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Amüsantes  

Same same but different - Englisch in Thailand

Thaiglish: Wenn perfektes Englisch plötzlich nutzlos wird

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Stell dir vor: Du kommst nach Thailand, dein Englisch ist makellos, Oxford-zertifiziert, akzentfrei, geschniegelt und gebügelt. Du formulierst ganze Sätze mit Zeiten, Artikeln und Nebensätzen, fühlst dich sprachlich bestens gerüstet – und verstehst absolut nichts. Noch besser: Dich versteht auch niemand. Willkommen im Kulturschock der besonderen Art.

Du bestellst höflich und korrekt, bekommst aber etwas völlig anderes. Du fragst präzise nach dem Weg, erhältst ein freundliches Lächeln, ein enthusiastisches „Yes yes!“ – und stehst fünf Minuten später irgendwo, nur nicht dort, wo du hinwolltest. Während du innerlich an deinem Cambridge-Englisch zweifelst, läuft dein Gegenüber entspannt weiter. Kommunikation? Erfolgreich. Inhalt? Optional.

Spätestens jetzt dämmert es dir: In Thailand gewinnt nicht der mit dem besten Englisch, sondern der mit dem anpassungsfähigsten. Kurze Sätze, viel Lächeln, ein bisschen Zeichensprache – und plötzlich klappt alles. Dein perfektes Englisch ist nicht falsch. Es ist nur… zu kompliziert.


Warum sprechen Thais so schlecht Englisch?

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Die Frage taucht zuverlässig bei jedem Thailand-Aufenthalt auf, meist nach dem dritten „Yes yes, no ploblem“ und kurz vor dem Moment, in dem genau das Problem eintritt:
Kurze Antwort: Tun sie nicht.
Lange Antwort: Sie sprechen Englisch so, wie ihr System, ihre Kultur und ihr Unterricht es zulassen – und das Ergebnis heißt Thaiglish. Oder liebevoll: Tinglish.

Thaiglish - Lost in Translation

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Thai und Englisch sind natürliche Feinde

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Thai ist eine Tonsprache – hier entscheidet der Ton darüber, ob man über Essen, ein Tier oder die eigene Großmutter spricht. Englisch dagegen verzichtet komplett auf Töne, kompensiert das aber großzügig mit Konsonantenketten, Endungen und Lauten, die es im Thai einfach nicht gibt.

Das Ergebnis ist vorhersehbar: L und R gehen getrennte Wege, Endkonsonanten lösen sich höflich in Luft auf und Wörter wie beach, sheet oder fork werden zu sprachlichen Hochrisikozonen. Das ist kein böser Wille, sondern eine Mischung aus Mundmuskulatur, Sprachlogik und dem Prinzip „Warum kompliziert, wenn’s auch freundlich geht?“.


Grammatik? In Thai optional

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Thai kommt ohne das aus, was Englisch liebt: Zeitformen, Mehrzahl, Artikel und grammatisches Geschlecht. Die Sprache funktioniert trotzdem hervorragend – schnell, effizient und ohne unnötigen Ballast. Warum also plötzlich all diese Regeln lernen, nur weil Englisch sie unbedingt braucht? Der Klassiker „Yesterday I go market already“ ist im thailändischen Denken ein völlig runder, abgeschlossener Gedanke. Dass englische Muttersprachler dabei nervös zum Grammatikbuch greifen, ist kein Fehler des Sprechers, sondern ein Kulturschock der ganz eigenen Art.


Höflichkeit schlägt Korrektheit – immer

In Thailand ist Sprache kein Werkzeug zur Rechthaberei, sondern zur Harmoniepflege. Lieber falsches Englisch mit Lächeln als korrektes Englisch mit Konfliktpotenzial.

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Deshalb:

Englisch wird nicht benutzt, um exakt zu sein – sondern um niemanden vor den Kopf zu stoßen.


Lehrer - Wer lehrt hier eigentlich wen?

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Jetzt betreten wir die eigentliche Komfortzone des Chaos. Denn Thaiglish entsteht nicht zufällig – es wird systematisch gezüchtet. In vielen Schulen unterrichten Lehrer Englisch, die selbst nur so lange flüssig sprechen, wie sie sich exakt an das Lehrbuch halten. Freies Sprechen? Gefährlich. Spontane Fragen? Lebensrisiko. Also wird auswendig gelernt, was später abgefragt wird. Kommunikation ist nett, aber Multiple Choice ist sicherer.

