Phuket außer Kontrolle - Sonne, Suff und Scherbenhaufen - Thailand Blog
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Phuket  

Phuket außer Kontrolle - Sonne, Suff und Scherbenhaufen

Rollerschlacht im Paradies: 70 mal täglich Blut auf den Strassen der Insel

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Phuket – das klingt nach türkisblauen Buchten, tropischer Leichtigkeit und Instagram-würdigen Sonnenuntergängen. Doch hinter der glänzenden Oberfläche der thailändischen Touristeninsel wächst das Chaos. Straßen, die mehr an ein Videospiel als an Verkehr erinnern. Und mittendrin: Rettungskräfte, die versuchen, den Preis für ein ungehemmtes Touristenparadies zu zahlen. Mit Tragen, Schaufeln – und zunehmend mit Nerven aus Drahtseilen.


Verzweifelte Sanis und Polizisten

"Es ist wie ein Krieg ohne Kriegserklärung", sagt Thanakrit, ein Sanitäter aus dem Distrikt Kathu, während er den Helm abnimmt. Er war gerade bei seinem dritten Motorradunfall des Tages – es ist 11 Uhr morgens. Die Opfer? Zwei Touristen aus Europa, barfuß, ohne Helm, beide auf einem übermotorisierten Mietroller. Alkohol im Spiel. Marihuana im Spiel. Erfahrung mit dem Linksverkehr: keine.

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"Früher waren es ein paar Unfälle pro Woche. Jetzt sind es pro Tag fünf bis zehn – nur in unserer Zone", sagt er. Die meisten Opfer sind unter 30, viele aus Ländern, in denen man glaubt, ein Roller sei ein Spielzeug. „Früher war der Verkehr chaotisch – heute ist er tödlich.“ Täglich sammelt sein Team zerschmetterte Touristen von Straßen, auf denen Verkehrsregeln offenbar als Vorschlag gelten. Helmpflicht? Papiertiger. Führerschein? Luxus. Nüchternheit? Wunschdenken.

Die Kombination aus offenen Cannabisverkäufen, Billigalkohol, fehlender Verkehrserziehung und massenhaft verliehenen Rollern und Motorrädern ergibt eine toxische Mischung: Tourismus auf Speed. Dazu kommen Influencer, die gefährliche Trends befeuern – etwa barfuß Rollern fahren in Badehose oder Selfies während der Fahrt. Die Behörden? Teils überfordert, teils desinteressiert. Solange die Hotelbetten voll sind und der Rubel (bzw. Yuan und Euro) rollt, drückt man vielerorts ein Auge zu – manchmal beide.

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"Wir sind die, die das Chaos aufsammeln", sagt eine junge Notärztin aus Phuket Town, die anonym bleiben will. "Wir holen tote Körper von der Straße und sammeln abgerissene Körperteile ein, während andere sich am Beach den nächsten Joint anzünden oder sich vor der Fahrt erst mal noch ein paar Biere geben." Ihre Wut ist greifbar – sie arbeitet in 16-Stunden-Schichten mit Personal, das längst am Limit ist.

Auch bei der Polizei wächst die Frustration: "Wir haben Regeln – aber ohne Kontrolle und ohne politische Rückendeckung sind sie wertlos", sagt ein Beamter resigniert. "Wenn jemand mit Joint und erheblichem Blutalkoholspiegel einen Unfall baut, wissen wir oft nicht mal, was wir zuerst ahnden sollen."


Die erschreckenden Zahlen

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Im Jahr 2024 wurden auf Phuket offiziell 143 Todesfälle infolge von Verkehrsunfällen registriert – eine Zahl, die selbst für eine beliebte Touristeninsel mit notorisch chaotischem Straßenverkehr erschreckend hoch ist. Doch das Jahr 2025 scheint diese Marke bereits im ersten Monat in den Schatten zu stellen: Allein in den ersten neun Tagen des Jahres wurden 13 Menschen getötet und über 5.000 Personen verletzt, viele davon schwer – darunter eine beunruhigend hohe Zahl ausländischer Touristen. Setzt sich dieser Trend fort, ist mit einer weiteren dramatischen Eskalation der Unfallstatistik zu rechnen. Der Rückblick auf 2024 offenbart ein erschütterndes Bild: 25.407 Verletzte bei Verkehrsunfällen – das entspricht im Schnitt fast 70 Verletzten pro Tag.

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Die Gründe für die rapide steigende Unfall- und Todesrate liegen offen zutage – und wiederholen sich wie ein endloser Refrain in den Berichten von Polizei, Rettungskräften und Notaufnahmen: Fahren ohne Helm, ohne Schutzkleidung, ohne gültigen Führerschein, ohne jede Erfahrung mit Zweirädern – und häufig im ungewohnten Linksverkehr. Viele Touristen behandeln den thailändischen Straßenverkehr wie ein Videospiel: unreguliert, risikofrei und ohne Konsequenzen. Was sie dabei übersehen: Der Preis für diesen Leichtsinn ist hoch – und wird in Blut, Knochenbrüchen und Trauer gezahlt.

Während lokale Behörden beteuern, die Kontrollen zu verstärken, ist die Realität auf den Straßen unverändert: Leihroller ohne Nachfrage nach Führerscheinen, Alkohol am Steuer, aggressive Fahrweise und völliges Unverständnis für Verkehrsregeln gehören zum täglichen Bild.


Urlaubsidylle mit Kollateralschaden

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Immer öfter berichten auch internationale Medien über Todesfälle, Chaos und Gesetzeslücken auf Phuket. Das Inselparadies gerät ins mediale Zwielicht – und mit ihm das Vertrauen in Thailands Tourismusstrategie. Ein Hotelmanager in Kamala bringt es auf den Punkt: "Wir wollten Vielfalt, Freiheit, Party. Jetzt haben wir Müll, Gewalt und Unfallzahlen wie in Kriegsgebieten. Wer soll das auf Dauer aushalten – die Gäste? Oder wir?"

Phuket lebt vom Tourismus – und leidet zunehmend an ihm. Die Mischung aus massenhafter Mobilität, lascher Kontrolle ohne klare Leitlinien lässt eine gefährliche Parallelwelt entstehen. Eine, in der niemand richtig hinschaut, bis wieder Blaulicht aufblinkt. Und während die Sonne über der Andamanensee untergeht, fragt man sich: Was wird zuerst implodieren – das System? Oder das Image der Insel?
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