Essen
Spitzenköchinnen Vilai & Virat Kanjan mussten Schweiz verlassen
Die Schweiz prüft Deutsch – Deutschland bekommt das Dinner
Es gibt Geschichten, die würzen das Leben besser als Chili, Ingwer und Limettenblätter zusammen. Die Geschichte der thailändischen Zwillingsschwestern Virat und Vilai Kanjan gehört dazu – zwei geniale thailändische Frauen, Küchengöttinnen, die mit ihren Löffeln Feinstarbeit leisten, als wären es Zauberstäbe. Wer schon einmal im »Schloss Elmau« gespeist hat, dem müssen sie nicht vorgestellt werden.
Für alle anderen: Diese beiden haben 2015 beim G7-Gipfel Angela Merkel und diverse Weltstaatschefs bekocht, während ringsum Menschen in Anzügen taten, was Menschen in Anzügen nun einmal tun: reden, lautstark diskutieren und sich dann mit unvergleichlichen Geschmackserlebnissen entspannen.
Die Schwestern kochten – und überzeugten. Nordthailand auf Porzellan, fein, nuancenreich, würzig, ernsthaft, aber nie aufgesetzt. Zwischen 2015 und 2019 prägten sie das Restaurant » Fidelio« stilistisch, kulinarisch und atmosphärisch – ein Kapitel, das damals zu früh endete, als ihre Visa ausliefen. Ja, Visa. Diese seltsamen kleinen Papiere, die manchmal mehr Einfluss auf Weltkultur haben als jede philosophische Debatte über Freiheit.
Schlossherr Dietmar Mueller-Elmau sagt heute rückblickend: „Wir waren wirklich traurig, als sie gehen mussten.“ Man hört aus dem Satz heraus: Es war kein Abschied aus freien Stücken – sondern einer auf dem Altar der Bürokratie.
Schweiz, Berge, Luxus – und ein Sprachtest, der alles entscheidet
Nach Elmau ging es für die Schwestern in die Schweiz, genauer ins Bürgenstock Resort – ein weltberühmtes Luxushotel mit Seeblick, Bergpanorama und Preisetagen, bei denen Kreditkarten freiwillig fliehen möchten. Dort führten sie das Restaurant „Spices“ auf 16 Gault-Millau-Punkte, was ungefähr dem Küchen-Olymp entspricht. Man sollte meinen, so etwas reiche als Beweis von Talent, Können und gesellschaftlichem Mehrwert.Doch die rechtslastig regierte Schweiz wäre nicht die Schweiz, wenn sie nicht zwischendurch mit majestätischer Konsequenz eine Regel aus dem Hut zöge.
Für die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung verlangte der Kanton nämlich ein Deutschzertifikat A2. Das ist das Niveau, bei dem man in Worten wie "Ich hätte gerne einen Kaffee" schon drei Fehler machen darf, ohne dass jemand böse wird.
Die Schwestern versuchten den Test dreimal. Und bestanden dreimal nicht. Vor allem der mündliche Teil war ein Stolperstein. Was folgte? Raus. Mit allem. Arbeit weg, Wohnsitz weg, Lebensmittelpunkt weg. Ein Stück kulinarischer Hochkultur wurde an einem einzigen Formular zerschellt.
Und jetzt kommt der Moment, wo man diejenigen hört, die sonst lauthals „Migration muss gesteuert werden!“ rufen. Ja – hier wurde gesteuert. Geradewegs raus aus dem Land. Niemand kann behaupten, die Schweiz sei nicht konsequent. Ob die Schweiz dadurch kulturell oder gastronomisch etwas gewann – sagen wir: Der Berg blieb schön.
Deutschland, manchmal überraschend warmherzig
Während die Schweiz also ihre Papiere ordnete, tat Deutschland etwas, das man ihm in solchen Momenten gerne öfter nachsagen würde: Es sagte einfach „Kommt zurück. Wir brauchen euch. Und zwar wirklich.“ Nun sind die Schwestern also wieder in Schloss Elmau, zurück am Herd des »Fidelio«, mit neuen Ideen, neuem Selbstbewusstsein und einem Gepäck voller kulinarischer Eindrücke aus Asien und Europa und zur Freude deutscher Gourmets.Ihre Küche? Nordthailand trifft Südthailand trifft Myanmar trifft Indien trifft Europa. Oder anders gesagt: Geschmack als Diplomatieform, die besser funktioniert als jeder Gipfel.
Und die Moral von der Geschichte?
Man kann Mauern bauen, Sprachtests verhängen und Grenzen hochziehen.Man kann sich einreden, Migration sei ein Excel-Thema: Zutreffend / Nicht zutreffend.
Und dann merkt man irgendwann: Es sind die Menschen, die Kultur machen. Nicht die Formulare.
Die Schweizer haben zwei Spitzenköchinnen verloren. Bayern hat sie zurück. Und Schloss Elmau hat wieder das, was Bürokratie nie kochen kann:
Geschmack, Seele und Wärme.
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