Erfolgreiche Waffenstillstandsgespräche Thailand-Kambodscha - Reisenews Thailand
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27.10.2025

Politik  

Erfolgreiche Waffenstillstandsgespräche Thailand-Kambodscha

Friedens-Motor Anwar Ibrahim und Trumps jämmerliche Friedens-Show

Erfolgreiche Waffenstillstandsgespräche Thailand-Kambodscha - Reisenews Thailand - Symbolfoto 1

Es gibt Momente auf der Weltbühne, in denen man sich fragt, ob man eine diplomatische Großtat miterlebt oder einfach nur eine besonders aufwendige PR-Show. Der jüngste Waffenstillstand zwischen Thailand und Kambodscha, unterzeichnet im malaysischen Kuala Lumpur, liefert ein Paradebeispiel. Zwei Nachbarländer, die sich jahrzehntelang über eine umstrittene Grenzregion stritten, einigen sich auf eine Ausweitung des Waffenstillstands – und plötzlich schwebt Donald Trump ins Bild, flattert mit zwei Fähnchen (amerikanisch in der einen Hand, malaysisch in der anderen) und erklärt sich selbst zum Architekten des Friedens.

Die Realität ist, wie so oft bei Trump, etwas weniger… göttlich inspiriert.


Der eigentliche Motor des Friedens: Anwar Ibrahim

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Während Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim die diplomatischen Fäden spann, Gespräche moderierte und den ASEAN-Gipfel zur Bühne echter regionaler Vermittlung machte, reiste Trump erst kurz vor Sonnenaufgang ein – pünktlich, um im Rampenlicht zu stehen, als die Tinte auf den Abkommen längst trocknete.

Anwar hatte seit Wochen unermüdlich vermittelt, Gespräche zwischen Bangkok und Phnom Penh angestoßen und das Umfeld geschaffen, in dem beide Seiten bereit waren, einander wieder die Hand zu reichen. Doch während der Malaysier still an Stabilität für die Region arbeitete, sah Trump vor allem eines: eine Chance, sich selbst als Weltfrieden-Messias zu inszenieren.


Trump, der Tänzer mit den Fahnen

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Kaum gelandet, schüttelte der 45. US-Präsident jetlagresistent Hände, ließ sich mit traditionell gekleideten Tänzern fotografieren und vollführte seine berühmte „Kampagnen-Choreografie“ – jener unvergessliche Hüftschwung, der zwischen patriotischer Begeisterung und Zumba-Fehltritt changiert. Mit einer amerikanischen und einer malaysischen Flagge in den Händen wedelnd, posierte er wie ein Mann, der soeben persönlich die Kanonen an der thailändisch-kambodschanischen Grenze zum Schweigen gebracht hätte.


Die wahren Akteure: Thailand und Kambodscha

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Während Trump mit Kameras flirtete, begannen in der Nacht auf Sonntag in Kambodscha reale, friedensstiftende Bewegungen: Schwere Artillerie wurde aus der Grenzregion Preah Vihear abgezogen – unter Aufsicht internationaler Beobachter. Es war der erste konkrete Schritt eines neuen Friedensprozesses, der in Malaysia besiegelt worden war.

Kambodschas Premier Hun Manet nannte den Tag „historisch“, und Thailands Regierungschef Anutin Charnvirakul sprach von einem „Baustein für dauerhaften Frieden“. Keine der beiden Seiten erwähnte Donald Trump als den großen Vermittler. Kein Wunder – der hatte mit den eigentlichen Verhandlungen ungefähr so viel zu tun wie ein DJ mit der Stromversorgung eines Philharmonie-Konzerts.


Die Trump’sche Friedensrhetorik – ein Déjà-vu

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„Wir haben etwas geschafft, von dem viele sagten, es sei unmöglich“, prahlte Trump anschließend vor Mikrofonen.

Man kennt dieses Drehbuch: ein Konflikt irgendwo auf dem Globus, und plötzlich steht Trump mit Siegerpose da – ob er nun beteiligt war oder nicht. Es ist die gleiche Erzählung, mit der er bereits zuvor versuchte, das Nobelpreiskomitee milde zu stimmen. Offenbar glaubt er bis heute, dass sich internationale Diplomatie genauso verkauft wie ein Golfplatz in Florida: Hauptsache, der Name „Trump“ steht auf dem Schild.

Trumps Beitrag – soweit man ihn überhaupt so nennen kann – bestand darin, beiden Ländern mit Handelsstrafen zu drohen, falls die Kämpfe nicht aufhören. Kein Mediator, kein Gesprächsleiter, kein Friedensgesandter – eher ein ökonomischer Türsteher, der drohend den Daumen senkt, wenn die Party zu laut wird.

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Ein kambodschanischer Thinktank-Chef brachte es trocken auf den Punkt: „Der einzige Grund, warum sie sich überhaupt geeinigt haben, war Trumps Zollkeule.“ Das mag kurzfristig funktionieren, hat aber mit echter Konfliktlösung ungefähr so viel zu tun wie ein Tweet mit einem Friedensvertrag.

Der Gipfel in Kuala Lumpur bot Trump die perfekte Kulisse, um seinen angeschlagenen Ruf als internationaler „Dealmaker“ aufzupolieren. Während seine Zölle die Weltwirtschaft durcheinanderwirbeln und sein Verhältnis zu Kanada wegen eines Fernsehspots (!) auf einem diplomatischen Tiefpunkt liegt, versucht er sich als Brückenbauer zwischen Ost und West. Sein Team kündigte stolz Handelsabkommen mit Malaysia, Thailand und Kambodscha an – deren Inhalte so geheimnisvoll bleiben wie seine Steuererklärungen und die Epstein-Files.


Der Zollkeulen-Messias

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So endet die Geschichte, wie so viele Trump-Episoden: mit Blitzlicht, Selbstbeweihräucherung und einem erstaunlichen Mangel an Substanz. Der Waffenstillstand zwischen Thailand und Kambodscha ist zweifellos ein Fortschritt – und das Verdienst von Politikern, die tatsächlich am Verhandlungstisch saßen.

Doch Donald Trump, der sich gern als Friedensengel sieht, hat sich hier wieder einmal selbst Flügel angeklebt – aus purem Eigenlob und PR-Spray.

Und so steht er da, die Hände in Siegerpose, während andere die eigentliche Arbeit getan haben.
Ein Friedensstifter? Vielleicht in seiner eigenen Reality-Show. In der echten Welt bleibt er, was er immer war: ein Mann, der bei jeder Gelegenheit „Deal!“ ruft – auch wenn der Vertrag längst ohne ihn unterschrieben wurde. Dazu auch:

Vier Betonköpfe und ein thailändisches Einkaufszentrum
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