über „Cannabis-Zonen“ diskutieren, haben die Touristen längst ihre eigene Zone gefunden: zwischen Beachbar, Brownie und Buddha-Tempel. Und wenn es noch eine Weile dauert dann werden wir Opa Horst und Tante Gerda zusammen, mit einem völlig relaxten, wissenden Lächeln auf der Pool-Liege sehen, wie sie sich mir Reggae-Beats an ihrer neuen, schmerzfreien, sorgenfreien, bekifften Happy-Hippie-Situation erfreuen.
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