Der Unterricht folgt dabei einer klaren Logik: Hauptsache, der Test wird bestanden. Ob jemand danach ein Hotelzimmer buchen oder ein Taxi erklären kann, ist zweitrangig. Fehler sind der natürliche Feind – denn wer einen macht, verliert Gesicht. Also macht man lieber keine. Weder Lehrer noch Schüler. Schweigen gilt als pädagogische Tugend.

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Richtig kreativ wurde es, als man begann, ausländische Lehrer en masse einzustellen. Qualifikation? Sekundär. Hauptsache, sie konnten Englisch irgendwie aussprechen. Plötzlich saßen Australier mit Outback-Slang, Amerikaner mit College-Jargon, Italiener mit Pizzeria-Englisch, Bayern mit Bayenglish und ein paar verwirrte Briten im Klassenzimmer. Grammatik optional, Aussprache individuell, Regelwerk flexibel. Jeder brachte sein eigenes Englisch mit – die Schüler sammelten es wie Pokémon.

Das Ergebnis ist ein Englisch, das niemand konsequent korrigiert, das kaum jemand aktiv nutzt und das erstaunlicherweise alle bestehen lässt. Verstehen muss es keiner. Bestehen reicht. Und so verlassen Generationen von Schülern die Schule mit dem sicheren Gefühl: Englisch gelernt – aber bitte nicht benutzen.


Angst vor Fehlern

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Viele Thais verstehen deutlich mehr Englisch, als sie jemals zugeben würden. Das Problem ist nicht das Verstehen, sondern das Sprechen vor Publikum. Öffentlich etwas Falsches zu sagen gilt als sozialer Totalschaden, Lehrkräfte korrigieren eher vorsichtig bis gar nicht, und Mitschüler lachen – nicht laut, aber so präzise, dass es für Jahre nachhallt.

Also wählt man den sicheren Weg und sagt bescheiden: „Little bit English.“ Das ist weniger eine Selbsteinschätzung als eine diplomatische Schutzbehauptung. Danach hofft man, dass der Farang den Rest schon irgendwie zusammenpuzzelt. Und erstaunlicherweise klappt das fast immer. Kommunikation auf thailändisch eben: unpräzise, aber erfolgreich.


Thaiglish – unfreiwillige Hochliteratur

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Was daraus entsteht, ist Thaiglish: kreativ, effizient und gelegentlich tief philosophisch. „Same same but different“ erklärt ganze Lebenshaltungen in vier Wörtern. „No have“ spart Zeit und unnötige Grammatik. „You wait me here“ regelt Logistik. „Can can“ löst Probleme. Und „You eat already?“ ist keine Frage, sondern ein Akt sozialer Fürsorge. Das ist kein schlechtes Englisch – das ist funktionales Weltenglisch, optimiert für Alltag, Freundlichkeit und Überleben. Präzision ist optional, Verständnis meistens garantiert.

Thais sprechen nicht schlecht Englisch

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Sie sprechen:
Das eigentliche Problem ist nicht Thaiglish. Das Problem sind wir, die glauben, Englisch müsse überall so klingen wie in Cambridge.

Und Hand aufs Herz: Nach ein paar Wochen sagst auch du Dinge wie
“No problem, same same.”
Und weißt was?
Alle verstehen dich.


Hintergrund

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Laut dem EF English Proficiency Index 2025 ist Thailand im weltweiten Englischranking ein paar Plätze… sagen wir mal sportlich nach hinten gerutscht. Rang 116 von 123 Ländern klingt erstmal dramatisch, landet aber ziemlich passend in der Kategorie „very low proficiency“ – was man hierzulande vermutlich frei mit „Little bit English“ übersetzen würde.

Der Punktverlust von 13 Zählern zum Vorjahr wirkt dabei fast konsequent, schließlich gilt in Thailand weiterhin: Lesen klappt ganz ordentlich, Sprechen ist mutig und Schreiben eher eine kreative Disziplin. Während man Texte noch recht gut entschlüsselt, wird es beim Reden holprig – vermutlich, weil man dabei nicht einfach still lächeln kann. Europa führt wie gewohnt das Feld an, Malaysia zeigt in Asien, dass es auch anders geht, und Thailand hält tapfer die hinteren Plätze.

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Immerhin gibt es Hoffnungsschimmer: Pattaya schlägt Bangkok, die 26–30-Jährigen schneiden am besten ab – und dass die Jugend schlechter wird, passt zumindest perfekt zur globalen Klage „Früher war alles besser“. Kurz gesagt: Statistisch sieht es düster aus, im Alltag funktioniert es trotzdem – solange man akzeptiert, dass Grammatik optional und Freundlichkeit Pflicht ist.
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