Wissenschaft
Dengue Impfung für Thailand - Fragen und Antworten
Impfstoffe, Risiken, Empfehlungsstatus, Risiko-Orte, Schmerzmittel
Spoiler 1:
Wenn du länger als ein paar Wochen in Thailand bleibst, besonders in Hochsaison für Dengue (Monsunzeit), kann eine Impfung eine durchaus sinnvolle Option sein. Für klassische 2‑Wochen-Urlaube reicht gut dosierter Mückenschutz meist aus. Bei konkreten Fragen, Begleiterkrankungen oder Altersgruppen, sollte ein erfahrener Tropenmediziner aufgesucht werden. Wir wollen und können dir hier keine medizinischen Ratschläge erteilen, wollen aber die Grundlagen erklären.Spoiler 2:
Dengue Impfung sinnvoll? Die Antwort ist: Es kommt darauf an.Denn ob eine Impfung gegen Dengue-Fieber in Thailand sinnvoll ist, hängt stark davon ab, wer du bist, wie lange du bleibst und welches Risiko du eingehen willst.
Dengue ist in Thailand endemisch, also ganzjährig vorhanden – besonders häufig in der Regenzeit von Mai bis Oktober. In dieser Zeit steigt die Zahl der Infektionen rapide an, vor allem in städtischen Gebieten. Schwere Krankheitsverläufe, die eine Krankenhausbehandlung nötig machen, sind zwar eher selten – aber sie kommen vor. Und sie können extrem schmerzhaft und sehr selten auch lebensbedrohlich sein. Die meisten Opfer sind allerdings nicht alte Menschen, sondern Kinder.
Überraschend ist, dass ein zweiter Dengue-Infekt erheblich gefährlicher sein kann, als der erste. Dengue gibt’s in vier Serotypen (DENV-1 bis DENV-4). Wenn man sich das erste Mal infiziert, hat man meist einen milden Verlauf. Kommt es zu einer zweiten Infektion mit einem anderen Serotyp, kann der Körper mit einer übermäßigen Immunreaktion reagieren – die gefährliche Form von Dengue (DSS/DHF).
Was ist Dengue Fieber
Dengue ist eine Viruserkrankung, die in tropischen Regionen wie Thailand weit verbreitet ist. Übertragen wird das Virus durch tagaktive Stechmücken, vor allem durch Aedes aegypti. Anders als bei Erkältungsviren erfolgt die Ansteckung also nicht von Mensch zu Mensch, sondern ausschließlich über den Mückenstich – meist nach längeren Regenperioden, wenn sich in Pfützen und Blumentöpfen perfekte Brutstätten für die Mücken bilden.Die Krankheit beginnt meist plötzlich mit hohem Fieber, starken Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen – so heftig, dass man Dengue auch als „Knochenbrecherfieber“ bezeichnet. Typisch sind außerdem Hautausschlag, Übelkeit und starke Erschöpfung. In den meisten Fällen klingt die Krankheit nach rund einer Woche wieder ab. Problematisch wird es aber, wenn eine zweite Infektion mit einem anderen Dengue-Virustyp erfolgt – dann kann es zu einem schweren Verlauf mit inneren Blutungen, Blutdruckabfall (Dengue-Schock) und sogar Lebensgefahr kommen.
Es gibt keine gezielte Therapie – nur Fiebersenkung und Flüssigkeitszufuhr. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin sind tabu, weil sie die Blutgerinnung zusätzlich stören. Paracetamol gilt als sichere Wahl. Wer in ein Dengue-Gebiet reist, sollte sich rechtzeitig informieren – denn gute Vorsorge beginnt mit Mückenschutz und, je nach Reisedauer, einer Impfung.
Die Impfungen gegen Dengue
Bisher gab es nur einen zugelassenen Impfstoff – Dengvaxia® – der allerdings nicht für alle geeignet ist. Im Gegenteil: Er darf laut WHO nur Menschen verabreicht werden, die bereits eine Dengue-Infektion hinter sich haben. Andernfalls kann der Impfstoff paradoxerweise das Risiko schwerer Verläufe erhöhen. Für Touristen ohne vorherige Infektion war diese Option also nicht nur ungeeignet, sondern sogar gefährlich.Das hat sich mit dem neuen Impfstoff Qdenga® (von Takeda) geändert. Dieser wurde 2023 in der EU zugelassen und ist in Thailand bereits im Einsatz. Der große Vorteil: Er darf auch Menschen ohne frühere Infektion verabreicht werden und schützt vor allen vier Dengue-Serotypen. Studien zeigen eine gute Wirksamkeit, insbesondere gegen schwere Verläufe und Hospitalisierungen.
Dennoch: Eine generelle Impfempfehlung für alle Thailand-Reisenden gibt es bislang nicht. Für Langzeitreisende, Expats und Menschen mit häufigem Aufenthalt in Dengue-Risikogebieten kann die Impfung eine sinnvolle Investition in die eigene Gesundheit sein – gerade wenn man sich in ländlichen Gegenden oder Städten mit bekannter hoher Infektionsrate aufhält. Für sie überwiegt der Nutzen den Aufwand meist deutlich.
