Musik
Carabao - Thailands unermüdliche Rocklegenden
Die Band, die Thailand nie vergessen wird kehrt zurück
Die Geschichte dieser Ausnahmeband beginnt überraschenderweise nicht in Bangkok, sondern auf den Philippinen. Zwei thailändische Studenten, Yuenyong "Aed" Opakul und Kirati "Keo" Promsaka, trafen sich dort während ihres Ingenieurstudiums und gründeten zusammen mit einem Freund 1980 eine Band. Ihr Name? Carabao – das philippinische Wort für Wasserbüffel. Ein Symbol, das kaum besser zu ihrer Philosophie passt: unermüdlich, bodenständig, stark, unbeugsam.
Carabao ist kein Marketingprodukt, keine Boygroup auf Zeit, sondern eine musikalische Bewegung. Schon früh begannen sie, traditionelle thailändische Melodien mit westlichem Rock zu kombinieren – eine Mischung, die es bis dahin so nicht gegeben hatte.
Doch nicht der Sound allein machte sie besonders: Es waren ihre Texte, die den Unterschied machten. Wo andere über Liebe sangen, sang Carabao über Armut, Korruption, soziale Ungleichheit – laut, ehrlich und unbequem. Songs wie „Khon Jon Phu Suea“ (Der arme Kämpfer) oder „Waniphok“ wurden Hymnen für eine ganze Bevölkerungsschicht, die sich sonst niemand zu Wort kommen ließ.
Der absolute Durchbruch kam 1984 mit dem Album "Made in Thailand" – ein monumentaler Erfolg mit über vier Millionen verkauften Exemplaren. Dieser Meilenstein machte Carabao zu einem der größten kulturellen Exporte Thailands. Und plötzlich spielte Rock nicht mehr nur in verrauchten Bars in Bangkok, sondern auch auf Reisfeldern, in Werkshallen, in den Köpfen der Menschen. Carabao war überall.
Und sie hörten nie auf. Im Laufe der Jahrzehnte veröffentlichte die Band über 50 Alben – kein Witz – und tourte nicht nur durch Thailand, sondern auch durch Europa, Australien und die USA. Ihr charismatischer Frontmann Aed Carabao wurde zur Kultfigur, mit Stirnband, Sonnenbrille und Gitarre – halb Bob Dylan, halb Bruce Springsteen, aber mit Reissuppe statt Burger im Blut.
Natürlich blieb diese Erfolgsstory nicht ohne Reibung. Immer wieder gerieten die Musiker mit Politik und Behörden aneinander. Einige Songs wurden zensiert oder boykottiert, weil sie der Obrigkeit zu direkt waren. Und auch die Fans gerieten gelegentlich in Ekstase – etwa beim berüchtigten Konzert 2017, bei dem sich eine Schlägerei ausgerechnet beim Song „Bua Loi“ entwickelte. Als wäre der Soundtrack zur Rebellion zu wörtlich genommen worden.
Aber auch Aed selbst war nicht immer frei von Kontroversen. 2022 stand er wegen angeblicher illegaler Landnutzung in einem Nationalpark in der Kritik – ein Vorwurf, den er zurückwies, der aber dennoch Schlagzeilen machte. Doch ganz ehrlich: Wer über 40 Jahre den Status quo in Frage stellt, darf ruhig auch selbst mal unter Beschuss geraten.
2023 dann der Schock für alle Fans: Carabao kündigte an, Ende 2024 endgültig abzutreten. Schluss mit Bühne, Schluss mit Live-Konzerten. Der Abschied fiel schwer – nicht nur den Fans, sondern einem ganzen Land, das mit dieser Band aufgewachsen war. Doch das Ende kam noch schneller als erwartet, als die Schlüsselfigur Ko Carabao (Chawalit Chalornpong) am 5 September 2024 verstarb.
Doch nichts ist so alt, wie Meldungen von gestern, denn Carabao tritt wieder auf und füllt weiterhin Hallen und Stadien. Die Band hat übrigens angekündigt am 3. Mai 2025 in Pattaya bei dem Charity-Konzert „ The Promise of The Man“ aufzutreten und hatte bereits am 1. März einen Auftritt im Khao Yai Nationalpark bei "Road 4 Life" Festival.
Aber der Wasserbüffel wird nicht sterben. Seine Spuren sind überall – in den Klassenzimmern, auf dem Motorrad-Tanktop eines Bauarbeiters, in Karaoke-Bars, auf Festivals, in politischen Reden. Carabao hat den „Songs for Life“ ein Gesicht gegeben. Und eine Stimme. Und einen verdammt lauten Verstärker.
Was bleibt? Ein Vermächtnis, das größer ist als jede goldene Schallplatte und die Vorfreude auf ein Wiedersehen. Carabao war nie einfach nur Musik – Carabao war, ist und bleibt ein Stück Thailand.
⇒ Carabao - YouTube Music Channel
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