Pattaya
Skandal - BBC deckt auf: Pattaya hat ein Nachtleben
Wenn Klischees zur BBC-Doku werden - The Dark Side of Paradise 😂
Manchmal fragt man sich, ob britische Fernsehmacher bei der Themenwahl lose Zettel aus einer Lostrommel ziehen. „Thailands dunkle Seite“ klingt jedenfalls so originell wie „Wasser ist nass“ oder „Bier macht betrunken“. BBC Three hat es trotzdem gewagt – und serviert uns mit Thailand: The Dark Side of Paradise eine Doku, die vor lauter Klischees fast an ihrer eigenen Überladung erstickt.
Schon die Ausgangslage wirkt köstlich ironisch: Zara McDermott, bislang hauptsächlich als Reality-TV-Star bekannt, darf plötzlich die investigative Dampfwalze geben. Dass eine Moderatorin, die eher Erfahrung mit Liebesinseln als mit geopolitischen Feinheiten hat, über Sexarbeit, Kriminalität und Tourismuspolitik doziert, ist ungefähr so passend wie ein Kindergeburtstag im Swingerclub.
Natürlich mussten die Dreharbeiten spektakulär aus dem Ruder laufen. Polizei, die der BBC ans Leder will, beschlagnahmte Aufnahmen, ein Wurfgegenstand, der das Team trifft – man hätte fast meinen können, die Produzenten hätten das Drama gleich mitbestellt. Und am Ende? Eine Collage aus Soi Cowboy, Khao San Road, halbnackten Tänzerinnen und ein paar Touristen, die im Suff ihr Portemonnaie verloren haben. Kurz: das thailändische Bösewicht-Kochbuch in drei Folgen, serviert in britischem Schockfarben-Look.
In Pattaya sorgte die Serie erwartungsgemäß für Aufruhr. Dort kennt man diese Vorwürfe seit Jahrzehnten: zu viel Rotlicht, zu wenig Familienidylle. Neu ist, dass Tourismusfunktionäre mittlerweile erstaunlich offen sagen: „Ja, wir haben Sexarbeit. Ja, wir sollten sie endlich legalisieren. Ja, ein offizielles Rotlichtviertel würde Sinn machen.“ Man reibt sich die Augen. Jahrzehntelang wurde beschwichtigt, jetzt plötzlich klingt es nach urbaner Stadtplanung mit Rotlichtschalter.
Die Tourismusbehörde TAT gibt sich derweil stoisch. Man verweist auf über 700.000 britische Besucher allein im laufenden Jahr und auf die millionenschwere Treue des UK-Marktes. Und man setzt lieber auf Hochglanzkampagnen mit Formel-1-Fahrer Alex Albon als Werbegesicht. Ein Mann, der mit 350 km/h durch Kurven rast, soll offenbar das neue Symbol für Sicherheit und Familienfreundlichkeit in Thailand sein. Ironie pur.
Das Dilemma bleibt: Während die BBC Pattaya zur Sündenhochburg aufbläst, möchte die Stadt selbst lieber mit Golfplätzen, Wasserparks und Orchideengärten punkten. Doch ganz egal, wie viele Influencer man zu Bootsausflügen schickt – das Bild der grell leuchtenden Soi 6 bekommt man nicht einfach aus den Köpfen. Pattaya bleibt die ewige Mischung aus Postkartenidylle und Rotlichtklischee, aus Familienurlaub und Mitternachtstrip.
Die BBC hat mit ihrer Doku nichts Neues enthüllt, sondern alte Vorurteile in HD und Zeitlupe wiederaufbereitet. Pattaya versucht währenddessen, sich aus dem eigenen Image-Labyrinth zu befreien – halb mit ernst gemeinten Reformvorschlägen, halb mit Werbebroschüren, die so viel Familienfreundlichkeit versprechen wie ein Malle-Ballermann-Katalog. Und wir Zuschauer? Wir dürfen uns entspannt zurücklehnen und dabei zusehen, wie zwei Welten aufeinanderprallen: die britische Lust am Skandal und die thailändische Kunst, mit stoischem Lächeln sogar aus einer Doku über das „dunkle Paradies“ noch ein Marketinginstrument zu basteln.
Kommentar:
Ach, die BBC – einst Inbegriff britischer Seriosität, heute offenbar der verlängerte Arm von „Love Island“. Man schickt also Zara McDermott, Reality-Sternchen und Influencerin, los, um die dunklen Geheimnisse Thailands zu enthüllen. Herausgekommen ist eine Doku, die so investigativ ist wie eine „Pina Colada“ am Strand: süß, klebrig und mit Schirmchen dekoriert.Und die Briten? Nun ja, die dürfen sich mal wieder über „gefährliche Zustände“ in Pattaya echauffieren – während ihre eigenen Landsleute in Unterhemd und Flip-Flops durch die Soi Cowboy taumeln und glauben, „Chang Beer“ sei eine ausgewogene Mahlzeit. Wer Thailands angeblich „dunkle Seite“ sucht, muss eigentlich nur sonntagmorgens am Strand nachsehen, wo die letzten Restbestände britischer Pauschaltouristen in der Sonne röten wie tiefgefrorene Hummer.
Dass die Doku einseitig ist, überrascht niemanden. Aber dass die BBC ernsthaft glaubt, man könne mit Zara McDermott glaubwürdige Sozialreportagen drehen, ist schon fast Satire. Fehlt eigentlich nur noch Jeremy Clarkson, der erklärt, warum Sexarbeit „the fastest car in the world“ sei.
Am Ende bleibt der Eindruck: Die Thais kämpfen tapfer um ein modernes Image, während die BBC lieber im Klischee-Bingo spielt. Und die britischen Urlauber? Die kommen sowieso wieder – mit Sonnenbrand, Union-Jack-Badeshorts und dem festen Vorsatz, diesmal wirklich nur Kultur zu konsumieren… bis sie am ersten Pub hängen bleiben.
This Is the Paradise They Didn’t Show
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