Für klassische Urlauber, die zwei oder drei Wochen in Thailand verbringen, sieht es anders aus. Das individuelle Risiko, genau in dieser kurzen Zeit von einer infizierten Mücke gestochen zu werden, ist zwar nicht null – aber eher gering. In diesen Fällen raten Tropenmediziner eher zu konsequentem Mückenschutz als zur Impfung: lange Kleidung, Moskitonetze, Anti-Insektenspray mit DEET – und möglichst keine unüberdachten Abendessen am Wasser.
Zusammengefasst: Die Dengue-Impfung mit Qdenga ist ein echter Fortschritt – aber kein Freifahrtschein oder Muss für alle. Wer oft oder länger in Thailand ist, hat eine gute Begründung, sich impfen zu lassen. Wer nur auf Stippvisite kommt, sollte die Lage im Auge behalten, aber kann sich guten Gewissens auf andere Schutzmaßnahmen verlassen. Wer allerdings zur Risikogruppe gehört – etwa durch Vorerkrankungen, schwaches Immunsystem oder beruflich bedingten Kontakt mit vielen Menschen – sollte die Impfung durchaus in Erwägung ziehen.
FAQ: Impfungen gegen Dengue
Welcher Impfstoff? 💉
- Dengvaxia® (Sanofi):
Nur für Personen mit bestätigter früherer Dengue-Infektion, da sie sonst das Risiko schwerer Verläufe erhöht - Qdenga® (Takeda/TAK 003):In Thailand und weltweit zugelassen – wirkt gegen alle vier Serotypen und ist auch für Menschen ohne vorangegangene Infektion geeignet.
Qdenga ist seit 2023 EU-zugelassen, seit 2024 WHO-vorgeprüft
Empfehlungsstatus Thailand 🌍
- Thailand startet ab April 2025 große Qdenga-Impfkampagnen, z. B. in Nakhon Phanom für Kinder (35.000 Teilnehmer)
- Qdenga empfahl auch die WHO bereits für Regionen mit hoher Übertragungsrate (Kinder 6–16 Jahre)
- STIKO empfiehlt aktuell eine begrenzte Nutzung für Reisende mit bestehender Infektion
- Für Langzeitreisende/Expats: Qdenga lohnt sich (auch ohne Vorgeschichte), besonders bei hohem Übertragungsrisiko.
- Für Kurzurlauber: Nutzen oft gering – Krankheitsschutz kann auch durch Mückenschutz erreicht werden.
- Für Einheimische und Kinder: Sehr sinnvoll – Qdenga wird offiziell eingeführt.
Nutzen/Aufwand? ⚖️
- Qdenga®:
2 Dosen im Abstand von 3 Monaten – Wirksamkeit ca. 80 %, Hospitalisierungsprävention bei 90 %
Nebenwirkungen: meist mild – Injektionsstelle, leichtes Fieber Kopfschmerzen - Dengvaxia®
nur für Menschen mit bestätigter früherer Infektion, da ADE-Risiko
Risiko nach Reiseort 🏝️
- Bangkok & Ballungsräume (z. B. Phra Nakhon Si Ayutthaya):
Hohes Infektionsrisiko im November, aber auch während der Regenzeit deutlich spürbar - Regionen Westliches/Nördliches Thailand, Süden (z. B. Krabi, Phuket):
Ebenfalls stark betroffen – die Hauptwellen dort verlaufen zwischen Juni und August, gelegentlich mit neuen Gipfeln im November - Rayong & Ost-Küste:
Gelten als Hotspots – im Modell wiesen sie die höchsten Reiseinfektionsraten auf. Urlauber in diesen Regionen haben das größte Risiko, besonders in der Hochsaison
Risiken für Reisende 🎯
- Kurzurlaub (z. B. 4 Wochen während der Hochsaison):
Das individuelle Risiko zu erkranken liegt bei etwa 0,8 %, also 8 von 1.000 Reisenden - Trockenzeit (z. B. Januar-April):
Das Risiko sinkt stark – auf etwa 0,003 % (0,3 Fälle pro 10.000 Reisende) - Längere Aufenthalte (6 Monate im Hochrisiko-Jahr):
Bis zu 6,7 % der Reisenden entwickeln eine Antikörperreaktion – Hinweis auf Infektion
Warnung ⚠️ Dengue & Schmerzmittel
Wer in Thailand unterwegs ist und plötzlich unter hohem Fieber, Gliederschmerzen oder Hautausschlag leidet, sollte bei der Einnahme von Schmerzmitteln besonders vorsichtig sein – denn im Falle einer Dengue-Infektion können bestimmte Medikamente lebensgefährlich werden.Viele gängige Mittel wie Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac wirken blutverdünnend und können bei Dengue, das ohnehin die Blutgerinnung beeinträchtigt, das Risiko innerer Blutungen massiv erhöhen. Aus diesem Grund sind sie bei Verdacht oder bestätigter Dengue-Erkrankung absolut tabu.
Als einzig sicheres Schmerz- und Fiebermittel gilt Paracetamol – es senkt die Temperatur und lindert Schmerzen, ohne die Gerinnung zu beeinflussen. Wichtig ist dabei, die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten und im Zweifelsfall ärztlichen Rat einzuholen. Wer also in einem Dengue-Risikogebiet krank wird, sollte nie leichtfertig zur Reiseapotheke greifen, sondern gezielt und informiert handeln – denn falsche Schmerzmittel können im Ernstfall gefährlicher sein als das Virus selbst.
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